SWR Grand Prix

Kurz nachdem ich einen SWR Interstellar Overdrive erstehen konnte, wurde mir ein ein weiterer Preamp aus dem Hause SWR angeboten. Es handelt sich hierbei um einen SWR Grand Prix, einem eher unbekannteren Vorverstärker, welcher in der Zeit von 1991 bis 2001 in geringer Stückzahl hergestellt wurde. Weitere bekanntere Preamps sind der GT-Preamp (1984-1994), der in verschiedenen Modifikationen erhältliche IOD (1993-2006) und der Marcus Miller Preamp.

Übersicht

  • Bauform: 19", 1HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: 220 mm
  • Röhrenbestückung: 1x 12AX7
  • Klangregelung: Aural Enhancer, Bass, Lo Mid, Hi Mid, Treble
  • Eingänge: passiv (Klinke), aktiv (Klinke)
  • Ausgänge: Balanced DI (XLR), unbalanced (Klinke), Line (Pre Master), Tuner Out (Klinke), Unbalanced (XLR)
  • Sonstiges: Phones Out (Klinke), Ground Lift, Effekt Send+Return (Klinke)

Konzept

Der erste Blick ins Gehäuse zeigt: Es handelt sich nicht um ein rein analog aufgebautes Gerät. Neben einer Röhreneingangsstufe befinden sich noch ein paar Transistoren im ca. 2,5 kg schweren Gehäuse. Auch hier finden sich wie am IOD links- und rechtsseitig Rackgriffe, welche den Ein- und Ausbau in ein Rack erleichtern.

Input

Die Anschlüsse für den Bass sind in herkömmlicher Klinkenbauweise vorhanden. Dazu ist ein Anschluss für passive Bässe und ein Anschluss für aktive Bässe vorhanden. Zur besseren Anpassung des Eingangssignals mittels des Gain-Reglers ist eine 7-stellige LED Anzeige vorhanden.
Der Aural Enhancer ist eine SWR-typische Klangregelung, welche es ermöglicht, dass auch richtig "dicke" und bassige Sounds luftig und weniger mumpfig klingen. Je weiter in Richtung max gedreht wird, desto mehr "gefühlte" Mitten und Höhen werden dem Sound hinzugefügt. Im direkten Vergleich mit dem IOD klingt der Aural Enhancer beim Grand Prix ´nen Tick besser. Der Sound wird deutlich "bauchiger".

Equalizer

Die Klangregelung des Equalizers ist vierbändig ausgelegt. Das Bass-Potentiometer ist als Push/Pull-Poti ausgelegt. Durch aktivieren des Potis werden die Tiefbässe abgesenkt. Die Potis für Lo Mid und Hi Mid sind parametrisch ausgelegt. Am unteren Drehring werden die Mittenfrequenzen gewählt, während die Leveleinstellungen mit dem mittigen Regler vorgenommen werden. Die Equalizer-Section des GP arbeitet sehr feinfühlig und trotzdem effektiv. Die Neutralstellung aller Level-Potis ist durch eine Mittelrasterung markiert.

Effect/Master

Der Effect-Weg (post EQ / pre Master) ist beim Grand Prix parallel ausgelegt. Durch den Effects Blend Regler kann der gewünschte Anteil des Effekt-Levels dem "trockenen" Basssignal zugemischt werden.
Der Master-Regler regelt die Gesamtlautstärke des am Balanced Line Out (XLR) und Preamp Out Unbalanced (Klinke) anliegenden Signals.

Head Phones

Einen Ausgang für Kopfhörer bieten u.a. auch der Warwick Quadruplet und der Hughes & Kettner Fortress. Der Vorteil des Headphones Ausganges beim GP liegt darin, dass die Lautstärke unabhängig von der Masterstellung des Preamps geregelt werden kann. Beim Quadruplet und beim Fortress wird die Lautstärke durch die "Gesamtlautstärke" des Preamps geregelt.
Zu beachten ist, dass nur Stereokopfhörer verwendet werden sollten.

Output 1

Der linksseitige Balanced DI-Out (XLR) und der Preamp Out (Klinke) sind abhängig von der Stellung des vorderseitigen Masterreglers. Der Line Out greift das Signal nach dem EQ aber levelunabhängig vor dem Masterregler ab.

Effect / Tuner

Wie bereits oben erwähnt handelt es sich um einen parallelen Effektweg, welcher mittels des vorderseitig angebrachten Effect Blend Reglers dem trockenen Signal zugemischt werden kann. Am Tuner Out liegt ein Master- unabhängiges Signal an.

Output 2

Das am DI-Out anliegende Signal ist Master -unabhängig und kann wahlweise direkt am Eingang (hinter der Röhre) oder nach dem EQ aber vor dem Master abgegriffen werden. Die Lautstärke des Signals kann mit dem XLR Pad Regler angepasst werden. Dieses Poti ist als Push/Pull-Poti ausgeführt. Beim aktivieren des Potis wird der DI-Out stummgeschaltet.
Um möglichen Brummschleifen zu vermeiden, ist ein Ground Lift Schalter vorhanden.

Fazit

Der SWR Grand Prix Preamp ist bereits der neunte Preamp, den ich ausführlich getestet habe. Aufgrund des Namens und meiner Erwartungshaltung, welche sich durch die äußerst positiven Erfahrungen mit dem Interstellar Overdrive begründen, lag bei diesem Preamp die Messlatte sehr hoch. Da der GP augenscheinlich eher in Transistorbauweise ausgeführt wurde, lag das Argument nahe, dass die Röhre nur eine "Alibifunktion" ausübt.
Ich war schon nach wenigen Augenblicken überrascht, wie gut der GP klingt. Er verleiht dem ursprünglichen Basssignal einen ordentlichen Schuss Farbe, ohne ihn jedoch ganz abzudecken. Bereits in Neutralstellung klingt der Bass sauber und definiert. Die 7-stellige LED Anzeige hilft sehr bei der optimalen Aussteuerung des Preamps.
Die sehr gut und feinfühlig arbeitende EQ-Section hilft sehr, seinen Wunschsound zu finden. Auch in Extremeinstellungen wird der Sound nicht matschig.
Wie bereits oben erwähnt, gefällt mir die Umsetzung des Aural Enhancers beim Grand Prix besser als beim IOD. Sicherlich wird sie bautechnisch nahezu identisch sein, jedoch greift sie hier mehr in die Soundgestaltung ein als beim Interstellar Overdrive. Der Sound geht deutlich mehr in die Mitten, ohne dass jedoch die Bässe verblassen.
Der Sound bleibt in großen Teilen clean, lediglich bei Übersteuerung des Preamps ist ein Zerrsound möglich, welcher sich m.E. aber nicht sooo dolle anhört...
Sehr gut finde ich die Vielzahl der Anschlussmöglichkeiten, die dieser Preamp bietet. Ich hätte mir jedoch einen rückseitigen Input gewünscht.
Etwas widersinnig erscheint mir der rückseitig angebrachte Mute Schalter, da dieser m.E. vorderseitig praktikabler wäre.

Im Großen und Ganzen ist dies ein gelungener Preamp, welcher leider nur noch gebraucht (und das auch nur sehr selten) erhältlich ist.

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