Gallien Krueger PLEX

Die Gerüchteküche brodelte bereits Ende 2015, dass die Entwickler bei Gallien Krueger an einem neuen Preamp im Bodentreter-Format basteln. Auf der NAMM Anfang 2016 war es dann endlich soweit, ein kleines Kästchen mit Namen "PLEX" wurde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Eingeschworene GK-Jünger haben schon lange nicht mehr auf eine derartige Neuankündigung aus dem Hause der seit Jahren etablierten und geschätzten Ampschmiede gewartet. Einigen wenigen Bassisten ist der nur für kurze Zeit hergestellte 2001 RBP (Vorstufe des GK 2001RB) bekannt, groß war daher die Neugier auf die Neuerscheinung.

 

Doch lange mussten die Kaufwilligen warten, das Datum der Auslieferung von Anfangs April 2016 rutschte Woche für Woche immer weiter ans Ende des Jahres 2016, bis die ersten Geräte dann wirklich in den deutschen Läden erhältlich waren.

Übersicht

  • Anschlüsse: Input, Output, Send, Return (jeweils Klinke), DI-Out (XLR)
  • Stromversorgung: 9 Volt (500 mA mind.)
  • Maße: 135 x 135 x 50 mm (BxTxH)
  • Gewicht: 870 g
  • Regelung: 4-Band EQ, Kompressor, Overdrive, BassBoost, HiCut, Presence, Contour
  • Sonstiges: AuxIn, PhonesOut, Tuner

 

Konzept / Bedienung

Erster Eindruck: Jupp, macht einen stabilen und wertigen Eindruck. Das Gehäuse besteht aus dickem widerstandsfähigen Metall, welches mattschwarz lackiert wurde. Die Potis lassen sich mit einem angenehmen Widerstand drehen, zur Aktivierung des Overdrives und des Kompressors wurden Taster verwendet.

Wie so oft bei Bodentretern, die mit vielen Bedienelementen aufwarten, befinden sich die Fußschalter recht nahe an den vor versehentlichen Tritten ungeschützten Potis. Wie schon beschrieben, werden sie sich nicht sooo schnell verstellen, sie verfügen jedoch allesamt noch über eine Push-Funktion, welche zur Einstellung von weiteren Parametern dient. Ich kann mir gut vorstellen, dass man gerade die Overdrive und die Tuner-Funktion nur zeitweise nutzen möchte und daher oftmals diese Taster betätigen wird. Daher wäre es auch hier schöner, wären die Potis besser geschützt. 

 

An der Vorderseite des GK PLEX befinden sich die Klinkenbuchsen für den Anschluss des Basses, des Effektweges (Send-Return) und des Outputs sowie der Stromversorgung:

 

 

Ganze 9 Potis stehen zur Bedienung des kleines Preamps zur Verfügung. Wie schon geschrieben, verfügen 8 von diesen Potis über eine Push-Funktion, so dass weitere Funktionen bedient werden können. Man bewegt sich sozusagen auf 2 Ebenen, so dass dieses Kästchen alles andere als "intuitiv" zu bedienen ist. Auf welcher Ebene man sich befindet, zeigen beleuchtete Potielemente an: Leuchten diese weiß, befindet man sich in der ersten Ebene (Bass/LowMid/HiMid/Treble/Master). Drückt man die jeweiligen Potis befindet man sich in der 2. Bedienebene, welchen durch ein blaues Leuchten und durch eine Digit-Anzeige bestätigt wird. Diese bietet die Auswahl verschiedener nicht regelbarer Presets.

Die Potis Level/Drive, Level/Attack und Tresh/Ratio sind nur aktiv, wenn per Fußschalter der OverdriveChannel bzw. der Kompressor aktiviert werden. Dies wird dadurch angezeigt, dass diese Potis im aktivierten Zustand blau leuchten. Dann kann mit Level/Drive die Lautstärke des Overdrive-Channels und mit Level/Attack die Lautstärke des Kompressors eingestellt werden.

 

Fangen wir mit der oberen Ebene an:

Die Eingangsempfindlichkeit wird mit einem etwas abseits angeordnetem Trimm-Poti eingestellt. Droht der Preamp aufgrund eines zu hohen Eingangsignal zu übersteuern, blinkt ein Leuchtring dieses Potis.

 

Der Equalizer ist in 4 Bändern aufgeteilt. Mit Bass, LowMid, HiMid und Treble lassen sich schnell viele Wunschsounds einstellen, 12 Uhr-Stellung bedeutet "Flat".

 

Master bestimmt die Ausgangslautstärke des Preamps.

 

Durch drücken der jeweiligen Potis bietet die zweite Ebene folgende Auswahl voreingestellter Presets, die durch die Digit-Display angezeigt werden:

 

Bump

0: kein Preset gewählt

1: 6dB Boost @65 Hz (leichter BassBoost; rundet den Sound deutlich ab)

2: 9dB Boost @65 Hz (deutlicherer BassBoost; grummelt etwas heftiger)

 

Contour

0: kein Preset gewählt

1: 4dB Cut @ 500Hz (MItten-Scoop; Badewannensound...)

2: 8dB Cut @ 500 Hz (deutlicherer Badenwannensound)

3: 12db Cut @ 500 Hz (ist für meinen Geschmack ein wenig zu viel Badewanne)

 

HiCut

0: kein Preset gewählt

1: Cut @ 2,5 kHz (reduziert Saiten-Klackern)

2: Cut @ 2,5 kHz über eine weitere Bandbreite

 

Presence

0: kein Preset gewählt

1: 6dB Boost @ 1kHz (ist fast nicht hörbar)

 

Voice

0: kein Preset gewählt

1: 800RB

2: Fusion 550

3: MB 800

4: MB 150

5: Abgriff post EQ, nur Overdrive, Compressor und Tuner sind aktiv

 

Drive

1: gaaanz leicht angeknuspert

2: etwas mehr Knusper

3: na ja, ist schon etwas mehr

4: deutliche Zerre

5: Distortion (ist mir zu viel...)

 

Attack

1: Fast Attack/Fast Release

2: Medium Attack/Medium Release

3: Medium Attack/Slow Release

4: Slow Attack/Slow Release

5: Slow Attack/Very Slow Release

 

Ratio

1: 2:1

2: 4:1

3: 8:1

4: 12:1

5: 20:1

 

Idealerweise verfügt jeder halbwegs Praxis-taugliche Preamp über einen DI-Out, so auch der Gallien Krueger PLEX. Der XLR-Anschluss ist oberseitig angebracht. Der Abgriff kann per Kippschalter pre/post EQ gewählt werden, zur Vermeidung von Brummschleifen kann ein Groundlift ebenfalls per Kippschalter aktiviert werden.

Die Anordnung des DI-Out auf der Oberseite mag zwar praktisch erscheinen, birgt jedoch die Gefahr einer weiteren Stolperfalle. 

 

Die Entwickler des PLEX haben auch daran gedacht, den Preamp als Übungsamp einsetzen zu können. Dazu hat man dem Gerät einen Aux-In zum Anschluss z.B. eines MP3-Players und einen Köpfhöreranschluss zum lautlosen spielen spendiert. AuxIn wird über MainOut postEQ ausgegeben. DI-Out kann postEQ+AuxIn gewählt werden, dann liegt auch hier das AuxIn-Signal an.

 

Ein USB-Anschluss erlaubt es dem Nutzer, den Preamp als Recording/Playback Interface zu nutzen.

Praxis

Auf dem ersten Blick erscheinen die vielen Bedienungs-Möglichkeiten etwas verwirrend. Nach kurzer Zeit hat man sich jedoch daran gewöhnt, durch die verschiedenen Preset "zu zappen". 

 

Ich habe vor Jahren den Gallien Krueger Sound kennen und schätzen gelernt. Seit Jahren nutze ich einen GK 2001 RBP, den Preamp des 2001RB. Seit einiger Zeit setze ich sehr gerne einen 800RB, einen 400RB-II bzw. 400RB-IV oder einen 200RCB als Probenraum- bzw. Gig-Amp ein.

Die Sounds der neueren Amps unterscheiden sich m.E. schon in einigen Details von den älteren Modellen, welche den "typischen" GK-Sound ergründeten. Genau diese Sound habe ich mir vom PLEX erhofft. Und ich wurde nicht enttäuscht. 

 

Die Soundvariationen des PLEX sind enorm weit gefasst. Kein Wunder, kann man das Grundvoicing verschiedenster GK-Amps per Preset aufrufen und per Equalizer noch verfeinern. So können z.B. der Klassiker schlechthin, der 800RB, oder halt einer der neueren Vertreter, der Fusion MB550, aufgerufen werden. Die Voicings unterscheiden sich hörbar. Sooo richtig "original" (zumindest im Falle des 800RB, den Fusion kenne ich nicht) klingt es jedoch nicht. 

 

Neu sind die Overdrive-Sounds. Man kann per Preset verschiedene Zerr-Intensitäten wählen, schöner wäre eine stufenlose Drive-Regelung ála "Boost" der alten GKs.

 

Sehr praktikabel sind die Onboard-Features, wie z.B. des Kompressors und des Tuners. Mit den verschiedenen Presets für Attack/Release und Ratio ist für jeden Kompressorwunsch etwas dabei. Der Tuner wird durch schnellen Doppelklick des Kompressor/Tuner-Fußschalters aktiviert (Output wird stumm geschaltet). Der Tuner arbeitet schnell (nicht ganz so schnell wie ein Korg Pitchblack) und ermöglicht schnelles Stimmen auch von 5-Saitern.

 

Mit den Anschlüssen für einen externen MP3-Player und eines Kopfhörers ist lautloses Üben möglich. Der Aux-In wird post EQ/Presets und pre Master eingeschleift.

Fazit

Mit dem Gallien Krueger PLEX hält man ein "Schweizer Taschenmesser" in den Händen. Vielfältige Sounds, von denen viele deutlich in Richtung Gallien Krueger schielen, sind möglich. Wenn es jetzt den PLEX auch noch als 19"-Rackversion geben würde...