Ampeg SVT-IIP

Ich habe es schon mehrfach erwähnt, dass meine "Röhrenleidenschaft" mit einem Ampeg SVT CL anfing. Mir gefiel auf Anhieb dieser unverwechselbare Röhrenklang und, zum damaligen Zeitpunkt, auch dieser typische Ampeg-Sound. Na ja, da geliehen, musste der der SVT CL irgendwann wieder gehen. Aber die fixe Idee, diesen typischen Röhrensound auch günstiger (und mit weniger Gewicht...) bewerkstelligen zu können, brachte mich auf die Idee, unzählige Preamps, anfangs vornehmlich Röhrenpreamps, zu testen, um diesem Sound wieder nahe zu kommen.
Mittlerweile ist das eine (Sammel-) Leidenschaft geworden (aber auch eine Last...), 19 Preamps verschiedenster Ausführungen konnte ich bisher mein Eigen nennen. Schnell musste ich feststellen, dass allein ein Röhrenpreamp nicht den identischen Sound eines Vollröhrenboliden abbilden kann, dazu fehlt einfach auch eine Röhren-verstärkte Endstufe. Zudem stellte ich schnell fest, dass Preamps nicht unbedingt nach "Röhre" klingen, nur weil ein bis zwei, manchmal sogar sieben (!) Röhren am Werke sind. Gerade der Forge AXB, mit seinen schon erwähnten sieben Vorstufenröhren klang von allen Preamps am wenigsten nach "Röhre". Das konnte sogar der rein Transistor-verstärkte Yamaha PB-1 besser.

Natürlich habe ich anfangs auch Ausschau nach Ampeg Preamps gehalten und schnell einen SVP Pro und einen SVP CL ergattern können. Der SVP Pro begeisterte mich sofort, der SVP CL enttäuschte mich dagegen sehr. (Meine Meinung über den SVP CL änderte sich aber schlagartig, als ich mal wieder in den Genuss kam, einen zu testen. Dazu aber später mehr...)

Der SVP Pro befindet sich immer noch in meiner "Sammlung", jedoch änderte sich mein Soundgeschmack weg vom mittenbetonten Ampeg-Sound zu fundamentaleren aber dennoch durchsetzungsfähigen Sounds, wie ihn z.B. der Fender TBP-1 oder ein Trace Elliot V-Type bieten, so dass recht wenig Beachtung zuteil wurde.

Durch Zufall und purer Langeweile entdeckte ich jedoch den typischen "Ampeg-Sound" neu. Und zwar durch die Verwendung eines SVT-IIP, welcher sich ebenfalls schon seit längerer Zeit in meinem Besitzt befindet.

Übersicht

  • Bauform: 19", 1HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: 155 mm
  • Technik: Röhre + Transistor
  • Röhrenbestückung: 3x 12AX7
  • Klangregelung: 3-Band EQ; 5 Mittenpresets, 6-Band-Graphic-EQ (schaltbar); Ultra Low und Ultra High Preset
  • Eingänge: Klinke "Normal" und "Bright" (vorderseitig)
  • Ausgänge: 2x Main-Out (Klinke), symm. DI-Out XLR
  • Sonstiges: Graphic-EQ per Footswitch schaltbar
  • Gewicht: 2,5 kg

Konzept & Sound

Der Ampeg SVT-IIP wurde nur für kurze Zeit von 1991 bis 1993 hergestellt. Das jedoch in verhältnismäßig großer Stückzahl, so dass dieser Preamp immer mal wieder auf den Gebrauchtmärkten zu finden ist (stark schwankende Preise zwischen 250 und 400 Euro...). Der SVT-IIP stellt im Prinzip den Vorverstärker des SVT-II Tops (non Pro!) dar und war der Versuch des Herstellers Ampeg, eine kostengünstige Alternative zum Vollröhrenboliden anzubieten. Ein SVT-II kostete stolze 5.000 DM, der Preamp hingegen "nur" noch 1.200 DM.

Das Gehäuse ist aus vergleichsweise dünnem aber dennoch stabilem Stahlblech gefertigt, die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen. Einzig die Poti-Knöpfe wirken, da aus Plastik gefertigt, ein wenig "billig". Die Potis sind leichtgängig und kratzen nicht, obwohl sie schon seit knapp 20 Jahren "im Dienst" sind.

Die Bedienelemente des Preamps sind, so wie ich es mag, übersichtlich:

Für den Anschluss eines Basses stehen zwei Klinkeneingänge zur Verfügung. "Normal" also für den normalen, unbeeinflussten Instrumenteneingang und "Bright", bei welchem die Tiefbässe abgesenkt werden, was eine deutliche Verschiebung in Richtung Mitten-betonteren Sound zur Folge hat. Dieser ist nahezu unbrauchbar bei der Verwendung von Mitten-betonteren Bässen, wie zum Beispiel meinem Fender Roscoe Beck, da die Betonung der Mitten so ein wenig zu sehr in den Vordergrund rücken kann.

Originalgetreu dem großen Vorbild existiert nur ein Volume Regler. Die Eingangsempfindlichkeit kann nicht getrennt vom Master geregelt werden. Der Preamp kommt jedoch mit pegelschwachen Bässen mit passiver Elektronik genauso gut klar, wie mit pegelstarken Aktiv-Bässen. Der Equalizer ist, ganz klassisch, dreibandig ausgelegt. Mit den drei Potis sind Hebungen/Senkungen um +/- 12dB in den Bereichen 40 Hz (Bass) und 4 kHz (Treble) möglich. Die Mittenregelung wird hier durch zwei Potis bestimmt: Mit Frequenzy können fünft Frequenzen ( 220 Hz, 450 Hz, 800 Hz, 1,6 kHz und 3 kHz) gewählt werden, welche anschließend durch Midrange um die oben erwähnten 12 dB gehoben/gesenkt werden können. Obwohl beim SVP Pro die gleichen Frequenzbereiche gewählt werden, arbeitet die Mittenregelung des SVT-IIP deutlicher.

Zusätzlich stehen noch ein Ultra Low- (-20dB bei 600 Hz) und ein Ultra High- (+20 dB bei 8 kHz) Preset zur Verfügung. Die Aktivierung beider Presets (ob einzeln oder zusammen) bewirkt eine deutliche Soundveränderung.

Mit Bal. Out kann der Abgriff des Di-Outs vor oder nach der Equalizereinstellung gewählt werden.

Der Graphic EQ kann mittels der Graph. EQ Schalttaste (alternativ auch durch einen Fußschalter) aktiviert werden,

was auch durch Aufleuchten einer LED quittiert wird. Der graphische Equalizer ist sechsbandig ausgelegt. So können die Bereiche 40 Hz (Low), 100 Hz, 250 Hz, 750 Hz, 2 kHz und 4 kHz (High) mittels der vorhandenen Fader, welche in Neutralstellung einrasten, geregelt werden. Der Graphic-EQ greift in andere Frequenzbereiche ein, als der 3-Band-EQ, so dass mit ihm andere Einstellungen möglich sind. 
Zum Ausgleich eines eventuellen Lautstärkesprungs kann der Level mit einem gesondertem Fader um +/- 10dB ausgeglichen werden.

Auch die Anschlussmöglichkeiten des Preamps sind vergleichsweise übersichtlich: Es sind zwei Main-Out Klinkenanschlüsse zum Anschluss einer Endstufe und/oder eines Stimmgerätes vorhanden, sowie ein DI-out (XLR), dessen Pegel mit einem versenkt angebrachten Druckschalters um 20 dB abgesenkt werden kann. Einen Effektweg bietet dieser Preamp nicht.


Der Preamp ist, dank eines simplen Aufbaus, schnell erklärt. Der Sound ist, wie soll es anders sein, typisch Ampeg. In Neutralstellung ist schon eine leichte Verschiebung des gewohnten Instrumentenklanges in Richtung Mitten zu vernehmen. Aktiviert man nun noch das Ultra Low und das Ultra High Preset wird es richtig interessant. Wenn man jetzt noch (den Mut besitzt und) die Mitten mittels des Frequenzy und des Midrange stärker betont, kann es gar nicht mehr Ampeg-typischer werden. Erstaunlich ist, im Gegensatz zum SVP Pro, wie deutlich unterschiedlich die wählbaren Mittenpresets arbeiten. Während ich den SVP Pro im Grundsound als ziemlich gleichbleibend empfinde, arbeitet die Mittenregelung des SVT-IIP deutlicher. Sehr schöne "weiche" Sounds á la Röhre sind möglich.

Den graphischen Equalizer habe ich bisher nur selten genutzt. Er bietet eine präzise Regelung innerhalb der angegebenen Frequenzbereiche. M.E. völlig ausreichend ist jedoch der 3-Band-Equalizer...

Fazit

Eigentlich habe ich den Ampeg-Sound nur wieder entdeckt, weil ich eine (schaltbare) Alternative zum Tiefen-präsenten Sound des Fender TBP-1 suchte. Ich habe einfach mal den SVT-IIP in den (schaltbaren) Effektweg des TBP-1 gelegt und wollte eigentlich nur zwischen einem tief-präsenten und einem Mittensound schalten. Ich probierte ein wenig die Trimmregelung des Fender Preamps aus und entdeckte, dass beide Preamps zusammen gelegt perfekt harmonierten. Der Fender zeichnet sich durch einen Tiefen-betonten Sound aus, welcher dennoch immer durchsetzungsfähig bleibt. Mischt man jetzt noch den Ampeg zum Grundsound des Fender-Preamps hinzu erhält man einen wundervoll drückenden rockigen Sound.

Aber auch einzeln betrachtet bietet der Ampeg einen sehr durchsetzungsfähigen Sound. Mich hat sehr erstaunt, wie variabel dieser Preamp klingen kann, obwohl seine Ausstattung sehr bescheiden ausfällt. Auch die nicht vorhandene getrennte Gain/Master-Regelung ist mir nicht negativ aufgefallen. Lediglich für Freunde eines Zerrsounds muss erwähnt werden: Das kann der SVT-IIP nicht. 
Das Rauschen bleibt im erträglichen Rahmen und fällt nicht unbedingt auf. Lediglich deutliche Knackgeräusche bei Betätigen der Schalttatsten konnte ich vermerken. Dies mag jedoch auch an den mittlerweile fast 20 Betriebsjahren meines Preamps liegen.

Kurz: Ein einfach zu bedienender Preamp, welcher schnell rockige Sounds bietet.

Links