Auf der Suche nach einem echten Röhrensound, der bezahlbar und zudem auch noch
transportabel sein soll, bin ich auf den Warwick Quadruplet PreAmp gestoßen.
Der Quadruplet wurde in nicht gerader hoher Stückzahl für einen kurzen Zeitraum
von Warwick hergestellt. Er ist leider nur noch gebraucht erhältlich. Er konnte sich nie gegen die doch sehr erfolgreich verkauften Ampeg SVT-IIP und SVP Pro und CL PreAmps durchsetzen. Obwohl
dieser Amp schon ein "alter Hut" zu sein scheint, möchte ich ihn hier gerne vorstellen:
Das Besondere am Quadruplet ist, dass hier im mit Röhren bestückten PreAmp eine EL84-Endpentode endstufenmäßig auf einen Ausgangsübertrager arbeitet. Das aber nicht um Cabs zu befeuern, sondern um das spezielle Röhren-Endstufen-Klangverhalten zu erzeugen. Das wird auch in Amps like Bassmaster von H&K, dem SWR Interstellar Overdrive oder den WW TubePaths so bewerkstelligt und hat sich bewährt.
Schön finde ich die Möglichkeit, mittels des "Quadrumatrix"-Drehschalters
zwischen reiner Vorstufe und Röhren-simulierter-Endstufe wählen zu können. Somit stehen einem 4 Grundsounds zur Verfügung, die mittel 4-Band-EQ zudem den eigenen Wünschen angepasst werden
können.
Preset 1:
Klangerzeugung rein über Vorstufenröhren
dichter, tiefmittiger Sound
Preset 2:
Klangerzeugung rein über Vorstufenröhren
etwas mittenbetonter als Preset 1
Preset 3:
Vorstufenröhren und Endstufenröhre
Jetzt wird es interessant. Durch die EL84 wird das ganze doch noch ein amtlicher
Vollröhren-Amp. Tiefe Mitten und ein wenig "crispe" Höhen...
Preset 4:
Vorstufenröhren und Endstufenröhre
Ähnlich dem Preset 3, jedoch etwas mehr Tiefen. Sounds like SVT!
Eine weitere "Klangregelung" wird mit einem Crunch-Regler erreicht. Mit diesem sind
Einstellungen zwischen Clean und Crunch möglich. Härtere Gangarten sind mit diesem PreAmp nicht möglich, da der zu erreichende Zerrgrad doch eher beschränkt ist. Ich habe die Röhre an erster
Stelle durch eine TT12AX7 v1 ersetzt und somit einen höheren Zerrsound erreicht. Aber dieser befindet sich m.E. immer noch im "Crunch-Bereich".
Hervorragend ist das absolut rauscharme Klangbild. Und dass auch bei weiter geregelten
Höhen.
Auffällig ist der recht pegelarme Output, den der Amp zur Verfügung stellt. Doch mit
qualitativ guten Endstufen ist eine ordentliche Klangverstärkung sehr gut zu erreichen. Eine weitere Möglichkeit bietet der vorderseitige HeadPhone-Out. Dieser bietet ebenfalls ein
post-EQ-Signal, welches vom Master abhängig ist. Dieses Signal ist jedoch deutlich stärker, als das des LineOuts.
Ich hatte die Schna..ze ziemlich voll, als ich auf der Suche nach einem amtlichen Röhrensound
war. Etliche Effekte und Modeller (von billig bis hochwertig) wurden ausprobiert, doch mit keinem konnte ich das erreichen, was ich mit einem (geliehenen) Ampeg SVT CL an Sound erhielt. Na ja,
schleppen wollte ich den SVT auch nicht, immerhin bringt dieser stattliche 40 kg auf die Waage. Also schnell ans Werk und im Netz schlau gemacht, was es sonst noch so alles gibt. Dabei bin ich
auf verschiedenste PreAmps gestoßen, die Endstufen-verstärkt stattlichen Sound versprachen.
Mir bot sich die Möglichkeit zeitgleich drei verschiedene Röhren-PreAmps zu testen, besser
gesagt: Ich kaufte mir die aufgezählten Kandidaten.
Testkandidaten waren ein Ampeg SVP Pro, ein Ampeg SVP CL und halt der Warwick
Quadruplet.
Was soll ich sagen? Der Ampeg SVP CL kam schnell wieder in die Bucht (wurde sogar mit Gewinn
verkauft...), mit dem wurde ich nicht so richtig warm, obwohl dies anfänglich mein Favorit war.
Den Warwick habe ich als letzten Kandidaten getestet und ich war auf Anhieb
glücklich!
Der Quadruplet kann sich getrost in eine Reihe mit den doch sehr geschätzten Ampegs (SVP Pro
& CL) stellen. M.E. bietet der WW mehr Einstellmöglichkeiten als die Ampegs und ist zudem um einiges rauschärmer.
Die Möglichkeit, zur Klangaufbereitung eine Endstufenröhre zuzuschalten, entlockt dem PreAmp
den Sound eines ausgewachsenen Voll-Röhren-Amps like SVT etc. Viel Zerre ist hier aber nicht möglich, ein gesunder Crunch (nach Wechsel der Röhre an Pos. 1) aber schon.
Den Quadruplet stecke ich immer mal wieder in mein Gig-Rig und freue mich
jedes mal erneut über die "dicken" "bauchigen" Sounds, die mit diesem Preamp möglich sind. Besonders das Quadrumatrix-Preset 4 spiele ich sehr gerne, da der Sound sehr an "große" Vollröhren
erinnert.
Ich habe seit 2009 vier verschiedene Quadruplets besessen (fragt nicht,
warum...). Von richtig "abgerockt" (eigentlich eher "schlecht behandelt") bis "laden-neu" war alles dabei. Auf ein paar Gemeinsamkeiten möchte ich hier hinweisen:
Defekte Gleichrichter
Bei drei Quadruplets trat nach längerem Gebrauch folgender Fehler auf:
Nach dem Einschalten des Preamps klang dieser wie gewohnt. Nach ca. 5...10 Minuten brach die Lautstärke bis zur totalen "Verstummung" merklich ein. Lediglich ein gaaanz leises kratzen war noch zu
hören. Dieses Phänomen trat in allen vier Quadrumatrix-Presets auf. Es stellte sich heraus, dass der originale Gleichrichter auf der Röhrenplatine defekt war.
Diesen habe ich durch einen gleichwertigen Gleichrichter ersetzen lassen, das Problem war behoben. Auffallend war, dass bei meinem jetzigen Quadruplet, den ich ebenfalls gebraucht erstanden habe, dieser Gleichrichter bereits schon vor meinem Kauf ersetzt wurde...
Der Gleichrichter ist für die Heizung der Röhren V1+2 zuständig. Im Normalbetrieb sollten die nominalen 1,5A des Bauteils durchaus ausreichen - bei Einschalten vor allem bei Kaltststart ist der Strom deutlich höher. Der Gleichrichter bleibt so gesehen eine Schwachstelle und wird sich mit der Zeit wieder verabschieden. Helfen würde nur ein höher dimensionierter Typ - den gibt es aber leider nicht in dieser runden Bauform.
Defekte Drehschalter
Bei zwei Quadruplets konnten nicht mehr alle vier Quadrumatrix-Presets
gewählt werden, bei einem Quadruplet knackte es während des Umschaltens. Die Ursache war ein defekter Drehschalter:
Es handelt sich hierbei um einen 3-poligen (4-Stellungen) Drehschalter (3P4T). Original wurde
ein Drehschalter zur s.g. Print-Montage gewählt (siehe Bild). Einfachheitshalber habe ich diesen durch einen Drehschalter mit Lötfahnen ersetzt. Die Lötarbeit ist etwas knifflig, da nicht nur
flexible Drähte verlötet werden müssen, sondern auch recht starre Stege verbunden werden müssen.
Schwacher Output beim LineOut
Dieses wird von fast allen (mir bekannten) Usern des Quadruplets bemängelt. Die mögliche
Lautstärke im Vergleich mit anderen Preamps bei gleicher Endstufe und gleicher Endstufenaussteuerung ist schon deutlich geringer. Abhilfe schafft hier die Verwendung des vorderseitigen
Kopfhörerausganges zum Anschluss an eine Endstufe. Hier liegt ein recht hoher Pegel an, welcher ebenfalls mit dem Master geregelt wird. Aber Vorsicht: Dieser kann für manche Endstufe dann auch
schon wieder zu hoch sein...
Locker sitzende Röhren
Die Röhren im Quadruplet sitzen relativ locker. Es reichen schon geringe Erschütterungen und
die Röhren sitzen nicht mehr korrekt im Sockel.
Abhilfe kann hier die
Fertigung und Installation eines "Haltebleches" schaffen:
Die auf dem Bild zu erkennenden Silikonringe sollen verhindern, dass die
Röhren in der Fassung "klirren" bzw. klappern.
Vielen Dank an harpamps für
die Zusendung der Bilder!