Orange Crush Bass 50

Die britische Marke Orange ist schon recht lange im Geschäft und in Gitarristen- und Bassistenkreisen gleichermaßen bekannt. Beide Lager bedient(e) Orange mit leistungsstarken, robust aufgebauten und einfach zu bedienenden Amps und Cabs. Ganz traditionell in orangefarbenem Tolex und mit kryptisch beschrifteten Frontblenden sind die Amps und Boxen auf keiner Bühne zu übersehen. Na ja, ganz preiswert sind die Orange-Sachen nicht, u.a. sind sie daher vielleicht auch nicht ganz sooo verbreitet, wie manch andere etablierte Marke.

 

Im Zuge der Amp-Miniaturisierung konnte natürlich auch Orange nicht widerstehen, kleinere und günstigere Amp-Modelle zu entwickeln und damit einen breiteren Markt zu bedienen. Recht erfolgreich ist es Ihnen z.B. mit dem Terrorbass gelungen. In letzter Zeit kamen noch weitere Amps wie der OB1 und aktuell Amps der 4Stroke Reihe hinzu.

 

Aber auch den Combo-Markt verlor Orange nicht aus den Augen und bietet aktuell mit der Crush-Linie drei sich vor allem in der Leistung (25, 50 u. 100 Watt) unterscheidende Combos des unteren Preissegments an.

 

Übersicht

  • Bauform: Combo im Holzgehäuse
  • Technik: Transistor
  • Speaker: 12"
  • Maße: 430 x 480 x 280 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 14,5 kg
  • Klangregelung: 3-Band EQ mit semiparam. Mitten, Gain, Blend
  • Leistung: 50 Watt
  • Eingänge: Klinke (schaltbare -6dB Dämpfung)
  • sonstiges: FX-Loop, Headphone Out, Aux-In, Tuner

Konzept

Wie heutzutage fast alles, wird auch dieser Combo in China hergestellt. Oh Graus, denn vor einigen Jahren war dies noch ein Garant für schlechte Verarbeitungsqualität und mindere Haltbarkeit. Mittlerweile haben es die meisten Hersteller verstanden, dass nicht nur der (günstige) Preis zufriedene Anwender schafft, sondern dass im Zeitalter der schnellen Informationsverbreitung auch die Qualität und Langlebigkeit ein ausschlaggebendes Kauf-Kriterium geworden ist.

 

Über die Verarbeitungsqualität kann ich nicht negativ berichten, lediglich die Kanten des widerstandsfähigen Tolex-Bezuges, den es übrigens auch in traditionell orange gibt, könnten ein wenig sauberer aussehen. Die Ecken des Combos sind mit Metallkappen geschützt, die oberseitigen Bedienelemente sind vertieft angeordnet. Den Transport des Combos erleichtert ein großzügig dimensionierter Tragegriff ungemein...

...denn mit knapp 14 kg kann man den Amp noch gerade so als "transportabel" bezeichnen.

 

Der verbaute 12" Speaker wird durch einen abnehmbaren Frontbezug ausreichend gegen ungewollte Berührungen geschützt.

Wie schon erwähnt, sind die Bedienelemente des Combos auf der Oberseite zu finden:

Orange-typisch und "very british" sind hier die Potis seitenverkehrt angeordnet. Der Bass wird per Klinkeneingang angeschlossen, eine erste Pegelanpassung kann mit einem 6dB Pad-Schalter vorgenommen werden. Die weitere stufenlose Eigangsaussteuerung erfolgt mit Gain. Mit Blend können stufenlos Zerrsounds zum Cleansignal hinzugefügt werden. Die Intensität des Blend-Zerrsounds ist abhängig von der Stellung des Gain-Potis.

 

Der Equalizer ist mit Bass, Middle und Treble 3-bändig aufgebaut, wobei die Mitten semiparam. geregelt werden können. Mit Freq wird ein Mittenband zwischen 300 Hz und 2,7 kHz gewählt, welches mit Middle um 15 dB angehoben bzw. gesenkt werden kann. Volume bestimmt die Masterlautstärke des Combos.

 

Da der Haupteinsatzzweck eines Combos wohl darin bestehen wird, im stillen Kämmerchen zu Hause üben zu können, finde ich es äußerst sinnvoll, dass ein Aux-In als Einschleifmöglichkeit z.B. für einen mp3-Player, sowie ein Headphone-Out zum (für Nachbarn) lautlosen spielen vorhanden sind. Das i-Tüpfelchen stellt dann auch der onBoard-Tuner dar. Dieser arbeitet schnell und selbst bei der Verwendung eines 5-Saiters recht präzise. Einzig die Möglichkeit den Tuner zwar per Schalter aktivieren zu können, nicht jedoch gleichzeitig den Combo zu muten, erscheint mir wenig sinnvoll...

 

Da man den Haupteinsatzzweck des Crush 50 (und auch des Crush 25) wohl als heimischen Übungsamp gesehen hat, hat man anders als beim 100 Watt starken Vertreter der Crush-Combos auf einen DI-Out verzichtet. Lediglich ein FX-Weg ist vorhanden (beim Crush 25 nicht). Das voreingestellte Blend-Poti kann per Fußschalter aktiviert/deaktiviert werden.

Sound

Der mittlere Vertreter der Crush-Combo-Reihe klingt ein wenig anders, als ich erwartet hätte. Warum?

 

Der Grundsound des Combos ist recht mittig mit einer Tendenz zur leichten Überzeichnung der Hochmitten/Höhen. Wirklicher "Tiefbass" ist nicht vorhanden. Na ja, die äußeren Abmaße des Combos versprechen jetzt auch nicht gerade fettes Low-End. Aber: Bemüht man ein wenig den sehr gut eingreifenden Equalizer ist schnell ein sehr aufgeräumt wirkender Sound mit zufriedenstellendem Bassanteil gefunden. Der Sound des Combos bleibt stets reich an Höhen, so dass ich das Höhenband des EQ mehr dazu nutze, die ohnehin reichlich vorhandenen Höhen zu bändigen, da mir der Ton des Amps sonst zu hart und kantig erscheint.

 

Sehr gut einzusetzen ist das weit regelbare Mittenband. Es stellt für mich den wichtigsten Eingriff in das Soundgeschehen dar und kann dazu genutzt werden, den Sound des Combos für vielerlei Stilrichtungen und Spielweisen zu verbiegen.

 

Eines vorweg: Ich bin kein großer Freund von Zerrsounds. Diese bietet der Crush Bass aber in allerlei Intensitäten. Wobei "leicht angeknuspert" eher schwierig einzustellen ist, da selbst bei geringeren Gain-Einstellungen ein minimales einblenden des Zerrsounds zum Cleansound große Soundveränderungen bewirken. Die Zerrsound sind eher im Distortion-bereich anzusiedeln, für "Overdrive" ist das ´ne Spur zu viel. Erstaunlich aber finde ich, wie gut es den Orange-Entwicklern gelungen ist, trotz der Distortionsounds das Bassfundament nicht brachial einbrechen zu lassen. Sie nennen es "bi-amped-setup", ich finde es ganz gelungen und brauchbar (wenn man es denn braucht...)

 

Die erreichbare Lautstärke des Combos ist selbst im cleanen Bereich sehr hoch. Durch die Mittenlastigkeit des Sounds ist der Combo auch im Bandkontext gut ortbar, wenngleich auch das Bassfundament nicht ganz sooo stark ausgeprägt ist. Dennoch würde ich dem Combo auch eine gewisse Tauglichkeit als Probenraum-Besteck bescheinigen. Natürlich, allzu laut werden sollte es nicht, Grenzen sind vorhanden.