Im Laufe meiner Zeit als Bassist habe ich schon etliche Effekte besessen. Einzig die Kompressoren sind die langlebigsten Konstanten auf meinem eher übersichtlichen Effektboard geblieben. Ein Kompressor ist der einzige "always-on"-Effekt, den ich nutze. Gleichzeitig ist es mir wichtig, weit in die Arbeitsweise des Kompressors eingreifen zu können. Es gibt einige gute s.g. "One-Knob"-Kompressoren, auf Dauer reichte mir diese eingeschränkte Soundgestaltungsmöglichkeit jedoch nicht.
Es gibt mittlerweile sehr gute Kompressoren im Bodentreter-Format, die trotz des eingeschränkten Platzes viele sinnvolle und m.E. wichtige Bedienelemente vorhalten. So nutze ich gerne einen Origin Cali76 TX oder einen Keeley Compressor Pro. Ich mag es, wie der Cali76 den Sound färbt, ich mag es ebenso, wie unverfälscht und direkt der Keeley arbeitet.
Darkglass wurde 2009 gegründet und hat sich im Laufe der Zeit einen Namen als Hersteller für hochwertige Effektpedale geschaffen. Meinen ersten Kontakt mit einem Darkglass-Effekt hatte ich mit einem Microtubes B3K, ebenfalls ein Effektpedal, welches ich bis heute gerne nutze.
Die ersten Informationen über den Hyper Luminal Compressor ließen mich neugierig werden...
Wie alle Darkglass Produkte kommt der Hyper Luminal in einer stylischen Verpackung daher. Im Karton finden sich eine Broschure über weitere Darkglass Proukte, eine kompakte Bedienungsanleitung, ein Plektrum sowie (etwas ungewöhnlich für einen Kompressor) ein USB Kabel. Ausgepackt ergibt sich der erste Eindruck: Der Cali76 ist riesig, der Keeley recht kompakt, der Darkglass erscheint dagegen jedoch winzig. Das Pedal erinnert ein wenig an die kühl designeten Teile aus dem Hause Apple. Wenig Schnörkel, alles wirkt hochmodern. Das massiv wirkende Metallgehäuse mit einer schicken matten Oberfläche fällt nicht allzu sehr ins Gewicht, das Pedal bringt gerade mal 220 Gramm auf die Waage.
Neben einem Fußschalter und vier Potis finden noch zwei Touch-Sensoren Platz auf dem ohnehin recht kompakt gehaltenen Gehäuse. Erst dachte ich, man wollte einfach mal ein dem modernen Zeitgeist entsprechendes Feature unterbringen. Aber bei genauerer Betrachtung und Überlegung erschien die Verwendung der Touch-Sensoren klug gewählt. Zwei weitere Potis hätten zwar Platz auf dem Gehäuse, sie würden jedoch die Nutzung des Pedals ein wenig einschränken. Meine Nutzungsweise des Kompressors als always-on-Effekt würde es nicht einschränken. Diejenigen jedoch, die den Kompressor nur zeitweise einsetzen und ihn per "Fußtritt" ein- bzw. ausschalten wollen, wären zwei weitere Potis einfach nur störend im Weg.
Blaue LEDs scheinen irgendwie zu Darkglass zu gehören. So wurde auch hier nicht mit der Anzahl der verwendeten LEDs gegeizt. Ganze 18 (!) winzige blaue LEDs, die jedoch recht grell leuchten, finden Verwendung, um Einstellungen bzw. die Arbeitsweise des Kompressors zu signalisieren. Fairerweise muss man hier erwähnen, dass allein 10 LEDs als Anzeige der Gain-Reduction dienen.
Die Parameter im Einzelnen:
Blend dient dazu, dass durch den Kompressor bearbeitete Signal mit dem unbeeinflussten Signal stufenlos zu mischen.
Output Ausgangslautstärke des Kompressors.
Ratio wählt das Kompressionsverhältnis in Abhängigkeit vom gewählten Modus
Mode kann genutzt werden, um drei Presets zu aktivieren:
Compression regelt den Umfang der Kompression und gleichzeitig die Aufhol-Lautstärke (Make-up Gain). Während bei vielen Kompressoren mit zunehmender Kompression die Lautstärke sinkt, bleibt diese beim Hyper Luminal relativ konstant.
Time ist interessant, da mit diesem Poti in Verbindung mit dem USB-Anschluss (und natürlich der Darkglass Suite Software) weitreichende Einstellungsmöglichkeiten möglich sind.
Der Time-Regler dient zur Einstellung des Attacks und der Release-Zeit. In der Standardeinstellung wird entgegen des Uhrzeigersinnes min. Attack und max. Release und im Uhrzeigersinn max. Attack und min. Release gewählt. Mit der Darkglass Suite (kostenloser Download per Darkglass Homepage) und dem per USB-Kabel angeschlossenem Hyper Luminal können die Zeiten des Attacks und des Releases verändert werden. Zum Beispiel kann Release auf eine feste Zeit eingestellt werden, so dass mit dem Time-Regler nur Attack geregelt wird.. Attack und Release können aber auch proportional gesteuert werden. Bei Bedarf kann aber auch die Attack-Zeit "fix" eingestellt werden, so dass die Release-Zeit mit Drehung des Time-Potis verändert wird.
Spannende Frage, denn Kompressoren werden oftmals "unhörbar" eingestellt. Meistens werden sie eingesetzt, um ungewünschte Pegelspitzen ein wenig zu glätten um so einen homogeneren Sound zu erhalten. Dass man Kompressoren auch als Effekt einsetzen kann, habe ich spätestens mit dem Cali76-TX erfahren können.
Wie schon erwähnt, ähnelt der Sound FET-Modus sehr dem des Cali76-TX. Kein Wunder, basieren beide Kompressoren auf den im Studiobereich immer noch gerne eingesetzten UREI 1176LN Kompressor. Selbst die wählbaren Kompressionsverhältnisse des Vorbilds wurden übernommen: 2, 4, 8, 20 inklusive der "all buttons in"-Einstellung. Diese erzeugt eine Art Overdrive-Sound, welcher jedoch harmonisch und weich klingt.
Der BUS-Modus simuliert einen SSL-Kompressor. Hier fehlt mir leider die Vergleichsmöglichkeit, jedoch klingt der Kompressor in dieser Einstellung sehr klar und geradlinig. Der Sound wird kerniger und der Bass setzt sich gut in die Mitte.
Der SYM-Modus klingt wirklich 1:1 wie der Darkglass Symmetry. Der Sound wirkt ein wenig "matter", da die Höhen stärker als bei anderen Kompressoren gedämpft werden.
Anfangs war ich etwas skeptisch, da ich nicht genau wusste, was mich mit dem Hyper Luminal erwartet. Der Preis von akuell ca. 260 Euro könnte den einen oder anderen Interessenten abschrecken, muss es aber nicht. Man bekommt einen hochwertig verarbeiteten Kompressor, mit welchem sehr gute Soundergebnisse erzielt werden können und welcher zudem auch noch stylisch aussieht.
Ich mag es, wie der Cali76-TX dem Sound einen eigenen Stempel aufdrückt, ich mag es wie unbeeinflusst der Keeley Compressor Pro den Sound lässt. Der Hyper Luminal kann aufgrund der wählbaren Modi beide Wünsche erfüllen.
09/2018