Trace Elliot Transit-B

Als ich vor knappen zwanzig Jahren von der Gitarre zum Bass wechselte, wurde mir ein schwerer Röhrenamp leihweise zur Verfügung gestellt. Ich liebte den Sound, das Gewicht jedoch nicht. Also habe ich mich nach leichteren Alternativen umgeschaut. Ich kam schnell mit Amps aus dem Hause Trace Elliot in Kontakt, die zwar auch nicht gerade leicht waren und auch irgendwie anders klangen, die aber ebenso einen sehr wuchtigen Ton versprachen. So wurde ich schnell überzeugter Trace Elliot Spieler.

Einige Zeit (und einige weitere Amps später) landete ich bei den Amps aus der V-Type Reihe. Diesen bin ich bis heute treu geblieben. So setze ich gerne einen V4 oder einen V8 ein. Wenn es etwas "kleiner" sein soll, wähle ich einen V-Type Preamp oder einen GP7 SM Preamp.

 

Lange Zeit gehörte Trace Elliot zu den ganz "großen" Marken in der Bassistenwelt. Die Amps wurden wegen ihres ganz eigenen Klanges und der schier unendlichen Power geschätzt. Die Firma geriet in finanzielle Schwierigkeiten und wurde mehrfach verkauft. Man versäumte es, sich längerfristig am Markt durch neuere Konzepte bzw. Entwicklungen zu etablieren. So verschwand Trace Elliot langsam und (fast) unbemerkt vom Markt.

2016/17 kündigte Trace Elliot zwei neue Preamps und einen neuen Amp an und stellte diese auf der NAMM im Frühjahr 2017 der Öffentlichkeit vor. 

Den Transit-B fand ich rein von nackten Zahlen und Beschreibungen schon mal sehr interessant, da er so ziemlich alles onBoard hatte, was man als Bassist so braucht...

Übersicht

  • Bauart: Preamp (Transistor) im Bodentreterformat
  • Anschlüsse: Input (Klinke), DryOut (Klinke), DI Pre / Post (XLR), Out (Line/Instr. Level)
  • Maße: 27 x 11 x 3,5 (BxTxH cm)
  • Gewicht: 1,2 kg
  • Regelung: Gain, Master, 5-Band EQ, PreShape, BassEnhancer
  • Sonstiges: DualBand-Kompressor, Drive, AuxIn, PhonesOut, Tuner

Konzept

In einem ist sich Trace Elliot immer treu geblieben: Die Fertigungsqualität konnte man selbst in den dunkelsten Tagen nie bemängeln. So auch nicht beim Transit-B. Das Gehäuse des Preamps besteht aus stabilem Metall, große rutschfeste Gummifüße geben dem ca. 1,2 kg schweren Preamp festen Halt. Eine Reihe von insgesamt 11 Potis und 5 Fußschalter wurden oberseitig angeordnet. Während die Potis in ausreichendem Abstand zueinander angeordnet wurden, kann es bei den Fußschaltern etwas eng werden. Diese sind nur mit knappen 6 cm zueinander angeordnet, gezielte Fußtritte sind also Pflicht. 

Sämtliche Potis und Fußschalter sind in leuchtende Ringe eingefasst, die den Betriebszustand der jeweiligen Funktion anzeigen. Wird der onBoard Kompressor (Compression) aktiviert, leuchten die Potis Lo-Band und Hi-Band, Equalisation bringt die fünf Potis des Equalisers zum leuchten, Drive aktiviert das Drive und das Blend Poti.

 

 

Sieht ganz nett bunt aus und mag auch hilfreich sein, auf dunklen Bühnen sind somit aber die Einstellungen der Potis (gekennzeichnet durch einen weißen Punkt auf den Metall-Kappen) nicht mehr zu erkennen.

 

Die Funktionen im Einzelnen: 

Input Gain regelt die Eingangsempfindlichkeit. Der grün leuchtende Farbring leuchtet rot, sobald die Eingangsempfindlichkeit zu hoch gewählt wurde und ein übersteuern des Preamps droht. Mit einem Taster kann der Eingangslevel für Bässe mit hohem bzw. niedrigem Outputlevel vorgewählt werden.

Pre-Shape aktiviert die onBoard "Badewanne". Wie bei fast allen Preamps findet sich auch bei diesem ein EQ-Preset wieder, welches die Bässe (bei 55 Hz) und die Höhen (bei 2 kHz) betont und gleichzeitig die Mitten (bei 400 Hz) ein wenig in den Hintergrund rückt.

Mit Drive wird der Overdrive aktiviert. Der Zerrgrad wird mit Drive gewählt, mit Blend wird der Zerrsound mit dem unverfälschten Cleansignal gemischt. Wird die Drive-Schaltung aktiviert, wird gleichzeitig die Ausgangslautstärke des Preamps erhöht. Allein zu Hause oder im Probenraum gespielt, mag dies komisch erscheinen, im Bandkontext ist dies aber sehr hilfreich. Zerrsounds verlieren naturgemäß an Durchsetzungskraft. Durch die Erhöhung der Lautstärke wird dies aber ausgeglichen. Noch hilfreicher wäre die Möglichkeit, den Ausgangslevel der Drive-Schaltung, z.B. wie beim Fender TBP-1, regeln zu können.

Equalisation aktiviert den 5-Band Equalizer. Die Aufteilung der Frequenzbänder wurde wie folgt gewählt:

 

Bass: ± 15 dB bei 117 Hz

Lo-Mid: ± 15 dB bei 278 Hz

Mid: ± 15 dB bei 664 Hz

Hi-Mid: ± 15 dB bei 1,73 kHz

Treble: ± 15dB bei 4,95 kHz

 

Der bei aktivem Equalizer stetig grün leuchtete Ring hinter den Potis leuchtet rot, sobald durch zu hohe Boosteinstellung des jeweiligen Bandes ein Clipping droht.

 

Interessant finde ich den DualBand-Kompressor. Das Eingangssignal wird bei 333 Hz in zwei Bänder geteilt, die Intensität des Kompressors kann mit Lo-Band und Hi-Band für beide Bänder getrennt gewählt werden. Die bei aktiviertem Kompressor stetig grün leuchtenden Ringe der beiden Potis fangen an zu blinken, sobald "komprimiert" wird.

Auffallend ist ein Lautstärkesprung, sobald der Kompressor aktiviert wird. Der Sound wird zwar deutlich dicker und runder, die Lautstärke des Preamps wird aber ebenfalls deutlich erhöht. Mich stört dies nicht, da ein Kompressor in meiner Signalkette stetig aktiviert bleibt. Für andere User mag dies aber weniger erfreulich sein.

Der Kompressor kann per Schalttaste pre/post Equalizer gesetzt werden. Ein sinnvolles Feature, da gewählte EQ-Einstellungen die Arbeitsweise eines Kompressors maßgeblich beeinflussen können.  

 

Mit dem Bass Enhancer kann ein weiteres Preset gewählt werden. Ein dezent wirkender Oktaver wird aktiviert, welcher nur die tiefen Frequenzen bearbeitet. Erreicht wird, dass das Tiefenfundament deutlich breiter wird, ohne übertrieben matschig zu klingen. In Verbindung mit stark betonten Bässen und Lo-Mids des Equalizers und einem aktiven Pre-Shape kann es jedoch schnell zum übersteuern des Preamps führen.

 

Ein weiteres nützliches Feature ist der onBoard Tuner. Mit Stumm-schalten des Preamps wird der Tuner aktiviert. Eine Digit-Display zeigt die gespielte Saite an. Die Leuchtringe aller Potis werden genutzt, um anzuzeigen, ob der gespielte Ton zu tief (Potis Output-Level bis Lo-Mid) oder zu hoch (Potis Hi-Mid bis Input Gain) liegt. Leuchtet das Poti Mid rot, ist die Saite in der richtigen Stimmung. 

 

Output Level bestimmt die Gesamtlautstärke des Preamps.

 

 

Sämtliche Anschlüsse finden sich auf der vorderen Seite des Preamps:

Input dient zum Anschluss eines Basses. Dry Out bietet ein vorverstärktes und unbearbeitetes Signal vor EQ-Abgriff (unabhängig vom Mute).

Per AuxIn kann z.B. ein MP3-Player angeschlossen werden. In Verbindung mit dem PhonesOut kann der Preamp so zum üben im stillen Kämmerchen genutzt werden.

Das DI-Signal steht zweifach zur Verfügung. DI Pre stellt ein Signal vor der gesamten Verarbeitungskette zur Verfügung, DI Post entsprechend ein Signal nach allen EQ-Einstellungen/Effekten. Beide Ausgänge sind unabhängig von der Stellung des Output Levels.

Des weiteren verfügt der Preamp über einen (unbalanced) LINE-Level Ausgang und einem (unbalanced) INSTrumenten-Level Ausgang. Beide sind abhängig von der Stellung des Output Levels.

 

Zum Betrieb des Transit-B wird ein Netzteil (9 Volt DC) mit mind. 900mA benötigt. 

 

Zur Lagerung und zum Transport hat Trace Elliot dem Transit-B ein stabiles Täschchen "ab Werk" spendiert. Das ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr, meistens gilt so etwas mittlerweiles als (teures) optionales Zubehör.

Sound

Soundbeschreibungen finde ich immer recht schwierig, zumal jeder User/Bassist/whatever eine andere Vorstellung von Sounds hat. Wie fange ich also an?

 

Der Preamp ist praktisch frei von allen Nebengeräuschen. Vorausgesetzt man nutzt das mitgelieferte Netzteil oder ein entsprechend starkes Netzteil anderer Herkunft. Ich habe anfangs den Fehler gemacht und den Transit-B auf meinem Effekt-Board platziert und an mein geschätztes Voodoo Lab Netzteil angeschlossen. Die Folge war, dass die Leuchtringe ein seltsames Eigenleben entwickelten und der Sound grandios schlecht war. Mit dem original Netzteil funktionierte alles so, wie es sollte...

Nebengeräusche treten auch nicht bei aberwitzigen EQ-Einstellungen oder bei hoch gewählten Kompressor-Einstellungen auf.

 

Die Abstimmung des 5-Band Equalizers ist geschmackvoll gewählt worden. Ich bevorzuge zwar Amps/Preamps mit möglichst wenig Einstellungsmöglichkeiten, ab und an sind Equalizer mit mehr als 3 Bändern äußerst hilfreich. Mit den (allesamt) geschmeidig und mit angenehmen Wiederstand laufenden Potis des EQ ist schnell ein Wunschsound gefunden.

 

Ich gebe es zu, ich bin ein "Badewannen"-Spieler, ich nutze gerne die entsprechenden Presets. Nur bei dem Trace Elliot eigenen PreShape kommt bei mir keine Freude auf. Es klingt (in meinen Ohren) immer ein wenig "übertrieben". Ich lasse es zwar aktiviert, regel aber mit dem EQ insbesondere die Bässe deutlich runter. Würde man (ich) dies nicht machen, leidet die Durchsetzungsfähigkeit im Bandkontext darunter.

 

Der BassEnhancer wirkt zwar recht subtil, in Verbindung mit gepushten Bässen sollte man vorsichtig sein, da es sonst schnell zu viel "Fundament" werden könnte. 

 

Die Drive-Schaltung finde ich ausnahmsweise sogar mal "gut". Ich oute mich als Clean-Spieler, der mit Zerrsound wenig anzufangen weiß. Ich habe lange Zeit "meinen" Zerrsound gesucht, ihn aber nie wirklich finden können. Meistens klangen die Zerrpedale oder Overdrive-Schaltungen verschiedener Amps bzw. Preamps zu aufdringlich, so kratzig oder einfach nur schrecklich.

Beim Transit-B hat man es geschafft, ein fettes Bassfundament unangetastet zu lassen und nur einen Teil verzerrt (blend-bar) darüber zu legen. Klingt in meinen Ohren ganz brauchbar.

 

Genau das behaupte ich auch für den Kompressor. Bis auf den o.g. Lautstärkesprung, der für mich aus genannten Gründen eher unerheblich ist, ist der Kompressor ein nützliches Hilfsmittel, um allzu stürmisches Spiel ein wenig zu glätten. Dass man sogar die Möglichkeit hat, Bässe und Höhen voneinander getrennt zu regeln, stellt sogar noch ein i-Tüpfelchen dar!

 

Im Vergleich zu meinen beiden o.g. Trace Elliot Preamps, klingt der Transit-B mehr nach den ursprünglichen Amps aus gleichem Hause. Der Sound ist eher vergleichbar mit dem GP7 SM Preamp. Diesen dicken und eher trägen Sound des V-Types ist nicht so sein Ding.

Fazit

Es erstaunt mich schon, wie viele nützliche Optionen man mittlerweile in ein handliches Bodentreter-Format verpacken kann. Anders als z.B. beim Gallien Krueger PLEX  verzichtete man beim Transit-B auf schnell unübersichtlich wirkende Doppel-Belegungen von Potis, sondern gab jedem Poti seine ganz eigene Funktion. So ist es nicht verwunderlich, dass schnell 11 Potis und 5 Fußschalter auf relativ engem Raum Platz finden müssen.

Trotzdem finde ich den Transit-B sehr gelungen. Er beinhaltet viele Einstellungsmöglichkeiten und Hilfsmittel, die ihn schnell zu einem "Schweizer Taschenmesser" für Bassisten werden lassen.