Yamaha B100 -II

Bässe aus dem Hause Yamaha waren mir bekannt. Ich habe kurze Zeit einen BB425X gespielt, mich dann aber doch aufgrund meiner Vorliebe für Bässe aus dem Hause Music Man wieder von diesem Bass getrennt. Dass die Firma aber auch Bassverstärker hergestellt hat (und immer noch herstellt) war mir unbekannt. Ein befreundeter Bassist schenkte mir aufgrund Hobbyaufgabe seinen langjährigen Begleiter. Der Amp war seit den frühen 80igern in seinem Besitz und wurde über Jahre hinweg regelmäßig genutzt. Aufgrund der Optik nahm ich zuerst an, es handele sich um einen Röhrenamp. Aber ich wurde schnell aufgeklärt, dass es sich um einen Transistorverstärker handelt. Mmmm, na ja...

Übersicht

  • Bauform: Verstärker im Holzcase
  • Technik: Transistor
  • Maße: 540 x 240 x 255 mm (Breite x Höhe x Tiefe)
  • Gewicht: 14,6 kg
  • Leistung: 100 Watt an 4 Ohm, 60 Watt an 8 Ohm
  • Eingänge: Klinke (high / low)
  • Ausgänge: Speaker (Klinke), DI-Out (XLR)
  • Klangregelung: Bass, Mitten, Treble, 5-Band EQ

Konzept

Wie schon geschrieben, erinnert die Optik des B100-II stark an alte Röhrenamps. Wie in den ersten Tagen der Verstärker-Herstellung hat man das Metallchassis des Amps in einem stabilen Holzcase (welches wahrscheinlich den Großteil des Gesamtgewichts für sich beansprucht...) gesteckt. Das Ganze wurde mit einem strapazierfähigem Tolexbezug beklebt, die Ecken werden durch Metallwinkel gegen unsanfte Stöße gesichert. Ebenso stylisch: die Frontbespannung mit einem Stoffbezug. Obwohl mein B100-II jetzt schon knappe 40 Jahre alt ist, knackst kein Poti und es ist kein Grundrauschen zu hören! 

 

Der Amp selbst ist recht übersichtlich aufgebaut und wie bei fast allen Transistor-Amps werden die elektronischen Bauteile auf Platinen angeordnet:

Die Kühlung der Leistungstransistoren erfolgt rein passiv über ein groß dimensioniertes Kühlelement. Somit ist auch kein eventuell störendes Lüftergeräusch vorhanden...

Die Bedienung des Amps ist recht simpel:

Es stehen zwei Klinkeneingänge für den Anschluss des Basses zur Verfügung. Es wird unterschieden zwischen Instrumenten mit hohem oder niedrigen Output.

Der EQ ist zweigeteilt. Eine erste Klangformung erfolgt über einen passiven 3-Band EQ. Hier wird das klassiche Tonestack verwendet, welches man von Verstärkern aus dem Hause Fender kennt. "Flat" bedeutet ca. 2-10-2. Eine deutlich effektivere Klangformung kann mit dem aktiven 5-Band EQ gefunden werden:

Mit diesem kann man bei 60Hz, 150Hz, 320Hz 640Hz und 1,25 kHz ins Klanggeschehen deutlich wahrnehmbar eingreifen. Der aktive EQ ist nicht schaltbar, d.h. möchte man ihn nicht bemühen, müssen alle Potis bei "0" stehen.

 

Ein frontseitig angebrachter und satt einrastender Kippschalter dient zum Ein-/Ausschalten des Amps, welches durch ein rotes Pilotlicht quittiert wird.

 

Die Rückseite des Amps ist sehr karg aufgeteilt:

Es sind lediglich die Klinkenbuchsen für den Anschluss der Boxen und eine XLR-Buchse für den Balanced DI-Out vorhanden.

Praxis & Sound

Würde die rote Pilotlampe nicht anzeigen, dass der Amp eingeschaltet ist, wäre man verunsichert. Zumindest mein B100-II ist mucksmäuschenstill, sobald man den mit sattem Plopp einrastenden Kippschalter auf der Frontseite umlegt. Es knackst nichts, es rauscht und brummt auch nichts. Ist die Box überhaupt angeschlossen?

Dafür dass der Amp schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat und auch durchweg gespielt wurde, zeigen sich hier in technischer Hinsicht keine Abnutzungserscheinung. Wie oft wird man bei alten Amps mit einem typischen 50Hz-Brummen konfrontiert? Hier, bei diesem Amp nicht.

 

Wie immer starte ich bei EQ=flat meinen Test. Wow, das Teil ist laut und zeigt sich mit festem Fundament. Schnell an die Raumakustik angepasst, drehe ich vorsichtig das Volumen-Poti höher. Das sollen "nur" 100 Watt sein? Ich bin begeistert. Der Amp klingt in der Grundeinstellung schon sehr gut und mit dem EQ findet man schnell seinen Sound.

 

Der Yamaha B100-II erinnert mich sehr an meinen EBS Classic 450. Man könnte meinen, man kann eine gewisse "warme" Röhrenkompression hören.

 

Also wagte ich den Band-Proben-Test. Da ich vorher gerade ein paar Bassman-Amps während unserer Proben gespielt habe, fiel der Wechsel des Amps nicht auf. Schon nach ein paar Tönen des Zusammenspiels musste ich das Volumen-Poti deutlich höher drehen, um im Bandkontext nicht zu verlieren. Aber an einer 115+410 Boxenkombination konnte ich die Probe durchspielen. Die Leistung von 100 Watt begrenzt dann doch die erreichbare cleane Lautstärke. Sollte der Amp an seine Leistungsgrenze kommen, klingt er dann doch ein wenig kratzig, nicht mehr ganz so harmonisch.

Aber dennoch überzeugt der Amp auch meine Mitmusiker, erkannten sie doch keinen Unterschied zu anderen deutlich leistungsstärkeren Amps...

Fazit

Der Amp war eine positive Überraschung für mich. Ich spiele ihn gerne bei kleinen Locations, da er durch einen satten und warmen Sound überzeugt. 

Die Amps findet man recht häufig auf den Gebrauchtmärkten zu einem recht günstigen Kurs zw. 130...180€. Wer einen günstigen Amp sucht, sollte einen Yamaha B100-II ruhig mal antesten. Wahrlich, für laute Kapellen ist er nicht geeignet, aber im gemütlichen Bereich kann er überzeugen.