Bugera Veyron M

Die Marke Bugera ist im Gitarristen-Lager durch ein recht gutes Angebot an Gitarren-Amps längst keine Unbekannte mehr, spätestens seit der Einführung des BVV3000 Röhrentopteils ist auch Bassisten der Name ein Begriff. Um den recht beliebten Markt der s.g. Micro-Heads ebenfalls zu bedienen, wurde der Veyron entwickelt. Diesen leistungsstarken Amp gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen: Einmal als Head mit Mosfet-Preamp (BV1001M) und einen Head mit Tube-Preamp (BV1001T).

 

Schon bei Vorstellung der Amps auf der NAMM 2014 wurde die Neugier geweckt, denn die "Papierdaten" versprachen einen flexiblen und leistungsstarken Amp in einem bezahlbaren Preissegment.
Natürlich wurde auch meine Neugier geweckt und ich habe das Glück, noch vor dem offiziellen Verkaufsstart einen Bugera Veyron M ausführlich testen zu dürfen.

Das Design des Amps legt einen Vergleich zum Genz Benz Streamliner 900 nahe. Dieser ist vielen bekannt und hat sich bei den Bassisten einen guten Ruf errungen. Nur leider ist Genz Benz Geschichte und die Veyrons könnten diese Lücke füllen. Ich besitze einen Genz Benz Streamliner 900, den ich seit längerer Zeit gerne bei Proben und Gigs einsetze. Ich werde an geeigneter Stelle ein paar Vergleiche in meinen Beschreibungen einfließen lassen.

Der Amp

  • Bauform: Topteil im Metallgehäuse
  • Technik: Transistor
  • Maße: 255 x 80 x 300 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 3,0 kg
  • Leistung: 2000 Watt (Peak) an 4 o. 1000 Watt (Peak) an 8 Ohm
  • Eingänge: Instrument (Klinke), AUX in (Klinke)
  • Ausgänge: Speaker (Speakon), Headphone (Klinke), DI-Out (XLR)
  • Klangregelung: Bass, Mitten (parametr.), Höhen

So sieht er aus:

Konzept & Bedienung

Der Veyron stellt meine erste Begegnung mit einem Amp aus dem Hause Bugera dar. Dementsprechend hoch war meine Neugier beim auspacken des Amps.
Das Gehäuse des ca. 3 kg schweren (leichten) Amps ist aus recht stabilem Metall gefertigt, die Front und die Seitenteile sind in "gebürsteter" Optik gehalten. Sämtliche Ecken und Kanten sind wohlgefällig abgerundet, alles ist passgenau verarbeitet.
Zum besseren Transport ist (wie bei den TC RH-Amps) in dem Gehäuse ein Tragegriff integriert. Zur besseren Standfestigkeit des Amps auf einer Box tragen dicke unterseitig angebrachte Gümmifüße bei.
Erster Eindruck: Gelungen und sehr wertig!

Seitlich des Amps befindet sich die Öffnung für den Lüfter. Da diese relativ kleinen Lüfter bekanntermaßen recht nervig sein können (ich erinnere hier gerne an einen SWR Headlite oder meiner Synq 2k2), war ich zunächst skeptisch, nach dem ersten Einschalten aber recht entspannt. Der Lüfter springt an, verwirbelt aber höchstens ein laues und somit leises "Lüftchen". Das Produktblatt zum Amp verspricht eine Temperatur-geregelte Lüftung, doch selbst nach stundenlangem Dauerbetrieb (auch bei höheren Leistungsanforderungen) wird der Amp höchstens handwarm und der Lüfter bleibt kaum wahrnehmbar leise.


Ich bevorzuge Amps mit übersichtlicher aber dennoch effektiver Bedienmöglichkeit. Der Streamliner bietet zwar nur ein paar Knöppe, deren Bedienung, insbesondere des Equalizers, musste man erst verstehen.
Der Veyron M ist frontseitig ähnlich aufgebaut, bietet jedoch ein paar mehr Features:


Zum Anschluss des Basses dient ein Klinkeneingang. Die Eingangsempfindlichkeit wird mit Gain geregelt. Bei zu hoch eingestelltem Eingangssignal leuchtet eine um die Mute-Taste herum eingelassene Clip-Anzeige. Bei Output-starken Bässen kann das Eingangssignal um 15 dB abgesenkt werden.

Mit an Board ist ein parallel zum Signalweg arbeitender Kompressor, welcher durch Tresh aktiviert/deaktiviert werden kann. Ein eingelassener Leuchtring leuchtet grün, sobald der Kompressor aktiviert wurde. Mit dem Drehregler Comp kann der Treshold (der Schwellenwert, ab welchem der Kompressor eingreift) eingestellt werden. Der Kompressor arbeitet zwar sehr subtil, ist aber im Gesamtmix deutlich auszumachen. Respekt, ich kenne deutlich wirkungsärmere OnBoard-Kompressoren...


Der Equalizer erscheint relativ einfach aufgebaut, erlaubt aber dennoch große Eingriffsmöglichkeiten. Zum einen sind mit Ultra Low und Ultra High zwei schaltbare Presets vorhanden, die bei Aktivierung den Grundsound deutlich Richtung Tiefmitten mit spitzen Höhen schieben können.
"Kernstück" des Equalizers ist wie beim Streamliner die semiparam. Mittenregelung. Die Transistor-Variante des Veyron erlaubt es, die Mitten-Centerfrequenz bei 220 Hz, 450 Hz, 800 Hz, 1,6 kHz oder 3 kHz zu wählen, die mit dem Mid-Poti angepasst werden kann.
Anders als beim Streamliner reagieren die Potis nicht untereinander und erlauben so eine schnellere und intuitivere Einstellung des Sounds.
Ein deutlich größerer Masterregler regelt die Gesamtlautstärke des Amps.


Jede aktivierte Option wird mit einem leuchtenden Ring quittiert. Die Farbe des "Tresh"-Ringes pulsiert bei überschreiten des Tresholds.

Die Rückseite des Veyrons bietet einiges:


Zwei parallel geschaltete Speakon-Ausgänge stehen für den Anschluss von Boxen bereit. Anders als beim Streamliner liegen hier die Buchsen ein wenig weiter auseinander, so dass man bei der Verwendung von dickeren Speakon-Steckern keine Probleme bekommen sollte.
Der Effekt-Weg sowie die Mute-Schaltung des Amps kann per Fußschalter (Tip: Mute / Ring:FX) deaktiviert werden, ein Tuner-Out ist ebenfalls vorhanden.
Durch das Vorhandensein eines AUX-in (zum Anschluss eines MP3-Player etc.) und eine Headphone-Outs kann der Amp sehr gut zum stillen zu-Hause-üben eingesetzt werden.

Der DI-Out verfügt über einen Ground-Lift, der Möglichkeit den Abgriff pre/post EQ zu legen und den Ausgangslevel anzupassen.

Sound

Ich kann mich noch gut an meine anfängliche Enttäuschung über den Genz Benz Streamliner erinnern. Der Grund hierfür war der schwer zähmbare Grundsound des Genz Benz. Mittlerweile habe ich mich an die Wirkungsweise des EQs gewöhnt und schätze den Sound des Streamliners sehr.
Der Grundsound des Veyron M erinnert mich sehr an den Sound eines (für meine Soundvorstellung optimal) angepassten Genz Benz Streamliners. Wuchtige aber dennoch definierte Tiefmitten, auf Wunsch deutliche und somit durchsetzungsfähige Mitten und "sanfte" Höhen, die keinesfalls zu "kratzig" wirken. Mit dem Equalizer bekommt man seinen Wunschsound schnell eingestellt. Das Ultra Low-Preset ist bei mir ständig aktiviert, die Mittenregelung arbeitet in den gewählten Bereichen 220 Hz...800Hz besonders effektiv.
Komischerweise erinnert mich der Sound des Bugera ein wenig an den Sound von Röhrenamps. Man könnte fast vermuten, dass irgendwo eine Röhre im Signalweg steckt, denn der Sound wirkt (auch bei deaktiviertem Kompressor) ein wenig komprimiert, ohne dass jedoch die Dynamik beschnitten wird.
Wenn man die Clip-Anzeige nicht weiter beachtet und den Gain ein wenig weiter aufdreht, sind durchaus harmonisch klingende und anschlagdynamische Zerrsounds möglich. Bei vielen mir bekannten Transistor-Amps klingen derartige Zerrsound oftmals recht kratzig/billig, beim Veyron sind diese durchaus annehmbar.

Fazit

Jedem sollte klar sein, dass es sich bei der Leistungsangabe 2000 Watt / 4 Ohm bzw. 1000 Watt / 8 Ohm sich auf eine Peak-Leistungsangabe handelt. Die "Dauerleistung" des Amps dürfte sich im Bereich 500...600 Watt bewegen. M.E. eine akzeptable Leistung, deren Grenzen ich mit dem von mir getesteten Amp nicht erreichen konnte. Ich habe den Amp zu Hause leise gespielt, ich habe ihn jedoch auch (über Stunden) sehr laut gespielt und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass dem Amp die Puste ausgeht. Es ist mir dank des gut dosierbaren Equalizers sehr schnell gelungen, den Bass im Gesamtmix meiner Band zu integrieren, eine Sache, die mir anfangs mit dem Genz Benz recht schwer fiel.

Ich denke, dass der Veyron M ein interessanter Kandidat auf dem Micro-Amp-Markt sein wird. In Anbetracht des zu erwartenden Preises bekommt man "viel Amp" geboten.

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