Ashly BP-41

Der Ashly BP-41 ist ein in Deutschland sehr selten anzutreffender Bass Preamp. Das mag zum daran liegen, dass er nur während eines kurzen Zeitraumes (1985-1988) hergestellt wurde und dann auch nur in einer sehr geringen Stückzahl (ca. 1.500 Stück). Die meisten der produzierten BP-41 wurden zudem auch nur in der 110 Volt Variante verkauft, nur wenige wurden für den europäischen Markt in der 220 / 230 Volt Variante hergestellt. Und: Die Marke Ashly ist eigentlich eher für erstklassige Kompressoren, Mischpulte und anderes Studio-Equipment bekannt.
Ich habe diesen Preamp das erste Mal wahrgenommen, als ich las, dass Daryll Jones über diesen Preamp spielte. 

Die Suche gestaltete sich aufgrund der o.g. Gründe ein wenig schwierig. Es gibt durchaus einige wenige gut erhalte Exemplare auf dem Gebrauchtmarkt. Meist jedoch nur auf dem amerikanischen Markt (110 Volt...), jedoch hatte ich keine Lust auf einen Extra-Trafo. Während meiner 3-jährigen Suche ist mir nur einmal ein BP-41 in einer großen Online-Auktions-Börse begegnet. Und das ist jetzt seit ein paar Monaten meiner!

Übersicht

  • Bauform: 19" Stahlblechgehäuse, 1HE
  • Technik: Transistor
  • Einbautiefe: 175 mm
  • Klangregelung: 3-Band EQ, Presence, param. EQ
  • Eingänge: Klinke (aktiv/passiv)
  • Ausgänge: Klinke Output, Klinke Effekt Send/Return, Balanced DI-Out (XLR), Unbalanced DI-Out (Klinke), Crossover Klinke (High/Low)
  • Gewicht: 3,4 kg
  • Sonstiges: Groundlift

Konzept & Sound

Der Blick ins Innere des Amps verrät: Weit und breit keine Röhre in Sicht. Ursprünglich habe ich mich nur für Röhren-Preamps interessiert. Ich habe schnell festgestellt, dass ein wohlklingender Preamp nicht unbedingt mit Röhren ausgestattet sein muss, um diesen typischen weichen und bauchigen Klang zu erzeugen, der mir vorschwebte. Als gutes Beispiel sei hier der Yamaha PB1 genannt.

Das Innere des Preamps besticht durch seine Ordnung: Nur wenige Kabel wurden verwendet, die meisten Bauteile sind auf einer großen Platine untergebracht. 
Die verwendeten Potentiometer drehen sich angenehm schwer und arbeiten ohne Center-Rasterung.

Das Gehäuse besteht aus relativ dünnem Stahlblech, welches jedoch genügend Stabilität bietet.


Die Bedienelemente der Frontseite (von links nach rechts)

Der Preamp ist mit zwei Instrumenteneingängen ausgestattet. Input A ist für passive Bässe ausgelegt, an Input wird das anliegende Signal leicht abgesenkt. Per Taster Select kann zwischen den beiden Eingängen gewechselt werden. Die Anpassung der Eingangsempfindlichkeit wird mit Gain geregelt, leider nicht für jeden Eingang separat. Eine gute Idee wäre es gewesen, die Eingangsempfindlichkeit beider Eingänge separat regeln zu können. Das wäre z.B. bei der Verwendung von zwei Bässen mit unterschiedlich hohem Output sinnvoll. So muss der anliegende Instrumenten-Level bei jedem Wechsel neu nachgeregelt werden.
Eine LED hilft bei der Aussteuerung der Eingangsempfindlichkeit. Sie leuchtet, wenn ein zu hoher Gain gewählt wurde, permanent auf.

Hier kommt ein 3-Band Equalizier zum Einsatz. Mit den drei Reglern für Bass (±15 dB @ 100 Hz), Middle (±15 dB @ 1 kHz) und Treble (±15 dB @ 3,1 kHz) kann der richtige Sound gefunden werden. Ein schaltbares "Presence"-Preset gibt den Sound eine deutliche andere Richtung: Durch die Aktivierung des Presets per Taster werden die Bässe und Höhen hervorgehoben, die Mitten werden deutlich zurückgenommen. Der Sound bekommt einen ordentlichen Schub nach vorne.
Zur weiteren "Verfeinerung" kann ein parametrischer Single-Band Equalizer per Taster (PEQ)...

...aktiviert werden. Mit diesem sind Mitten-Frequenzen zwischen 31.5 Hz und 3.15 kHz wählbar (Frequency), die mit einem weiteren Regler um ±15 dB gehoben bzw. gesenkt werden können. Zudem kann mit einem Taster die Bandbreite zwischen breit und eng eingestellt werden. Hat man sich erst an die Arbeitsweise eines parametrischen Equalizers gewöhnt, kann man sehr gute Ergebnisse damit erzielen.

Der vorhandene serielle Effektweg kann per Taster aktiviert/deaktiviert werden. Eine LED zeigt den Schaltzustand an. Er wird hinter dem Equalizer abgegriffen und vor dem Master wieder zugeführt.
Für Anwender des Bi-Ampings bietet der Preamp eine Crossover Sektion. Die Trennfrequenz zwischen Low und High-Output wird mit Frequency eingestellt. Sie kann zwischen 31.5 Hz und 3.15 kHz gewählt werden. Zum Ausgleichen der Lautstärke zwischen beiden Ausgängen steht ein Balance- Poti zur Verfügung.

Die Gesamtlautstärke wird mit Stage Level geregelt. 
Mit dem Mute- Taster kann der DI-Out stumm geschaltet werden. Am Stage Amp Out und am Crossover Out liegt weiterhin ein Signal an. Ich hätte es besser gefunden, wenn man alle Ausgänge stumm schalten könnte...
Sehr gut finde ich den Kopfhörerausgang, welcher es auch noch erlaubt, die Lautstärke getrennt vom Master des Preamps einzustellen. Somit eignet sich der Preamp auch sehr gut als "Übungsamp" für zu Hause. Ausreichende Lautstärken erreicht man jedoch nur bei der Verwendung niederohmiger Kopfhörer...
Dieses Feature bieten leider nur sehr wenige Preamps. Die Möglichkeit zur getrennt regelbaren Lautstärke bieten z.B. der SWR Grand Prix und der Yamaha PB1. Einen Master-abhängigen Kopfhörerausgang findet man z.B. beim Warwick Quadruplet, beim Hughes & Kettner Fortress und beim Eden WP-100.



Die Elemente der Rückseite

Für die Möglichkeit des oben erwähnten Bi-Ampings liegen getrennte Ausgänge für 'High' und 'Low' vor.
Der Master abhängige Fullrange Line Out zum Anschluss z.B. einer Endstufe wird hier mit "Stage Amp" bezeichnet. Mit Level kann das anliegende Signal abgesenkt werden. So ist der Line-Level höher ausgelegt, als der Instrument-Level. 
Die gleiche Schaltungsmöglichkeit ist auch beim Effekt-Weg vorhanden.

Es stehen ein unsymmetrierter und ein symmetrierter DI-Out zur Verfügung. Auch hier kann per Taster zwischen Instrument-/Line-Level gewählt werden. Zudem kann der Abgriff pre-/post EQ gewählt werden. Zur Vermeidung von Brummschleifen kann ein Ground-Lift aktiviert werden.

Der Ashly BP-41 bietet einen recht basslastigen mit grober Tendenz Richtung Tiefmitten ausgelegten Grundsound. Eine deutliche Mittenabgrenzung ist nur schwer möglich. Abhilfe schafft hier der parametrische EQ. So wähle ich gerne eine Mittenfrequenz um 1,2 kHz und hebe diese ein wenig hervor. Zusammen mit der Mittenregelung des 3-Band EQ bietet dies eine deutlichere Anhebung der Durchsetzungsfähigkeit. Mir ist aufgefallen, dass die Klangregelung recht hart und direkt eingreift. Obwohl sie recht einfach aufgebaut ist, scheinen die regelbaren Frequenzbereiche nicht sooo optimal gewählt zu sein. Es ist mit diesem Preamp etwas schwieriger, seinen Wunsch-Sound zu finden. Man benötigt ein wenig mehr Zeit, einen optimalen Sound unter Zuhilfenahme des parametrischen EQs zu finden.
Erfreulich: Der Preamp arbeitet auch bei extremeren Einstellungen angenehm rauschfrei.
Das Presence-Preset bietet für manche Live-Situationen manchmal ein wenig zuviel Bass, so dass ich dieses nur selten aktiviere. Zum eher Mitten-betonten Sound meines Fender Roscoe Beck V passt es hingegen wieder sehr gut, da damit ausgewogene Sounds möglich sind.
Bei höheren (gewollten) Gain-Einstellungen fängt der Preamp an zu zerren. Das klingt aber bei weitem nicht so harmonisch, wie man es von anderen Preamps kennt. M.E. liegt der Einsatzbereich des Preamps bei cleanen Sounds, die er sehr gut und klar aufgelöst rüberbringt.

Fazit

Der Ashly BP-41 war ein "Blind-Kauf", der sich gelohnt hat. Er ist zwar nicht der Allrounder, der zu allen Musikstilen gleichermaßen gut passt, er deckt aber trotzdem ein breites Feld ab, wenn es eher clean, aber rockig zugehen soll. Die Einstellung des Equalizers erfordert, obwohl einfach aufgebaut, ein wenig mehr Zeit zur Eingewöhnung.
Gerade weil er so unbekannt ist, wird er bei den selten vorkommenden Gebrauchtkäufen recht günstig (150-200 Euro) angeboten. Man kann bedenkenlos zuschlagen.

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