MXR M87 Bass Compressor

Ein Kompressor ist der einzige Effekt, den ich immer auf meinem Board platziert halte und auch immer aktiviere. Schnell habe ich auch "meinen" Kompressor gefunden. So nutze ich schon recht lange einen TC Electronic Triple C in meinem Rack oder halt einen TC Electronic NDY-1. Wichtig ist mir bei der Auswahl eines Kompressors eine klanglich unverfälschte Wiedergabe sowie die Möglichkeit, weit in die Arbeitsweise eines Kompressors eingreifen zu können. So konnte ich nie wirklich viel mit s.g. "One Knob"- Kompressoren anfangen.

Der Triple C ist ein Rackkompressor und der NDY-1 verlangt eine "extra" Stromversorgung mit 12 Volt. Ich wollte bei kleineren Gigs nicht immer das ganze Paket, entweder das Rack oder das komplette FX-Board, mitschleppen, so dass ich neugierig wurde, als MXR den M87 Bass Kompressor vorstellte. Er versprach weitergehende Eingriffsmöglichkeiten und kommt mit einer "normalen" 9 Volt Stromversorgung aus. Mal sehen...

Übersicht

  • Anschlüsse: 1x Input (Klinke), 1x Output (Klinke)
  • Stromversorgung: 9 Volt DC
  • Abmaße: 130 x 130 x 55 mm
  • Gewicht: 770 g
  • Regelung: Input, Output, Release, Attack, Ratio
  • Sonstiges: 10stellige Gain Reduction LED-Anzeige, True Bypass

Konzept / Bedienung

Der M87 Bass Kompressor kommt in einem unverwüstlich wirkenden Metallgehäuse daher. Es ist schon erstaunlich, was MXR da in so ein kompaktes Gehäuse verpackt haben will. Ich mag die kleineren Abmaße der MXR-Bodentreter, im Vergleich zum TC NDY-1 wirkt dieses Teil ja regelrecht ...niedlich.

In der Regel verfügen Kompressoren im Bodentreterformat über nicht gaaanz so viele Regler wie der M87.. Hier sollen gleich fünf Potis für den gewünschten Effekt sorgen. Diese sind hier auf engstem Raum untergebracht, sind jedoch mit "spitzen" Fingern immer noch leicht zu bedienen. Die Potis laufen angenehm schwer. Die Potikappen sind aus Plastik und stehen recht weit über, was m.E. ein wenig "billig" wirkt. Der Ratio-Regler rastet bei dem jeweils gewählten Kompressionsverhältnis angenehm satt ein.

Die Parameter im Einzelnen: 

Input
Dieser Regler stellt quasi den Threshold ein, also die Signalstärke, ab welcher der Kompressor eingreifen soll. Somit wird auch hier der unterschiedliche Output von passiven bzw. aktiven Bässen berücksichtigt und kann u.a. dementsprechend eingestellt werden.

Attack
...regelt die Anschwellzeit (einstellbar zwischen 20...800 µs), die das Signal brauchen soll um das mit 

Ratio
eingestellte Kompressionsverhältnis (wählbar zwischen 4:1, 8:1, 12:1 und 20:1) zu erreichen.

Release
...stellt die Ausklingzeit ein (einstellbar zwischen 50 ms...1.1 s), in der das komprimierte Signal nach Unterschreitung des Thresholds wieder auf das unkomprimierte Signal zurückfährt.

Output
Hiermit können Lautstärkesprünge zwischen on/off Zuständen ausgeglichen werden.

Da ein gut eingestellter Kompressor i.d.R. quasi nicht "hörbar" ist (natürlich ist er das, nur nicht ganz sooo offensichtlich...), kann die 10-stellige Gain Reduction LED Anzeige sehr hilfreich sein. Hier lassen sich recht gut die Wirkungen von Threshold, Attack und Release beobachten.

Die etwas komplexer gestalteten Eingriffsmöglichkeiten des M87 sind wahrlich nichts für Kompressor-Neulinge. Nach einiger Eingewöhnungszeit und dem Verständnis, was die einzelnen Parameter bewirken stellt der MXR Kompressor ein sehr hilfreiches Tool dar. Er macht was er soll: Er glättet die Dynamik und macht das Signal "dichter" und "druckvoller". Im Einzelkontext mag man das jetzt nicht unbedingt sofort hören, im Bandkontext ist ein gut eingestellter Kompressor jedoch sofort zu bemerken.
Die Regelwege der einzelnen Parameter sind so gewählt, dass fast unhörbare Kompressionen möglich sind, jedoch sind auch deutlich hörbare Signalveränderungen möglich: Stichwort "Pumpen".

Bei der Auswahl eines Kompressors ist es mir ganz wichtig, dass dieser den Klang unangetastet lässt. Rauschen ist ein totales "No Go", ist jedoch bei vielen Kompressoren "üblich". Wie schon beim Triple C und beim NDY-1 arbeitet der MXR M87 praktisch rauschfrei und gibt den Klang des Basses unverfälscht wieder. Lediglich die spitzen Höhen werden ein gaaanz klein wenig beschnitten.
Was ebenfalls erfreulich ist: Das Ein- bzw. Ausschalten verursacht kein Knacken o.ä. (was ebenfalls viele Bodentreter richtig gut können). Das ist in meinem Fall aber nicht sooo wichtig, da ich einen Kompressor eigentlich immer aktiviert lasse...

Einzig die m.E. etwas unglückliche Anordnung der DC-Buchse in unmittelbarer Nähe der Input-Buchse kann bei der Platzierung auf einem engen Board etwas nerven. Gerade bei der Verwendung von Winkel-Klinken können sich diese und der DC-Stecker bei so mancher Anordnungsmöglichkeit der Kabel im Wege sein.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Anordnung des on/off Schalters. Dadurch, dass Platz für einen 9 Volt Block geschaffen werden musste, wanderte der Fußschalter recht weit in die Mitte des Gerätes, ziemlich in die Nähe der Potis. Diese wirken jetzt nicht sooo stabil, dass sie unbeabsichtigte Fußtritte schadlos überstehen würden. Mit diesem Manko kann man aber m.E. leben, da ja ein Kompressor jetzt nicht sooo oft an/aus geschaltet wird...

Fazit

Ein wirklich sehr guter Bass Kompressor (der auch mit einer Gitarre eingesetzt werden kann...), der es erlaubt, unauffällig oder "fett" komprimierte Sounds zu erzeugen. Ich nutze Kompressoren eher als unauffällige Effekte, die jedoch den Klang unangetastet lassen sollen. Beides beherrscht der M87 sehr gut.
Wer jetzt nicht unbedingt einen der manchmal völlig überladenen Rackkompressoren mitschleppen möchte, der wird mit diesem Kompressor sehr zufrieden sein. An wählbaren Parametern sind deutlich mehr vorhanden, als bei den meisten anderen Kompressoren im Bodentreterformat. 
Der recht hohe Preis von ca. 180 Euro scheint m.E. aber angesichts der Möglichkeiten und der Qualität des Gerätes gerechtfertigt.

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