Ampeg BA-115 v2

Obwohl ich vor ein paar Jahren gerne über einen Combo gespielt habe, habe ich die Vorteile, die ein Combo durchaus bietet, schnell aus den Augen verloren und habe zu einer Topteil/Boxen-Boxenkombination gewechselt. Im Zuge der Umsetzung eines quasi "unplugged" Sets wünschte ich mir ein möglichst unkomliziertes und schnell aufgebautes Setup. So kam ich schnell auf den Gedanken, mir die aktuellen BassCombos mal etwas näher anzuschauen.
Ein Ampeg BA-115 ist mir hin und wieder bei Live-Gigs begegnet, ich hatte ihn durchaus positiv in meinen Erinnerungen abgespeichert.
Mittlerweile gibt es diesen Combo in einer überarbeiteten Version "v2", die sich in einigen Punkten von der ersten Version unterscheidet.

Übersicht

  • Bauform: Combo im Holzgehäuse
  • Technik: Transistor
  • Speaker: 15" Ampeg Custom15
  • Hochtöner: schaltbarer 1" HF Tweeter
  • Maße: 630 x 508 x 381 mm (HxBxT)
  • Gewicht: 21 kg
  • Klangregelung: 3-Band EQ, Ultra Hi/Lo Preset
  • Leistung: 150 Watt an 8 Ohm
  • Eingänge: Klinke (schaltbare -15dB Dämpfung)
  • sonstiges: FX-Loop, Headphone Out, Aux-In, Scrambler-Overdrive


Konzept

Der Ampeg B-115 v2 wird in China hergestellt. Aber wie schon beim Ampeg V-4B festgestellt, ist die Verarbeitungsqualität top. Keine überstehenden Kanten, übergroße Spaltmaße oder sonstige augenscheinliche Mängel.
Das Gehäuse ist mit einem widerstandsfähigen und m.E. roadtauglichen Tolex bezogen, die vorderen Ecken sind mit Metall-Ecken gegen Stöße geschützt. Sinnigerweise hätte man auch die hinteren Ecken so schützen sollen, denn die Wedge-Form des Combos lädt geradezu ein, den Combo nicht hochkant zu stellen, sondern auf die abgeschrägte Rückseite. Und deren Ecken sind nicht geschützt.
Die Bedienelemente des Amps sind ein wenig von der Front zurückversetzt, so dass diese bei einem Transport nicht störend wirken.
Der Combo wiegt knappe 21 kg und ist somit ein wenig leichter als die Version 1. Für den Transport kann lediglich der oberseitig angebrachte Kunststoffgriff verwendet werden. Für kurze Strecken kein Problem, bei längeren Strecken wird es dann doch schnell unbequem. Seitlich angebrachte Griffe wären vielleicht besser gewesen...



Die Frontbespannung lässt sich abnehmen, sie ist stramm-passend gearbeitet und wird zudem durch Klett gehalten.



Die bereits genannte Wedge-Bauform ist hervorragend dafür geeignet, den Combo als Bass-Bühnenmonitor zu nutzen. Im Gegensatz zu der ersten Version, bei welcher die Standfestigkeit im "Wedge-Modus" als sehr wackelig beschrieben wurde, ist die Auflagerfläche hier recht groß, so dass der Combo schräg (60°) gestellt auch sehr stabil steht. Es bedarf schon eines sehr kräftiges Trittes, um den Combo "ins Rollen" zu bringen. Der Winkel ist sehr gut gewählt worden, um auch auf sehr engen Bühnen und somit beengten Verhältnissen, bei denen man recht nahe am Amp/Combo stehen muss, ausreichend Feedback seines Bassspiels zu erhalten.



Der Ampeg BA-115 v2 verfügt im Vergleich z.B. zum Marshall MB4210 oder dem größeren Bruder BA-210 über etwas weniger Leistung. Sie ist aber völlig ausreichend, um in der o.g. Wedge-Aufstellung sich auf lauten Bühnen zu beschallen. Die Leistung ist auch in Hochkant-Aufstellung ausreichend, um Proben oder kleinere Gigs bandtauglich zu verstärken. Schade ist nur, dass keine Möglichkeit besteht, einen externen Speaker anzuschließen.
Dafür bietet der Combo ein paar andere sinnvolle Features und Anschlüsse:



Für den Anschluss des Basses steht ein Klinkenanschluss zur Verfügung. Die Eingangsempfindlichkeit kann per Schalter um 15dB verändert werden.


Mit dem 3-Band EQ können die Bässe (+14/-14 dB @ 40Hz), Mitten (+5/-11 dB @ 500 Hz) und die Höhen (+16/-15 dB @ 4kHz) angepasst werden. Ampeg-typisch wurde auch dem BA-115 ein Ultra Lo (+1 dB @ 40 Hz / -10 dB @ 500 Hz) und ein Ultra Hi (+5 dB @ 8 kHz) spendiert. Gerade das aktivierte Ultra Lo Preset verändert den Grundsound sehr deutlich, während des Ultra Hi Preset etwas zahmer zu Werke geht. Der BA-115 verfügt über keine getrennte Gain/Master-Regelung.


Für Freunde des angezerrten Sounds ist der Combo mit der Ampeg Scrambler Schaltung ausgestattet. Diese kann per Schalttaste oder Footswitsch aktiviert werden. Der aktivierte Overdrive wird mit einem leuchtenden Scrambler-Schriftzug quittiert. Der Zerrgrad wird mit Drive geregelt, während mit Blend der Zerrsound mit dem Cleansound stufenlos gemischt werden kann. Jedoch sollte man vorher den Tweeter deaktivieren (HF Mute), denn sonst klingt es grausig.


Frontseitig sind doch die Anschlüsse für einen FX-Loop und für einen DI-Out zu finden. Der DI-Out ist Volume-abhängig, was für eine Bühnenbeschallung manchmal etwas hinderlich sein kann.


Weitere nützliche Details stellen der AUX In (3,5 oder 6,3 mm klinke) z.B. für den Anschluss eines MP3-Players und der Headphone Out (plugged Headphone deaktiviert den internen Speaker) dar. Somit kann der Combo sehr gut für das "stille" Üben zu Hause eingesetzt werden.

Sound

"Das Teil klingt richtig fett" war die Beschreibung eines befreundeten Musikers. Ja stimmt, dieser Combo macht richtig Spaß. Der Grundsound des Combos ist recht bassig/bauchig, bleibt dabei aber sehr definiert. Mit aktiviertem Ultra Lo Preset legt der Combo noch ein wenig Bass nach und beschneidet gleichzeitig die Mitten. Die typische Rocker-Badewanne halt. Was bei einigen Amps oftmals schnell dröhnig wird, bleibt hier jedoch sehr clean und wirkt nicht übertrieben. Das Ultra Hi Preset ist kaum wahrzunehmen, es werden lediglich die spitzen Höhen betont.
Die Bänder des EQs sind sehr gut aufeinander abgestimmt, ein Wunschsound ist schnell eingestellt.
Ich bin kein großer Freund von Hochtönern und bin immer erfreut, wenn man diese gänzlich abschalten kann. So kann man dies auch beim BA-115. Zum Glück, denn gerade Overdrive-Sounds klingen m.E. mit Hochtönern kratzig bis kreischig.
Mit dem Scrambler onBoard sind leichte Overdrive- bis Distortion-Sounds möglich. Der Blendregler erlaubt einen "butterweichen" Übergang von 100% Clean bis 100% Scrambler.

Fazit

Anfangs war ich geneigt, eher zum 450 Watt starken BA-210 zu greifen. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass die 150 Watt starke BA-115 v2 als Standalone locker als Bühnenmonitor ausreicht. Probenraumbeschallung und selbst kleinere Gigs sind mit diesem Combo möglich.
Für seinen Eingangs beschriebenen Einsatzzweck als "Schnell-mal-eben-eingepackt" Setup zur Unterstützung eines (fast) unplugged Gigs ist der Combo hervorrragend geeignet. Er könnte vielleicht etwas transportfreudiger sein, zu schwer ist er jedoch nicht.

Eine Sache jedoch, die ich an jedem Amp äußerst praktisch finde, fehlt: Ein Mute-Knopf. Diesen betätige ich an allen Amps (sofern sie über einen verfügen) automatisch und mache mir somit keine Gedanken über den eingestellten Gain bzw. Master...

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