Music Man SUB 5

Ich habe mit einem geliehenen Musicman Stingray 5 meine Bassisten-Laufbahn begonnen. Kurze Zeit später habe ich mir einen eigenen Stingray 5, später einen Stingray 5HH gekauft. Schon seit der Markteinführung des Musicman SUB habe ich über den Kauf eines solchen Basses nachgedacht, da dieser als Ersatz für meinen ersten eigenen, jedoch bereits wieder verkauften Stingray 5 herhalten könnte.
Im Jahre 2006 war es dann soweit: Ich kaufte mir einen ladenneuen SUB5.

Die mit "SUB" betitelten Bässe waren ein Versuch Musicmans, eine qualitativ hochwertige aber dennoch günstigere Alternative zum "Verkaufsschlager" Stingray anbieten zu können. Die Bässe wurden ebenso wie das "Original" im gleichen Werk in San Luis Obisbo (Kalifornien) von 2003 bis 2006 gebaut. Die Preisersparnis erzielte man durch die Verwendung einiger (siehe folgend) Details.

Der hier beschriebene Bass hat m.E. so gar nichts mit den neueren Sterling by Musicman Ray bzw. Sterling by Musicman SUB Series zu tun...

Übersicht

  • Hersteller: MusicMan
  • Modell: SUB 5
  • Baujahr: 2004
  • Korpusholz: Pappel
  • Mensur: 34", 864mm, Longscale
  • Sattel: Kunststoff
  • Halsbreite: Sattel 44 mm, 12. Bund 63 mm
  • Bünde: 21, Jumbo
  • Griffbrettradius: 11" (28 cm)
  • Hals: 6-fach verschraubt, Ahorn mit Palisander Griffbrett
  • Hardware: Chrom
  • Mechaniken: MusicMan Stimmmechaniken, Standard MusicMan Bridge
  • Tonabnehmer: 1x MusicMan Humbucker (Alnico)
  • Elektronik: aktiv (9 Volt), 2-Band EQ
  • Gewicht: 4,8 kg


Unterschiede zum "Original"

Wie konnte Musicman einen im gleichen Werk hergestellten Bass zu einem günstigeren Preis anbieten? Man verzichtete einfach auf ein paar wenige (nicht unbedingt klangbildende) Details.

Korpusholz:

Anders als beim Stingray verwendete man für den Korpus das etwas günstigere Pappelholz.

Finish:
Alle SUBs wurden mit einem deckenden "Textured" Korpus-Finish angeboten. Ebenso wurden alle Halsrückseiten (Headstocks matched beidseitig) deckend lackiert. So brauchte man bei der Auswahl des Korpus- und des Hals- Holzes nicht auf optische Fehler oder passende Maserungen achten, da man sie eh nicht sehen konnte.


Hardware:
Es wurden die gleichen Tuner und die gleiche Bridge verwendet. Man verzichtete lediglich auf die (Arbeits-) Zeit kostende Gravur:


Anstelle des etwas aufwendigeren Batteriefaches eines Stingrays wurde ein einfaches Batteriefach verwendet:


Pickguard
Als Pickguard wird eine lediglich 1 mm dicke Kunststoffplatte benutzt, welche mit einer dickeren Alu-Schicht in "Riffelblech"-Optik beklebt ist.


Body-Shaping:
Wie der ursprüngliche Stingray und der neu aufgelegte "Classic" wurde der Korpus nicht mit einem (kostenintensiven) Bierbau-freundlichen Shaping versehen. Er behält dadurch seine kantige Form, die manchem Spieler jedoch seiner Spielweise entgegen stehen könnte.


Neckplate
Es wird eine mit dem Musicman-Logo gravierte Neckplate verwendet, jedoch wird nicht wie üblich die Seriennummer des Basses graviert.


Die Seriennummer eines jeden SUB-Basses wird mit einem kleinem, auf der Headstock-Rückseite angebrachten Aufkleber mitgeteilt (siehe Foto Headstock-Rückseite).


Das sind im wesentlichen die Unterschiede zum großen "Original", welche jedoch eine Kostenerparnis im Produktionsprozess bedeuteten. Alle m.E. klangbildenden Details, wie z.B. der Musicman-typische Humbucker und die Elektronik sind identisch! Natürlich wird es Leute geben, die den Unterschied zwischen z.B. Esche und dem hier verwendeten Pappel-Holz hören können (sie hören auch Flöhe husten!). Das wird sich jedoch im m.E. marginalem Bereich aufhalten.

Handling

Der SUB5 weist grob die gleichen Abmaße wie der Stingray 5 auf. Auffallend ist jedoch das recht hohe Gewicht von knappen 4,8 kg, welches man durch die Verwendung eines möglichst breiten Gurtes kompensieren sollte.
Wie beim Stingray 5 wird auch hier die 4:1 Tuner Anordnung verwendet:


Obwohl schwer anmutende Schaller-Tuner verbaut wurden, hängt der Bass ausgewogen im Gurt. Eine Kopflastigkeit ist nicht zu vermerken.

Eventuell interessant an dieser Stelle:
Musicman verwendete bis anfangs von 2003 bis 2004 die Bezeichnung "S.U.B. 5" im Headstock-Logo, ab 2004 wurde "SUB 5 BASS" als Bezeichnung im Logo verwendet.


Das Halsprofil ist identisch mit dem eines Stingray 5. Es ist für einen 5-Saiter relativ schmal und flach gehalten. Die Halsrückseite ist wie bei einem Bongo durchgehend lackiert, fühlt sich dabei aber nicht "klebrig" an.
Wie schon erwähnt, wurde als Korpus-Finish ein deckender "Textured" Lack verwendet. Dieser fühlt sich angenehm matt an und im Gegensatz zu den high-polish Finishes wirkt er auch an heißesten Tagen (und dementsprechend schwitzenden Händen) nicht klebrig. Außerdem scheint er sehr robust gegenüber Gürtelschnallen zu sein, die einer Korpusrückseite schnell zu schaffen machen.

Sound

Der SUB5 klingt wie ein Stingray5. Punkt. Einen Blindvergleich würde er sofort bestehen. Es mag minimale Unterschiede im Sound hinsichtlich der superfein aufgelösten Höhen geben, die gleicht der SUB jedoch mit einem fetten Sustain aus. Er klingt genau so aggressiv-durchsetzungsfähig, drahtig-offen und mit fettem Fundament, wie ein Stingray 5.
Der 2-Band Equalizer kann ein mächtiges Werkzeug darstellen, i.d.R. gelten die einmal gefundenen Einstellungen für alle Einsätze.
Anders als z.B. der Reflex oder der Bongo mit ihren sehr gut abgestimmten 4-Band Equalizern bleibt der SUB jedoch ein "One-Tone-Wonder". Wer auf den typsichen Stingray-Sound steht (und nichts anderes braucht), wird mit diesem Bass bestens bedient.

Fazit

Die Herstellung der Musicman SUB-Bässe wurde 2006 nach nur drei Jahren eingestellt. Offiziell wurde mitgeteilt, dass der Preis der Bässe den Produktionskosten nicht gerecht wird. In Bassistenkreisen munkelte man jedoch, dass der SUB eine ernsthafte Alternative (und Verkaufs-Konkurrenz) zu den weitaus teureren Stingrays darstellte.


Mit OLP (Officially Licensed Product) wurde ebenso versucht, einen günstigen Einstiegs-Stingray anzubieten. Musicman vergab jedoch nur die Namensrechte, hatte mit der Produktion der Bässe nichts zu tun. Die Bässe wurden als Kopien unter Verwendung tlw. sehr günstiger Komponenten in Fernost hergestellt. OLP startete durchaus gut und beachtenswert, zum Ende der Produktion (gegen 2009) machte sich jedoch ein fehlendes End-Controlling bemerkbar: Viele Bässe waren schlichtweg schlecht verarbeitet und den geforderten Preis nicht wert.


2009 wurden die "Sterling by Musicman" eingeführt. Musicman ließ nun Bässe (es werden immer noch mehr oder weniger die gleichen günstigen Einzelkomponenten wie beim OLP verwendet) in Fernost produzieren, ließ sie jetzt jedoch einer Endkontrolle in den USA durchlaufen. Die Preise für einen StbMM liegen ähnlich hoch, wie die ehemals geforderten Preise für einen Musicman SUB (Made in USA) mit den oben beschriebenen geringen Abweichungen zum teuren "Original".

Obwohl ich eigentlich mehr Wert auf Bässe mit mehr als einem Pickup lege, möchte ich ab und an auf den ursprünglichen Musicman-Sound zurückgreifen können. Das kann der SUB wahrlich gut. Mit einem Gebrauchtmarktpreis von ca. 600-650 Euro könnte er die Alternative für den Kauf eines teureren, aber nicht anders klingenden Stingrays sein.


Ich habe den SUB5 gleichzeitig mit meinem Stingray 5HH besessen. Im Laufe der Zeit habe ich feststellen müssen, dass ich bei der Wahl des "Gig-Basses" meistens zum SUB gegriffen habe. Das mag u.a. daran gelegen haben, dass ich das Design (insbesondere dieses m.E. überproportionale Pickguard) des Stingrays im Laufe der Zeit immer weniger mochte. Ich mochte (und mag) das "kantige" Feeling des SUBs irgendwie mehr...

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