Engl Rackhead 1030

Engl ist in Gitarristenkreisen keine unbekannte Größe. Eine reichhalte Amp-Produktpalette bietet nahezu für jeden Musikgeschmack einen passenden Amp. Für Bassisten jedoch wurde bis dato kein Amp angeboten. Dies sollte sich 2014 ändern, als Engl gleich drei verschiedene Amps plus zwei passende Bassboxen vorstellte.

Streng genommen handelte es sich um zwei unterschiedliche Amps, die verschiedene Konzepte verfolgten. Es handelte sich um den Rackhead 1020 und den Rackhead 1030. Während der RH 1020 mit einer Röhre im Preamp arbeitete, wurde der RH 1030 mit einem reinen Transistorpreamp angeboten. Ein dritter Amp fasste den Rackhead 1020 und 1030 in einem Gerät als Zweikanaler zusammen. Allen Amps gemeinsam ist die Verwendung von Class D Powermodulen als Endverstärkung. 

Übersicht

  • Bauform: Verstärker im Stahlblechgehäuse
  • Technik: Transistor / Class D Endstufe
  • Maße: 19" x 1HE X 245 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 4 kg
  • Leistung: 500 Watt (8 Ohm), 800 Watt (4 Ohm)

 

Konzept

Auf nur einer Höheneinheit und gerade mal 245 mm Tiefe hat Engl seinen Rackhead komprimiert. Als Material für das Gehäuse wurde vergleichsweise dünnes Stahlblech verwendet, welches jedoch dem Gewicht von gerade mal 4 kg genügend Stabilität bietet. Das gesamte Innenleben besteht aus drei Platinen: Preamp, rückseitige Anschlussplatine und Endstufenmodul. Zur Leistungsverstärkung kommt hier ein ICEpower 250ASX2 zum Einsatz, welche ebenso in vielen anderen Amp verwendet werden und sich bewährt haben.

Trotz aller Enge bietet der Amp vielfältige Bedienungsmöglichkeiten auf der Front- sowie auf der Rückseite des Amps. Die verwendeten Potis sind aus Metall gefertigt und vermitteln ein wertiges Gefühl, die Beschriftungen der Bedienelemente sind deutlich zu erkennen und selbsterklärend betitelt.

Zum Anschluss eines Basses wird eine Klinkenbuchse genutzt. Die Voranpassung an Pegel-starke / Pegel-schwache Bässe erfolgt mit einem Druckschalter, welcher die Eingangsempfindlichkeit um 12dB verringert. Eine weitere Pegelanpassung erfolgt durch Gain, eine Clip-LED hilft bei der Aussteuerung des Eingangs.

Mit Mute kann der Amp in Spielpausen stumm geschaltet werden.

Mit Shape steht auch beim Rackhead ein (per Druckschalter schaltbares) s.g. "Badewannen"-Preset zur Verfügung. Die Bässe und Höhen werden betont, gleichzeitig werden die Mitten abgesenkt. Die Intensität der Betonung/Absenkung kann hier per Poti gewählt werden.

 

Der 4-Band EQ mit semiparam. Mitten ist wie folgt aufgeteilt:

 

Bass: ±15 dB @ 60 Hz

Lo Mid: ±15 dB @ 40...700 Hz

Hi Mid: ±15 dB @ 400...4000 Hz

Treble: ±15 dB @ 6,5 kHz

 

Der Equalizer greift beherzt ins Soundgeschehen ein. Viele Soundvorstellungen sind somit möglich.

Zu guter Letzt der Master-Regler zum Einstellen der Gesamtlautstärke. Eine LED signalisiert, wenn der interne Limiter bei zu hoher Aussteuerung der Endstufe aktiv wird.

 

Die Rückseite:

 

Boxen können über Speakon-Buchsen angeschlossen werden. Die Mindestimpedanz beträgt 4 Ohm, die Ausgänge sind parallel verschaltet.

Der Effektweg wird hier anders als sonst üblich nur mit einer Stereo-Klinkenbuchse erreicht. Das spart Platz, ist jedoch nicht gerade "gängige" Praxis. 

Zum muten des Amps sowie für das aktivieren/deaktivieren des Shape-Preset kann ein Fußschalter genutzt werden, der über den rückseitigen Footswitch-Klinken-Anschluss angeschlossen werden kann.

Der DI-Out (XLR) kann pre/post Equalizer gewählt werden. Zur Anpassung an verschiedene Pult-Eingangsempfindlichkeiten kann der Ausgangslevel des DI-Outs stufenlos per Poti geregelt werden.

Sound

Wie klingt denn ein Bass-Amp, dessen Hersteller eher im Gitarren-Bereich bekannt ist?

Fett!

Erstaunlich kräftig und geradeheraus klingt der Amp bereits in flat-Einstellung. Kräftiger Schub von unten, gesunde Mitten und feinzeichnende Höhen sind zu vernehmen. Schaltet man das Shape-Preset hinzu, werden die Bässe und Höhen angenehm bei gleichzeitiger Rücknahme der Mitten betont. Das ergibt einen "bauchigen" Ton, der ein wenig an Röhren-Amps erinnert.

Der Sound bleibt stets clean. Der Amp ist also nichts für Fans der Overdrive-Fraktion.

Der Equalizer erlaubt weite Eingriffsmöglichkeiten in den Sound. Einzig das Höhenband finde ich ein wenig zu hoch abgegriffen. Wird es zu beherzt bemüht, mischt sich ein deutliches Rauschen in den ansonsten neben-geräuscharmen Sound.

Erstaunlich finde ich den Attack, den die Endstufe bietet. Sehr direkt und knackig werden angeschlagene Töne wiedergegeben.

 

Fazit

Der Engl Rackhead 1030 wurde wie seine Kollegen 1020 (Röhrenpreamp) und 1060 (1020+1030) wurde nur kurze Zeit angeboten. Leider fanden sie nur wenig Beachtung, so dass die Herstellung dieser Amp innerhalb recht kurzer Zeit wieder eingestellt wurde. Das mag zum einen am recht knackigen Verkaufspreis gelegen haben oder halt an der bisherigen Marktpositionierung des Herstellers im Gitarrenbereich. 

 

03.2018