Vorgeplänkel

Seit langer Zeit spiele ich als Übungsamp einen Hughes & Kettner BassMaster. Der Bassmaster wurde eigentlich als Preamp konzipiert, kann jedoch dank integrierter EL84 und Ausgangsübertrager auch direkt an eine Box angeschlossen werden. Die ca. 5 Watt des Bassmasters reichen aus, um als Übungsamp (inkl. Ärger mit den Nachbarn...) oder sogar als quasi "Vollröhrenamp" für kleine (leise) Gigs herzuhalten.


Ich habe den Bassmaster mehrmals erfolgreich als Amp für derartige Kneipengigs verwendet. Aber sollte es dann doch mal etwas lauter werden, kam der Kleine schnell an seine Grenzen: Die Dynamik war futsch und unerwünschter Overdrive setzte ein.

Durch die Ankündigung des Ashdown CTM 15 wurde ich neugierig auf diesen LowWatt-Zwerg, denn es wurden "laute" 15 Watt versprochen...

Überblick

  • Bauform: Topteil im Metallgehäuse
  • Technik: Röhre/Transistor
  • Maße: 140 x 235 x 155 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 5 kg
  • Röhrenbestückung: 1 x 12AX7, 2 x EL84
  • Leistung: 15 Watt an 4 o. 8 Ohm
  • Eingänge: Klinke
  • Ausgänge: Speaker (Klinke)
  • Klangregelung: Bass, Mitten, Höhen
  • Besonderes: VU-Meter

Konzept

Der Ashdown CTM15 wird in China hergestellt. Dieses "Prädikat" wird oftmals mit schlechter Verarbeitungsqualität etc. verbunden. Dieses kann ich nicht bestätigen. Das Gehäuse des Amps besteht aus recht dickem Stahlblech, welches mit einem kratzfesten Strukturlack versehen wurde. Es bieten sich keine auffälligen Spaltmaße, schief sitzende Potis oder sonstige Mängel.

Standardmäßig wird eine Tasche mitgeliefert, die den Amp-Zwerg ausreichend beim Transport schützt:

Linkseitig ist ein Tragegriff im Gehäuse integriert, der den Transport des mit 5 kg ohnehin recht leichten Gerätes erleichtern soll.

Das mitgelieferte Manual ist Ashdown-typisch lieblos (automatisch) übersetzt. Nicht dass es viel zum CTM15 berichten gibt, aber grausame Rechtschreibung und Grammatik haben auch in den wenigen Absätzen eines Manuals nicht zu suchen.

Der Ashdown CTM15 wurde als "Vollröhrenamp" angekündigt und verkauft und wird mit "ECC83-driven preamp" angepriesen. Ein Blick ins Innere des Amps insbesondere auf die Eingangssektion ließ erste Zweifel aufkommen. Der Preamp des Amps schien nicht "Tube-driven" zu sein. Einige Mails mit dem sehr schnell antwortenden Ashdown-Support bestätigten die Vermutung: "The Preamp on the CTM15 is solid State driving a tube back end.". Also nix "Vollröhre".

Das geübte Auge erkennt auch, dass ein Röhrenplatz frei geblieben ist. Ashdown ist ebenfalls Inhaber der Marke "Hayden", welche einen LowWatt Amp mit Namen Mofo 15H anbietet. Die Platine scheint (bis auf kleine Änderungen) der des CTM15 ähnlich zu sein. Der MoFo verfügt über eine "Zeigerröhre", z.B. einer EM84, welche den Platz "V3" einnimmt. Oben auf der Platine (unter den orangenen Kabeln) ist auch gekennzeichnet, für welchen Amp die Platine bestimmt ist.

Die Bedienung des Amps ist denkbar einfach gehalten. Es stehen ein Klinkeneingang für den Bass zur Verfügung, mit Gain wird die Eingangsempfindlichkeit ausgesteuert. Der passive Equalizer ist mit einem Bass-, Mitten- und Höhenregler 3-bändig ausgelegt. Das Master-Poti regelt die Gesamtlautstärke des Amps.

Von weitem sichtbar ist das analoge Ashdown-typische VU-Meter (hintergrundbeleuchtet): Es zeigt die Aussteuerung der Endstufe an. Geht bei höheren Mastereinstellungen der Zeiger in den roten Bereich, beginnt der Amp kräftig zu zerren.

Die Rückseite des Amps ist ähnlich spartanisch gehalten. Es stehen lediglich ein Ein/Aus-Schalter und die (Klinken-) Anschlüsse für die Boxen zur Verfügung. Lediglich die Impedanzen werden unterschieden (4 oder 8 Ohm). Da es sich hier um einen Röhrenamp handelt, sollte dieser nur mit angeschlossener Last betreiben werden!

Sound

Doch...wie klingt er denn nun?
Nun, als ich den Amp das erste Mal in Betrieb nahm wurde ich ziemlich enttäuscht. Zum einen: er brummt leicht. Ok, als Vollröhrenliebhaber weiß ich, dass es bei der Verwendung von Vollröhren nie ganz geräuschfrei vonstatten geht. Dieses Brummen ist jetzt aber auch nicht so aufdringlich, dass ich es als "Mangel" bezeichnen würde.


Aber: Ich mag keine passiven Equalizer, bei welchem sich die Regler gegenseitig beeinflussen. D.h. drehe ich (anscheinend) mehr Bass hinein, gehen plötzlich alle Bässe flöten und die Mitten treten überproportional in den Vordergrund. Grässlich, es dauert eine Weile, bis man die Neutralstellung der Regler gefunden hat. In diesem Falle war es Bass: ca. 12 Uhr, Mitten ca. 11 Uhr, Höhen ca. 14 Uhr.


Diese Neutralstellung fand ich aber nur, wenn ich bei der Verwendung meines Music Man Reflex die Eingangsempfindlichkeit (Gain) auf Null drehte. Sobald ich Gain auch nur ein wenig betätigte, wanderte der Sound augenblicklich Richtung stark übertönter Mitten und Höhen. Ab ca. 9 Uhr setzte ein deutlicher Overdrive ein. Hmmm, genau das wollte ich nicht.


Anders verhält sich der Amp mit meinem Fender Roscoe Beck V. Dieser ist im Vergleich zum Reflex eher Output-schwach, hier zerrte der Amp erst bei Gain-Einstellungen jenseits von 12 Uhr.


Mit allen verwendeten Bässen, ob aktiv oder passiv, war der Sound irgendwie hart und kratzig, tlw. sogar recht harsch und steril.

Ich habe die werkseitig verwendeten Shuguang 12AX7 und EL84 gegen TAD 12AT7 und TAD EL84 cz ausgetauscht. Der Austausch der Endstufenröhren ist hier denkbar einfach, da der Amp ein "automatic BIAS" verspricht. Der Sound wurde deutlich "bassiger" und vermittelte eher den Eindruck eines Röhrenverstärkers. Der Amp reagiert erwartungsgemäß etwas träge mit den gewissen "Obertönen", die man den Vollröhren zuschreibt.


Die passive Klangregelung macht es etwas schwierig, schnell den gewünschten Sound zu finden. Nach einiger Frickelei findet man ihn dann doch schließlich.


Und: Der Amp ist wirklich laut! Ich habe ihn im Probenraum an einer 410er+115er Kombination im Bandkontext getestet. Er ist bis zu einem gewissen Lautstärkegrad recht durchsetzungsfähig. Er bietet bei weitem nicht die Reserven meiner sonstigen leistungsfähigen Amps, er ist jedoch bei weitem deutlich lauter, as man es für einen 15 Watt Zwerg für möglich hält. Der (etwas lautere) Kneipengig steht noch aus, ich werde berichten.

Fazit


Nach der leichten Modifikation durch den Austausch der werkseitig bestückten Röhren kann der Ashdown CTM15 durchaus punkten. Er klingt richtig gut, vermittelt (trotz SS-Preamp) ein Röhren-Feeling und kann durchaus durchsetzungsfähig sein.


Die Stärken des Amps liegen wahrscheinlich in der Verwendung als Overdrive. Wenn man den Amp dezent übersteuert, klingt die Zerre "röhrentypisch" recht weich und harmonisch, ohne dieses grässliche Kratzen, was so manche Bodentreter als "Röhrenzerre" verkaufen wollen.


Output-starke Bässe sollte man bei einer Vorliebe für Clean-Sounds nicht verwenden. Clean-Sounds erreicht man dann nur, wenn man den Gain gen Null stehen lässt.


Der m.E. recht hohe Preis von aktuell knappen 450 Euro und der recht niedrige Leistungsbereich von 15 Watt werden u.a. ausschlaggebend sein, dass der Ashdown CTM15 eher ein Nischenprodukt bleiben wird.