Nachdem ich jetzt schon längere Zeit den Ampeg PF-50T spiele, wurde ich neugierig auf den kleineren Vertreter, auf den PF-20T.
Mein Eindruck zum PF-50T im direkten Vergleich zum B15N war, dass man zwar grob in die gleiche Richtung ging, das Ziel jedoch nicht ganz erreichte. Mir fehlte dieser typische weiche und trotzdem satt definierte Basston, den die alten Kisten so tadellos veranstalten können.
Der PF-20T ist ein wenig anders "gestrickt" als der leistungsstärkere Bruder, vielleicht stellt er die Lösung dar.
Das Aussehen des PF-20T erinnert mit seinem Metallchassis und den aufgesetzten Trafos sowie den durch einen Käfig geschützten Röhren stark an das etwas klobig und kantig wirkende Äußere des B15N. Eine gelungene Reminiszenz an das große Vorbild!
Mit knappen 20 Watt Ausgangsleistung wird dieser Amp wohl eher "stationär" eingesetzt, als dass er zur Beschallung von Gigs genutzt wird. Daher hat man wohl auch auf sämtliche Transport-erleichternde Griffe verzichtet.
Das Gehäuse ist schwarz-matt lackiert und ist dabei besonders empfänglich für Fingerabdrücke, die schnell nach wenigen Handgriffen den Amp zieren.
Die Verarbeitung des Amps ist vorbildlich: Dickes Stahlblech, passend und ohne übermäßig große Spaltmaße verarbeitet, wurde für das Metallchassis verwendet. Die Potis laufen weich und mit angenehmen Widerstand.
Die im Vergleich zum PF-50T etwas kleiner dimensionierten Trafos sind wahrscheinlich für eine Verringerung des Gewichts verantwortlich. Wiegt der PF-50T noch knappe 9 kg, so sind es hier nur noch knappe 7 kg.
Anders als beim B15N setzt man heutzutage auf Platinen:
Lediglich die weiße Beschriftung der Potis auf der polierten Blende ist schwer ablesbar. M.E. fällt dies aber nicht sooo ins Gewicht, handelt es sich doch um eine recht überschaubare Anzahl von Bedienelementen:
Zum Anschluss des Basses steht ein Klinkeneingang zur Verfügung. Die Eingangsempfindlichkeit wird mit Gain, die Gesamtlautstärke mit Master geregelt.
Anders als man es sonst von Amps aus dem Hause Ampeg gewohnt ist, steht zur Klangregelung "nur" ein Dreiband-Equalizer (Bass 50 Hz, Mitten 550 Hz, Höhen 4 kHz) ohne die sonst übliche Midrange-Regelung zur Verfügung. Ebenso wird man die schaltbaren Presets für Ultra-Lo und Ultra-Hi suchen, denn auch die stehen beim PF-20T nicht zur Verfügung.
Die Rückseite des Kleinen ist identisch mit der des Großen:
Zum Anschluss einer Box wird ein Klinkenanschluss genutzt. Die verwendete Impedanz kann mit einem versenkt angeordneten Schiebschalter zwischen 4 und 8 Ohm gewählt werden.
Was bei anderen Röhrenamps schnell zum Defekt führen kann, ist hier möglich: Wird keine Box angeschlossen, wird der Ausgang auf einen Lastwiderstand geschaltet, so dass der Amp keinen Schaden nimmt. So kann man den Kleinen auch als Preamp nutzen.
Dazu bietet der PF-20T gleich zwei DI-Outs. Der Preamp Out kann per Taster pre/post Equalizer gelegt werden.
Interessanter finde ich den Transformer Balanced Line Out, welcher post AÜ gelegt wurde. Dieses Ausgangssignal klingt deutlich komprimiert und dadurch stimmig "weich" und typisch "röhrig".
Ein weiteres interessantes Detail ist die Möglichkeit, den Ruhestrom der Röhren selbst einstellen zu können, ohne gefährlich hohen Strömen ausgesetzt zu werden. Mittels eines Trimmpotis und zweier LEDs kann der BIAS von außen schnell, sicher und ohne großartige Fachkenntnisse eingestellt werden.
Nach dem Einschalten des Amps signalisiert eine rot leuchtende LED-Bar, dass man sich im Standby-Modus befindet. Schaltet man den Amp per rückseitig angeordnetem Wippschalter aus dem Standby, ändert diese LED-Bar ihre Farbe in violett: Es kann los gehen!
Klanglich überrascht mich der PF-20T ein wenig. Er klingt in EQ-Neutralstellung anders als der leistungsstärkere PF-50T. Ein fett klingender Basston, gemischt mit ´ner ordentlichen Portion Mitten mit einer leichten Prise Höhen ertönt aus der angeschlossenen Box. Man könnte meinen, dass das bekannte Ultra-Lo Preset (also ein Badewannen EQ) aktiviert ist.
Der Equalizer bietet weite Regelwege, alle Regler greifen gut in das Klangverhalten ein. Erstaunlich finde ich die Vielseitigkeit, die diese einfache Klangregelung bietet. Von bassig-mumpfig bis drahtig-schrill ist alles möglich. Aber selbst bei extremen Einstellungen bleibt der Ton satt und definiert.
Der Amp ist trotz seiner vergleichsweise geringen Leistung von gerade mal 20 Watt erstaunlich laut. Die Leistungsgrenze und somit der leicht crunchige Bereich ist schnell erreicht. Aber anders als beim PF-50T klingen diese leicht angezerrten Sounds jedoch deutlich harmonischer und weicher. Richtige Distortionsounds sind nicht möglich, der Sound geht bei höheren Gain- bzw. Masterstellungen deutlich in die Breite und verliert ordentlich an Durchsetzungsvermögen.
Der PF-20T spielt seine klanglichen Stärken bereits schon bei sehr geringen Lautstärken aus. Wo man so manchen Röhrenamp erst an seine (Gehör-) Schmerzgrenze treiben muss, klingt der kleine Ampeg bereits bei angenehmer Wohnzimmerlautstärke erstaunlich gut und nach fett klingender Röhrenendstufe.
Sehr schön finde ich den Klang des Transformer Balanced Line Out. Dieser bietet einen deutlich röhrig eingefärbten Sound, welcher den Einsatz eines richtig dicken Vollröhrenboliden vortäuscht.
Den Vergleich mit einem B15N hält der Ampeg PF-20T m.E. besser. Er klingt deutlich mehr nach diesem alten Vorbild. Er klingt ein wenig direkter und kantiger, erinnert jedoch stark an den Sound der alten Kisten.
Während der leistungsstärkere Ampeg PF-50T auch noch für Probenraumeinsätze gemütlicher Kapellen geeignet ist, kommt der PF-20T schnell an seine Leistungsgrenzen. M.E. ist er mehr für den Recordingeinsatz oder als Nobel-Übungsamp geeignet. Dafür entschädigt er mit einem Sound, der vergleichsweise mehr in Richtung des alten Vorbilds B15N geht.