Peavey T.B. RAXX

Für alle, die einen Röhrenpreamp suchen, könnte dieser Kandidat interessant sein. Der T.B. RAXX steht sicherlich nicht an erster Stelle auf einer Tube-Preamp-Wunschliste. Diese Position wird ja meistens von den Ampegs SVP Pro oder CL eingenommen. Aber vielleicht sollten diejenigen, die auf der Suche nach einem Preamp sind, den Peavey wenigsten mal in Betracht ziehen. Das könnte mitunter schwierig werden, da dieser wie alle von mir getesteten Preamps nicht mehr hergestellt werden. So könnten die nachfolgenden Ausführungen als kleine Vorabinformation bei einem eventuellen Gebrauchtkauf dienen:

Übersicht

  • Bauform: 19", 1HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: 190 mm
  • Röhrenbestückung: 2x 12AX7
  • Klangregelung: Low, Mid, High, Bottom, Body, Edge, Bright, Shift
  • Eingänge: Klinke (passiv), Klinke (aktiv)
  • Ausgänge: Out (High Level), Out (Low Level)
  • Gewicht: 3,2 kg

Konzept & Sound

An diesem Preamp fiel mir als erstes die doppelte Klangregelung auf. "Wozu ist die denn gut?" war demnach auch mein erster Gedanke. Bei der hier mit "Equalization" beschriebenen Sektion handelt es sich um einen passiven 3-Band-EQ, bei welchem sich alle drei Regler gegenseitig beeinflussen. Das macht einen ersten schnellen Regelungsversuch sehr schwierig, da man sich erst mit dieser Art der Klangbeeinflussung vertraut machen muss. Zudem muss ich sagen, reagiert der EQ auf kleinste Poti-Veränderungen sehr stark. Denkt man sich: "Jau, die Bässe passen, aber ein paar mehr Mitten könnten sein" und dreht dann auch schon am Mid-Regler, kann es passieren, dass man dann einen völlig anderen Sound erreicht hat. Dadurch erscheint der Preamp äußerst flexibel einsetzbar...

Hinter dem Post-Gain-Poti ("Master-Volume") steht noch eine weitere Klangregelung an. Hierbei handelt es sich um einen aktiven 3-Band-EQ, welcher schon eine genauere Klangregelung erlaubt. Die Pendants zu den sonst üblichen "Bass", "Mids" und "Treble" heißen hier: "Bottom", "Body" und "Edge". Warum das so ist...? ;)

Jetzt wurde mir auch klar, warum es zwei Möglichkeiten der Klangbeeinflussung an diesem Amp gibt. Hat man mit der ersten Regelung den gewünschten Sound-"Charakter" gefunden, kann man diesen mit der zweiten Regelung sehr genau und auch zielgerichtet anpassen.

Mittels eines "Shift"-Tasters können die Mitten geboostet werden, der aktivierte "Shift"-Taster bringt die Höhen ein wenig mehr zur Geltung. Diese beiden Möglichkeiten finde ich sehr hilfreich, da der Preamp ansonsten ein wenig Höhen-arm erscheint. 

Den "Gain-Boost" sollte man mit Vorsicht aktivieren. Ein deutlicher Lautstärkesprung ist so möglich. Dieser ist jedoch so enorm, dass ich Angst um meine Endstufe / Boxen hatte... Hier stellt sich nun wirklich die Frage: "Wer braucht denn so etwas?"

Die Möglichkeit, zwischen einem "Low-Level" und einem "High-Level"-Output zu wählen, finde ich sehr hilfreich. Meine Crown XTI verlangte gerne nach etwas mehr "Futter", so dass man diese mit dem "High-Level"-Output gut bedienen konnte. Ansonsten ist der "Low-Level"-Output völlig ausreichend.

Den Sound möchte ich mal rein subjektiv so beschreiben: Der PreAmp arbeitet unauffällig. Dem Instrumentenklang wird eine gewisse "Röhrenwärme" hinzugefügt, die Klangregelung ist nicht von schlechten Eltern. Es sind tief-böse Bässe möglich, man kann knackige Mitten hinzufügen und das ganze dann mit ein paar Höhen abstimmen. Auffallend ist die relativ früh einsetzende Zerre bei mittleren "Pre-Gain"-Einstellungen. 
Ich könnte den Preamp jetzt nicht in "typisch Rock" oder "typisch Jazz" etc. einordnen. Damit meine ich, dass der Peavey sehr flexibel einsetzbar ist.

Der Preamp arbeitet sehr rauscharm. Der verbaute Trafo dagegen nicht. Dieser brummt leise vor sich hin, wobei das Brummen nicht auf den "Output" übertragen wird. Der Klang wird davon also nicht beeinflusst.

Fazit

Der T.B. RAXX war seinerzeits ein sehr günstiges "Einstiegsmodell" in die Röhren-Preamp-Welt. Im Vergleich zu deutlich teureren Modellen, wie z.B. den Warwick Quadruplet oder Ampeg SVP-Pro, fehlt mir z.B. ein DI-Out.
Hat man sich mit der doch recht komplexen Klangregelung vertraut gemacht, sind vielfältige Einsatzmöglichkeiten realisierbar.
Der Peavey stellt auch heute noch dank seiner Unbekanntheit einen sehr günstigen Röhren-Preamp dar. Günstig muss nicht "billig" sein. Denn die Verarbeitung ist m.E. sehr gut und wertig. Ebenso gilt dies für den Sound, der dem Gerät zu entlocken ist.

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