Gallien Krueger 2001 RBP

Wie schon an anderer Stelle geschrieben, habe ich lange Zeit Amps aus dem Hause Gallien-Krueger gemieden. Ich mochte den Sound dieser Amps sehr, musste jedoch negative Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit (m)eines Amps machen.

Um nicht ganz auf den Gallien-Krueger Sound verzichten zu müssen, habe ich lange Zeit einen Gallien-Krueger 2001RBP verwendet. Es handelt sich um den Preamp aus dem 2000RB, dem Flaggschiff aus der RB-Reihe, einem Amp mit einer max. Leistung von 1000 Watt. Während die Preamps der RB-Reihe nahezu identisch aufgebaut sind, weicht der 2001RBP in einigen Details ein wenig ab. 

Übersicht

  • Bauform: 19", 1HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: xxx mm
  • Technik: Transistor
  • Klangregelung: aktiver 4-Band EQ; Contour + Presence Preset regelbar
  • Eingänge: Klinke
  • Ausgänge: Main-Out (Klinke), Biamp- HF-Out und -LF-Out (Klinke), symm. DI-Out XLR (Level regelbar)
  • Sonstiges: Tuner Out (Klinke), Ground Lift, Effekt Send+Return (Klinke), Fußschalter
  • Gewicht: xxx kg

Konzept

Eines vorweg: Von allen Preamps die ich bisher gesucht habe, musste ich die längste Zeit für die Suche nach einem 2001RBP verwenden. Diese Preamps scheinen wirklich selten zu sein oder die Besitzer sind dermaßen zufrieden, dass sie ihren GK-Preamp nicht wieder verkaufen wollen.

 

Der Preamp fällt mit einer Einbautiefe von knappen 22 cm recht kompakt aus. Sein Gewicht von x,x kg hingegen passt so gar nicht zu den äußeren Abmaßen. Die Verwendung von 3 mm starkem Blech für das Gehäuse und ein relativ großer Ringkerntrafo sind nicht unerheblich an der Gewichtssteigerung beteiligt.

 

Gallien-Krueger setzte lange Zeit rein auf Transistoren basierende Verstärkung. So ist auch im 2001RBP keine Röhre verwendet worden.

 

Ganze 14 Drehregler und einige Druckschalter sollen vielfältige Sounds ermöglichen:

Eine Klinkenbuchse steht zum Anschluss eines Basses bereit. Eine erste Anpassung an die Eingangsempfindlichkeit kann mit einem Druckschalter vorgenommen werden, welche bei Betätigung den Eingang um 14dB absenkt. Eine gelbe LED hilft bei der weiteren Aussteuerung des Preamps.

Mit Tuning Mute wird der Main Out stumm geschaltet, am Tuner Out bleibt ein Signal anliegend.

 

Nun wird es "spannend": 

Der 2001RBP ist im Gegensatz zu seinen anderen Kollegen aus der RB-Reihe zweikanalig aufgebaut. Mittels eines Druckschalters oder eines Fußschalters kann man sich zwischen einem Clean-Kanal (A) oder einem (ich nenne es hier mal) Overdrive-Kanal (B) entscheiden. Eine grün leuchtende LED zeigt an, welcher Channel gewählt wurde.

Ein wenig ungewöhnlich erscheint die Aufteilung der Bedienelemente, denn zuerst wird der Overdrive-Channel "bedient". Gain regelt die Intensität des Overdrives, Edge und Bottom regeln zusätzlich zum 4-Band Equalizer die Höhen und die Bässe im Channel B und mit Level-B können Lautstärkesprünge eingepegelt werden.

Level-A stellt den Gain für den eher clean abgestimmten Channel A ein.

Bei allen Preamps der RB-Reihe gleichen sich die beiden stufenlos einstellbaren Presets Contour und Presence. Contour stellt das bekannte "Badewannen-Preset" dar, bei welchem die Bässe und Höhen stufenlos mit zunehmendem Reglerweg betont werden, gleichzeitig die Mitten ein wenig zurück gestellt werden (+2db@50Hz / -10db@500Hz / +3db@7kHz). Presence betont besonders die Höhen (+9db@10kHz), verstärkt gerne aber auch das (sonst kaum wahrnehmbare) Grundrauschen des Preamps.

String Bass bringt ein wenig die Tiefbässe in den Vordergrund (+9db@10kH). Die Angaben lesen sich erst einmal recht heftig, klingen aber real recht harmonisch.

Der 4/5 String Bass Schalter kann genutzt werden, um die Bässe zu betonen. Steht er in der 5-String Position werden die Bässe um +11db @ 20Hz betont.

 

Die Bänder des 4-Band Equalizers sind wie folgt aufgeteilt:

  • Bass: +10db @ 60Hz
  • Lo-Mid: +6db/-10db @ 250Hz
  • Hi-Mid: +6db/-10db @ 1kHz
  • Treble: +14db @ 7kHz

Der Equalizer greift wirkungsvoll in das Klanggeschehen ein, so dass Einstellungen schnell vorgenommen werden können.

Mit Boost wird das bisher anliegende Signal deutlich "angeblasen" und erhält so einen gewissen "Growl". Es verlässt sanft den cleanen Bereich und wird leicht crunchig. Das klingt bei keiner Einstellung kratzig oder steril, die Zerrsound klingen recht weich und harmonisch.

Im BiAmp Setup kann mit Tweeter die Lautstärke des Hi-Ausgang (alles über 5 kHz) gesondert geregelt werden. Tweeter Hi-Cut cutted alle Frequenzen oberhalb von 10 kHz.

Woofer Master ist letztlich der Master-Regler und bestimmt die Ausgangslautstärke des Preamps. Mit Woofer Hi-Cut werden alle Frequenzen über 5 kHz am Master-Ausgang beschnitten. 

 

So überladen die Frontseite auch wirken mag, die Rückseite des Preamps wirkt ein wenig aufgeräumter:

Werden ein 2001 RBP und ein 2001RB über den Remote Trigger Out verbunden, wird mit dem Einschalten des RBPs gleichzeitig auch der 2001RB eingeschaltet.

Direct Out bietet ein symmetriertes Signal, welches wahlweise vor/hinter der Klangregelung (Voicing, EQ und Boost) abgegriffen werden kann. Die Signalstärke des Di-Outs kann stufenlos nachgeregelt werden.

Mit einem Fußschalter kann die Kanalwahl getroffen werden, der Tweeter kann stumm geschalten werden sowie ein "Tuner Mute" kann geschalten werden.

Sound

Wie oben schon geschrieben, wollte ich durch die Verwendung des 2001RBP den Sound eines 700RBs erhalten. Das ist mit diesem Preamp uneingeschränkt 1:1 möglich.

Alle Einstellung auf "flat" ergibt einen klaren, aufgeräumten und wenig (bis gar nicht) gefärbten Grundton. Das Fundament klingt satt und definiert, die Hochmitten und Höhen drängen sich nicht in den Vordergrund.

Ich nutze gerne die s.g. Badewannen-Presets. Während dieses bei meinem 400RB bzw. 800RB nur ein/ausschaltbar ist, kann man die Intensität der Absenkung bzw. Erhöhung der Frequenzen bei den RB-Amps der neueren Generationen stufenlos wählen. Alleine dadurch sind vielfältige Sound möglich. Selbst in Maximal-Stellung klingt diese Contour-Schaltung nicht übertrieben bzw. unbrauchbar.

Mit Presence können zusätzlich noch die Höhen betont werden, was bei weit geregeltem Contour schnell zu "spitz" klingen kann.

Ebenso übertrieben klingen kann ein weit aufgedrehtes Contour-Setting und der 4/5 String BassBoost. Beides gleichzeitig gewählt rückt den Sound dann doch ein wenig zu heftig in Richtung "Bass", was schnell "dröhnig" wirken kann.

Mit dem sehr gut eingreifenden und geschmackvoll abgestimmten Equalizer sind weitere Soundanpassungen möglich. Oftmals lasse ich den EQ in flat-Stellung, da die Klangregelung über Contour meistens schon das gewünschte Ergebnis erzielt hat.

Immer wieder interessant finde ich die Boost-Regelung. Je weiter man das Poti aufdreht, desto rauher wird der Sound. Es wird nicht künstlich kratzig, es klingt auch nicht harsch, da gerade die Tiefmitten leicht angezerrt werden und die Höhen eher unangetastet bleiben.

Anders verhält sich der Overdrive-Channel B. Schon bei kleinen Gain-Regelwegen werden angezerrte Sounds erzeugt. Ab Gain 11 Uhr zerrt es dann schon recht heftig, Distortion ist dann eher das Thema. Mit Edge und Bottom können die Höhen oder die Bässe nachgeregelt werden.    

02/2018