Trace Elliot Hexa Valve

Nachdem ein Trace Elliot Twin Valve jetzt schon seit länger Zeit zu meinen gern eingesetzten Amps gehört, wurde ich durch eine günstige Gelegenheit auf den leistungsstärksten Vertreter der Valve-Reihe aufmerksam.

Ich schätze den gutmütigen Charakter des Twin Valves, den man trotz der vergleichsweise eher geringeren Leistungs des Amps nicht unterschätzen sollte.

Ich war neugierig darauf, ob der Hexa Valve einfach nur mehr Leistung hat oder ob es gar Soundunterschiede zwischen dem "Großen" und dem "Kleinen" gibt. 

Übersicht

  • Bauform: Topteil im Holzgehäuse
  • Maße: 530 x 200 x 400 mm (BHT)
  • Gewicht: 26,6 kg
  • Röhrenbestückung: 6 x 6550, 2 x 12AX7
  • Leistung: 300 Watt an 2 o. 4 Ohm
  • Eingänge: Klinke (aktiv), Klinke (passiv), Line In
  • Ausgänge: XLR/Klinke Speaker Out, Line Out, Phones

Konzept

Der HexaValve wurde 1990 gleichzeitig mit zwei weiteren Röhrentops (Twin und Quatra Valve) aus dem Hause Trace Elliot vorgestellt. Anfangs wurden diese Amp nur in einem polierten Stahlblechgehäuse (optional mit Rackwinkeln) angeboten. Später bot Trace Elliot die Valve-Amps gegen Aufpreis auch in einem Holzcase an. Das Case ist aus ca. 2 cm starken Holzplatten gefertig und mit einem schwarzen Tolex bezogen, die Ecken sind durch Kappen geschützt.

 

Durch seitlich angebrachte Klappgriffe wird der Transport des  xx kg schweren Amps erleichtert. Die Klappgriffe sind außermittig angeordnet, so dass sich die ungleichmäßig verteilten Lasten im Amp besser "die Waage halten". 

Dicke Gummifüße an der Unterseite des Amps sorgen für einen sicheren Stand z.B. auf einer Box. Seitlich sind keine Gummifüße für einen schonenden Hochkant-Stand des Amps vorhanden.

 

Anders als beim passiv gekühlten TwinValve ertönt nach dem Einschalten des HexaValves ein lautes Lüftergeräusch. Dieses stammt vom Axiallüfter, welcher zur Kühlung der Elkos und Röhren im Innern des Amps werkelt. Die Drehzahl des Lüfters ist nicht Temperatur-geregelt, so dass dieser immer mit voller Drehzahl läuft. Na ja, das hört man auch...

Zum Anschluss des Basses stehen zwei Klinkeneingänge (aktiv / passiv) zur Verfügung, die Eingangsempfindlichkeit wird mit Input Gain (gerastertes Poti) geregelt. Drei Lämpchen helfen bei der korrekten Einstellung des Eingangssignals: Low leuchtet, wenn ein Signal anliegt, dieses aber zu niedrig ist, OK zeigt halt "ok" an und High deutet auf eine zu hohe Aussteuerung hin.

 

Trace Elliot-typisch kann ein MID Pre Shape per Schalttaste oder Fußschalter aktiviert werden. Mit diesem Preset werden die Bässe um 6 dB (bei 22 Hz), die Höhen (bei 2 kHz) betont, während die Mitten um 6 dB bei 400 Hz gesenkt werden. 

 

Per Schalttaste kann ein Noisegate aktiviert werden, dessen Parameter nicht veränderbar sind.

Die zwölf Bänder des Graphic EQs (30 Hz, 40 Hz, 60 Hz, 100 Hz, 180 Hz, 340 Hz, 660 Hz, 1,3 kHz, 2,6 kHz, 5 kHz, 10 kHz und 15 kHz) können per Fader um 15 dB betont oder gesenkt werden. Die Fader lassen sich mit angenehmen Widerstand bedienen und verfügen über eine Rasterung bei 0dB.

 

Der Graphic EQ ist per Schalttaste oder Fußschalter aktivierbar / deaktivierbar. Nicht alle Frequenzbänder des EQs eignen sich zur Soundgestaltung. Die Bänder 30 und 40 Hz sowie 5, 10 und 15 kHz sollten vorsichtig eingesetzt werden. Mit den beiden Bassfrequenzen wird es schnell dröhnig und die drei Höhenbänder sind halt sehr hoch angesetzt, so dass der ansonsten recht rauscharme Amps dann doch schnell "unruhig" wird.

 

Ein hilfreiches Feature stellt der Graphic Level Fader dar. Mit ihm kann die Balance zwischen Equalizer und Flat-Sound eingestellt werden.

Wirklich praktisch finde ich die vorderseitige Platzierung des DI-Outs. Dieser ist per Schalttaste pre oder post EQ abgreifbar. Die Anschlüsse für den Effektweg sind ebenfalls vorderseitig vorhanden. Dieser liegt hinter dem EQ aber noch vor dem Master. Weiterhin vorhanden: ein Line Out (Master-abhängig) und ein Line In.

Die Betriebsbereitschaft der Vor- und Endstufe wird durch Power Amp (nach dem Einschalten des Amps) und durch PRE AMP (Standby off) angezeigt.

Die Rückseite des Amps bietet lediglich einen XLR- und einen Klinkenausgang zum Anschluss einer Box (wobei die Ausgangsimpedanz per Kippschalter zwischen 2 und 4 Ohm einzustellen ist) und den Betriebsschalter des Amps.

Sound

Wie schon bei den Amps der V-Type-Reihe (V4, V6, V8) gibt es auch bei den Amps der Valve-Reihe (Twin, Quatra, Hexa) trotz des vermeintlich gleiche/ähnlichen Preamps klangliche Unterschiede.

Der TwinValve klingt eher gemütlich, während der HexaValve schon sehr deutlich macht, dass mehr "Biss" in ihm steckt. Die Leistung, die dieser Amp aus sechs 6550 Röhren schöpft, ist eigentlich völlig überdimensioniert. Der angeschlossene Bass wird sehr direkt wiedergegeben, ohne jedoch aggressiv zu wirken. Wie schon beim TwinValve ist der "Grundsound" des Hexa ebenfalls recht basslastig, so dass dieser Frequenzbereich mit dem EQ eher ein wenig gedämpft werden muss. Hier macht das 30 Hz-Band des EQ dann doch recht schnell wieder Sinn: Die unnötigen "Dröhnfrequenzen" können so heruntergeregelt werden, gleichzeitig werden die Boxen geschont. Der Equalizer arbeitet sauber und ist aufgrund der weiten Fader-Wege leicht einstellbar, so dass der gewünschte Sound schnell gefunden ist. Die Betonung der Mitten hebt den Sound deutlich aus dem Bandkontext heraus, ohne jedoch das "Fundament" zu verlieren.