Orange 4 Stroke 300

Vor einigen Jahren habe ich mir aus reiner Gear-Neugier einen Orange AD200 MKIII gekauft. Anfangs gefielen mir die enormen Leistungsreserven sowie der stete vordergründige Ton des Amps. Nach einiger Zeit kam jedoch die Erkenntnis, dass der AD200 aber eigentlich nur einen Ton "kann", großartige Soundveränderungen sind mit dem recht spartanisch ausgelegten Preamp-Design nicht möglich. Dazu kam meine "ich-will-nicht-mehr-schleppen"-Phase, in welcher ich die zu der Zeit aufkommenden leichten Class D Amps ausgiebig testete und deshalb mich von einigen Amps trennte, die der höheren Gewichtsklasse zugehörten. Darunter war dann auch der AD200.

Ich habe mich immer wieder gefragt, ob dies ein Fehler war, zumal mir dieser "eine Ton" eigentlich recht gut gefiel. Trotzdem habe ich lange Zeit einen Bogen um Orange Amps gemacht.

Die ersten Ankündigungen zur OB1-Reihe ließen mich aufhorchen. Es schien als wolle Orange im Gegensatz zu den meisten Amp-Herstellern nicht nur noch den Class D Markt bedienen (mal vom AD200 MKIII abgesehen). Bassisten, die gerne Gewicht mit fulminanter Leistung gleichsetzen, wollte man auch etwas anbieten können und entwickelte einen Class A/B Amp, der zur Stromversorgung auch noch einen schön dicken Trafo benötigt. Viel Eisen muss nicht unbedingt guten Ton versprechen, jedoch fand ich die OB1-Amps gar nicht mal sooo schlecht. Aber auch hier  merkte ich recht schnell, dass sie nicht gerade für großartige Soundveränderungen taugen.

Kurze Zeit später folgten dann die 4 Strokes. Die Endstufe ist identisch mit der des OB1, lediglich der Preamp wurde ein wenig anders gestaltet...

Übersicht

  • Bauform: Topteil im Metallgehäuse
  • Technik: Transistor, Class A/B
  • Maße: 480 x 100 x 270 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 11 kg
  • Leistung: 300 Watt an 4 Ohm
  • Eingänge: Klinke
  • Ausgänge: Speaker (Speakon), DI-Out (XLR), Line Out (Klinke)
  • Klangregelung: 4 Band semiparam.
  • Besonderes: onBoard Kompressor

Konzept

Wie oben schon geschrieben, gehört der 4 Stroke nicht zu den heutig üblichen Leichtgewichten. Mit knappen 11 kg Gewicht gehört der Amp jetzt auch nicht zur Gattung "Boah, schwer!"

Das außerst robuste Metallgehäuse des Amps besteht aus dickem Stahlblech. Man erkennt es schnell an der überstehenden Frontblende, dass der Amp zur Montage in einem Rack (2 HE) konzipiert wurde. Anders als bei einigen anderen Amps gleicher Konzeption kann man hier die Rackohren jedoch nicht entfernen. Stört dies nicht und man entscheidet sich gegen eine Rackmontage, steht der Amp sicher auf vier vorhandenen dicken Gummifüßen. Zum Transport können die frontseitigen angeordneten Griffe genutzt werden.

Im Inneren zeigt sich der 4 Stroke 300 aufgräumt: Der Preamp und der Poweramp sind auf jeweils getrennten Platinen untergebracht. Die Leistungstransistoren sind auf einem Wärmeleitelement verschraubt, zur weiteren Kühlung wird ein Lüfter verwendet. Aber keine Angst, denn anders als in 1 HE hohen rackfähigen Amps werkelt hier ein temperaturgesteuerter Lüfter mit größerem Durchmesser, welcher deutlich leiser läuft (fast lautlos!) als die kleinen 4 cm Luftquirle.

Eigentlich zeichnen sich Amps aus dem Hause durch eine äußerst spartanisch ausgestattete Frontplatte aus. Der 4 Stroke bildet hier eine Ausnahme, denn gleich 10 Drehknöpfe sind hier vorhanden.