Eigentlich war ich bisher immer nur von den Trace Elliot Boxen
begeistert. Trace Elliot Amps fand ich dagegen nicht so dolle...
Das sollte sich schlagartig nach einem Besuch eines Gigs einer eher
unbekannten lokalen Band ändern. Mir fiel der ungewohnt tiefe und saubere Basssound auf. Als ich sah, dass es sich um einen Trace Elliot Amp handelte, war ich dann doch erstaunt. Besonders, weil
es sich um einen TE Vollröhrenamp handelte, von dem ich bisher nur gelesen habe, dass er sehr selten sein soll: Trace Elliot V-Type V6.
Natürlich sprach ich nach dem Gig den Bassisten an und durfte den Amp
kurz testen. Ich war schlichtweg begeistert. Also machte ich mich auf die Suche nach einem V6 Head und wurde glücklicherweise auch kurze Zeit später fündig.
Zugegeben: Ich war anfangs ein wenig über das Äußere des Amps enttäuscht. Der
oben beschriebene Amp war mit Tolex und nicht wie meiner mit einem dunkelgrünem Filz bezogen. Na ja, auf die inneren Werte kommt es an!
Die Vorstufe des Amps ist baugleich mit dem von mir
beschriebenen V-Type Preamp. Relativ schlicht aufgebaut,
verrichtet sie dennoch klangformend ihren Dienst. Der Wunschsound kann mittels 'Bass', 'Mid' und 'Treble' eingestellt werden. Der 'Mid'-Regler ist ebenfalls als Push-Pull Poti ausgeführt, mit
welchem die Mitten deutlich hervorgehoben werden können. Anders als beim V-Type Preamp sind Veränderungen an den Reglern deutlicher zu vermerken. Jedoch gilt auch bei diesem Amp: Der Sound ist
sehr basslastig und Veränderungen am 'Bass'-Regler sind feinfühlig vorzunehmen. Insgesamt klingt der Amp sehr "bauchig", "mächtig" und mit einer gewissen Kompression des Sounds. Rigorose
Soundveränderungen sind jedoch auch hier nicht möglich, der Grundsound bleibt eigentlich immer gleich. Wirkliche Zerrsounds sind nicht möglich, da der Amp immer clean bleibt.
Der DI-out liegt auch hier auf der Frontseite des Amps und ist pre/post EQ
schaltbar.
Die Ausgangsleistung von 400 Watt sind theoretisch möglich und mit einer kleiner
technischen Änderung auch schnell realisierbar. Jedoch leistet mein Amp "nur" knappe 300 Watt. Im Innern des Amps werkelt ein 12cm Radiallüfter zur Kühlung der 6 Endstufenröhren, welcher sich in
Spielpausen durchaus bemerkbar macht.
Erfreulich ist auch hier, dass der Amp sehr rauschfrei arbeitet. Nicht gerade
selbstverständlich für Röhrenamps.
Der Amp ist ein wahres "Clean-Monster". Er ist ohne Hilfsmittel nicht für
Zerrsounds geeignet. Wer jedoch auf cleanen und gleichzeitig mächtigen Sound steht, wird mit diesem Amp glücklich.
Auch hier gilt: Die gerne zitierten Vergleiche mit dem typischen Ampeg-Sound
greifen hier nicht. Der V6 klingt eigenständig. Ein großes Bassfundament, ordentlich Tiefmitten und ein wenig Mitten und Höhen stellen seinen Charakter dar. Der Eigenklang des angeschlossenen
Instruments wird trotzdem sehr gut wiedergegeben.
Eine Antwort auf eine Anfrage bei Trace Elliot bestätigte mir, dass vom V6 ca.
1000 Stück hergestellt wurden. Er sollte "nur" die Lücke zwischen dem V4 (MKI) und dem noch selteneren V8 schließen. Leider werden
die V-Types Heads trotz ehemals hoher Nachfrage nicht mehr hergestellt.
Ich habe den Kauf des Amps nicht bereut. Er ist sauber und super robust
verarbeitet, bietet Power satt und arbeitet erfreulich rauschfrei (mal abgesehen vom Lüftergeräusch).
Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Impedanzen zwischen 2/4/8 Ohm wählbar
wären. Der Trace Elliot Support versicherte mir jedoch, dass der AÜ auch gut und gerne angeschlossene 8 Ohm verträgt...
Der Amp stellt kein Leichtgewicht dar. Zum Transport dient lediglich ein
obenseitig angebrachter Ledertragegriff, welcher zwar einen sehr stabilen und belastbaren Eindruck macht, jedoch bei mir immer ein ungutes Gefühl erzeugt. Zwei seitlich angebrachte Griffe wären
wünschenswert, zumal die jetzige Möglichkeit auch nicht gerade praktisch ist...
02.2010