Ashdown CTM-30 Little Stubby

Seit knapp 4 Jahren spiele ich einen Ashdown CTM-30. Anfangs noch einen s.g. Little Bastard 30 wechselte ich aus optischen Gründen zum CTM-30. Ich mag den bulligen aber dennoch sanft-weichen Klang dieses Amps und setze ihn immer wieder gerne für kleinere Locations ein. Trotz seiner Leistungsangabe von gerade mal 30 Watt weiß der CTM-30 sich gut durchzusetzen und mit einem cleanen Sound zu überzeugen.

 

Mit dem Little Stubby hat Ashdown den CTM-30 ein wenig weiterentwickelt. Nicht nur die äußere Form des Amps hat sich geändert, sondern auch ein paar technische Details wurden geändert.

Übersicht

  • Bauform: Topteil im Metallgehäuse
  • Technik: Röhre
  • Maße: 400 x 80 x 230 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 15 kg
  • Röhrenbestückung: 1 x ECC81, 1 x ECC82, 2 x ECC83, 4 x EL84
  • Leistung: 30 Watt an 4 o. 8 Ohm
  • Eingänge: Klinke
  • Ausgänge: Speaker (Klinke)
  • Klangregelung: Bass, Mitten, Höhen, Feedback
  • Besonderes: VU-Meter, FX-Loop

Konzept

Wie mittlerweile wohl alle technischen Geräte wird auch dieser Amp in China hergestellt. Das fand ich ein wenig verwirrend, wurde der Little Stubby Anfang 2018 doch als hand-built in the company’s UK Custom Shop angekündigt. Nichtsdestotrotz ist die Verarbeitungsqualität sehr gut.

Der Amp wurde in einem sehr stabilen, matt-schwarz lackiertem Metallgehäuse verpackt, welches absolut roadtauglich erscheint. "Roadtauglich" meint hier jedoch "gut vor Stößen" geschützt, jedoch bin ich mir nicht sicher, wie zerkratzt der Amp nach einigen Jahren on the road aussehen wird...

Retro-Style-mäßig wurde dem Amp ein seitlicher Leder-Tragegriff spendiert, welcher den Transport des xxx kg schweren Amps erleichtern soll.

Das vorderseitige Bedienpanel ist durch die überstehenden Gehäusekanten geschützt. Und wie bei allen Amps aus dem Hause Ashdown verfügt auch der Little Stubby über das bekannte VU-Meter, welches die Aussteuerung des Amps erleichtern soll.

 

Wie oben schon erwähnt, hat man für den Little Stubby eine andere Gehäuseform gewählt. Sie ist deutlich flacher als die des CTM-30.

 

Man hat dies erreichen können, indem man die im CTM-30 aufrecht positionierten Endstufenröhren waagerecht angeordnet hat. Dies gilt auch für den Netztrafo und für den Ausgangsübertrager, die man im Little Stubby deutlich kompakter angeordnet hat:

Ebenso hat man die Platine für die Stromversorgung (gleichzeitig die Halterung für die Endstufenröhren) und die Platine für den Preamp 90° versetzt angeordnet, so dass die Technik des Little Stubby in einem deutlich verkleinerten Gehäuse untergebracht werden konnte.

Einziger Nachteil: Aufgrund des großzügig ausgelegten Gehäuses konnte beim CTM-30 auf eine aktive Kühlung verzichtet werden. Die sehr engen Raumverhältnisse im Little Stubby machen es jedoch notwendig, dass zur Kühlung ein Lüfter arbeitet. Dieser ist nicht Temperatur-gesteuert, arbeitet aber dennoch nahezu geräuschlos.

Zur Leistungsverstärkung werden wie im CTM-30 im Little Stubby auch Röhren des Typs EL84 genutzt. Wer mit EL84-Röhren verschiedener Hersteller experimentieren möchte, dem steht zum schnellen Wechseln der Röhren eine getrennt vom Gehäuse lösbare Öffnung zur Verfügung. Wer jedoch verschiedene Vorstufenröhren testen möchte, der muss ganze 16 (!) Schrauben lösen, um das Gehäuse öffnen zu können.

 

Die Einstellungsmöglichkeiten haben sich im Vergleich zum CTM-30 ein wenig geändert:

Angeschlossen wird der Bass über eine linksseitig angeordnete Klinkenbuchse. Mit einem Kippschalter kann die Eingangsempfindlichkeit geändert werden. Low senkt die Eingangsempfindlichkeit bei der Verwendung von Bässen mit hohem Output, während High für Bässe mit eher geringem Output gewählt werden sollte.

Anders als der CTM-30 verfügt der Little Stubby über eine getrennte Gain/Master-Regelung. Drive regelt hier die Eingangsempfindlichkeit, während Volume die Gesamtlautstärke des Amps regelt. Dies erlaubt es, anders als beim CTM-30, dem Little Stubby auch schon in geringeren Lautstärken Overdrive/Crunchsounds zu entlocken.

Der 3-Band Equalizer arbeitet auch hier rein passiv. Das heißt, dass eine 12 Uhr Stellung der Regler keine Flat-Einstellung bedeutet. "Flat" ist beim Little Stubby etwas schwieriger einzustellen, da diese Einstellung auch von der Stellung des Feedback-Reglers abhängig ist. Feedback beeinflusst die Gegenkopplung der Endstufe und somit auch den Sound.

 

Ebenso verfügt der Little Stubby über einen Effektweg, welcher erfreulicherweise über zwei vorderseitig angeordnete Klinkenbuchsen zu erreichen ist.

 

Die Rückseite bleibt gewohnt übersichtlich: Eine Box kann über eine Klinkenbuchse angeschlossen werden. Es gilt jedoch zu beachten, dass jeweils nur ein Anschluss für eine Impedanz von 4 bzw 8 Ohm zur Verfügung stehen. Beide Anschlüsse dürfen nicht kombiniert werden! Ebenso darf der Amp, anders als z.B. der Ampeg PF-50T bzw. PF-20T nur mit angeschlossener Last betrieben werden, da ansonsten ein (teurer) Totalausfall droht.

 

Anders als beim CTM 30 erfolgt der DI-Abgriff über eine Klinkenbuchse. Mmmm, na ja, muss man sich halt angewöhnen immer ein Adapterstecker einzupacken, wenn man den Amp auf einer Bühne mit PA verwenden möchte. Natürlich könnte man den Kleinen auch gleich per Mikro abnehmen. Aber dieses Prozedere kann man sich sparen. Der DI-Out wird über eine separate Wicklung am Ausgangsübertrager abgegriffen und klingt einfach nur "tuby". Kleiner Haken: Der Ausgangslevel am DI-Out ist abhängig vom Master...

Sound

Den Vorgänger des Little Stubby, den CTM 30 spiele ich zur Zeit fast nur noch zu Hause. Das hat er eigentlich nicht verdient, denn der Sound, den dieser kleine Röhrenamp fabriziert, ist genau das, was ich mir unter "Röhrenwärme" vorstelle. Trotz des geringfügig geänderten Preamps ist die nahe Verwandschaft des Little Stubby zum CTM 30 sofort zu hören.

Der Sound ist voluminös, mit einer leichten Tendenz zu den Tiefmitten, ohne jedoch zu dröhnig zu wirken. Sehr gut zu hören ist die früh einsetzende Röhrenkompression, die dem Klang eine gewisse Rauhigkeit verleihen. Keine Zerre! Das Ganze klingt immer noch clean, weit bis in hohe Lautstärkebereiche! Natürlich habe ich den Little Stubby auch im Bandkontext getestet. Dazu muss ich sagen, dass wir zwar laut, aber dennoch diszipliniert spielen. Auch im Probenraum machte der Amp nicht sooo schnell schlapp. Es ist zu hören, dass die Endstufenleistung limitiert ist. Die entspannte Leistungsentfaltung eines Vollröhrenboliden mit 300 Watt erreicht der Little Stubby nie.

Aber auch sanfte Knuspersounds sind möglich. Durch die getrennte Gain/Masterreglung kann man den Preamp hart anfahren, so dass auch bei moderaten Lautstärken weich einsetzende Overdrive-Sounds möglich sind.

 

Den DI-Out finde ich wieder mal so richtig gut. Der Sound ist deutlich gefärbt und verrät die Klangformung durch Röhren.  

Fazit

Zugegeben: Mit einem Verkaufspreis von knappen 700€ und der vergleichsweise geringen Endstufenleistung ist abzusehen, dass der Little Stubby kein Verkaufsschlager werden wird.

Wer jedoch für den kleinen Auftritt einen richtig gut klingenden Vollröhrenverstärker sucht und nicht immer 30 kg (und aufwärts) schleppen möchte, der sollte sich einmal mit dem Ashdown Little Stubby beschäftigen.