Darkglass Microtubes X7

Zerrsounds sind ein eher heikles Thema für mich. Eigentlich schätze ich absolut cleane Sounds, jedoch ab und an wünsche ich mir einen ganz gewissen Overdrive-Sound, den ich von weit aufgedrehten und hart angefahrenen Röhrenamps kenne. Ich habe im Laufe der Jahre etliche auf dem Markt erhältliche Pedale besessen, gespielt und anschließend wieder verkauft. Erste zufriedenstellende Ergebnisse konnte ich für mich erzielen, indem ich Overdrive-Pedale mit einem Boss LS-2 kombinierte.

Von DarkGlass las ich zuerst in amerikanischen Foren, welche sich mit Lobeshymnen auf den B3K Overdrive. Ich war natürlich skeptisch, das Teil war, obwohl in Finnland gefertigt, in Europa nahezu unbekannt und auch nicht erhältlich. Erste youtube-Tests ließen mich aufhorchen und neugierig werden. Ich wurde nicht enttäuscht, als ich einen B3K endlich in den Händen hielt bzw. spielen konnte. Genau diesen Sound, wenn man den B3K verhältnismäßig milde einstellt, habe ich gesucht. Dieser Overdrive ist bis heute auf meinem ansonsten eher übersichtlichen Effektboard ständig vertreten.

Erste Ankündigungen über die neuen Pedale X und X7 ließen mich erneut aufhorchen und neugierig werden. Mittlerweile bin ich ein Fan der Produkte aus dem Hause Darkglass. Das "kleine" Pedal X fand ich schon recht interessant, das X7 bietet noch ein paar Features mehr...

Übersicht

  • Anschlüsse: 1x Input (Klinke), 1x Output (Klinke), 1x Parallel Output (Klinke), DI-Out (XLR)
  • Stromversorgung: 9 Volt DC (min. 70 mA)
  • Abmaße: 120 x 95 x 42 mm (LxBxH)
  • Gewicht: 330 g
  • Regelung: LowComp, HighDrive, LowLevel, HiLevel Mids, Low Pass, High Pass, 4-Band EQ

Konzept & Bedienung

Wie üblich kommen alle Darkglass Produkte in einer stylischen Verpackung daher. Im Karton finden sich eine Broschüre über weitere Darkglass Produkte, eine kompakte Bedienungsanleitung und ein Plektrum.

Während das B3K noch in einem recht roh wirkendem Alu-Gehäuse verpackt war, wurde für das X7-Pedal ein massiv wirkendes Metallgehäuse mit einer schicken dunklen und matten Oberfläche gewählt. Es fällt nicht allzu sehr ins Gewicht, das Pedal bringt gerade mal 330 Gramm auf die Waage.

Die Spitzen der Fader des Equalizers leuchten rot, sobald das Pedal aktiviert wurde.

Wie schon beim Hyper Luminal Compressor und beim X wirkt die Buchse für die Stromversorgung ein wenig deplatziert. Während alle Bedienelemente stimmig zum Gesamtdesign gewählt und angeordnet wurden, sieht die DC-Buchse auch beim X7 ein wenig komisch aus, quasi so als müsste "das Eckige ins Runde" passen...

Zusätzlich zum Summen-Output kann man am Parallel Output ein unbearbeitetes Signal zur weiteren Verwendung in der Signalkette abgreifen.

Wer möchte, kann ebenfalls ein bearbeitetes Signal per symmetriertem Direct Out (XLR) abrufen. Sogar an einem Groundlift wurde bei der Konstruktion des X7 gedacht.

 

Wie beim X auch, sollen 6 Potis und zusätzlich ein 4-Band EQ dabei helfen, den gewünschten Sound einzustellen. Die Potis sind jedoch in Teilen anders belegt, als beim kleinen Bruder X. 

Gleich ist, dass das Eingangsignal in zwei Bänder geteilt wird. Zum einen in ein vom Overdrive unbeeinflusstes Basssignal und ein eher im Hochmitten/Höhen-Bereich befindliches Signal, welches zur Verzerrung genutzt wird.

Ebenfalls gleich wirken die beiden deutlich kleineren Potis Low Pass und High Pass:

High Pass ƒ  regelt die Grenzfrequenz (100 Hz...1 kHz) des oberhalb liegenden und zur Verzerrung genutzten Frequenzbereiches. 

 

Mit Low Pass ƒ wählt man den Bereich der tieferen Frequenzen (50 Hz ...500 Hz), die unbeeinflusst dem verzerrten Signal hinzugemischt werden. Die Intensität der Zerre wird mit High Drive geregelt. High Level regelt den Level des verzerrten High Drive Signals im Gesamt-Output. Mit Low Level kann die Lautstärke der unbeeinflussten Bassfrequenzen im Gesamtmix eingestellt werden. 

Die Intensität eines One-Knob-Compressor, der sich nur auf das Low-Signal auswirkt, kann mit Low Comp gewählt werden.

Wer jetzt noch immer nicht mit seinem Sound zufrieden ist, kann einen 4-Band EQ bemühen. Die bei aktiviertem Pedal rot leuchtenden Fader (mit Center-Rasterung) lassen sich mit angenehmen Widerstand bedienen. Der EQ ist wie folgt aufgeteilt:

  • Low Shelf +-12dB @ 80 Hz
  • +-12dB @ 500 Hz
  • +-12dB @ 1 kHz
  • High Shelf +-12dB @ 5 kHz

Zu guter Letzt kann mit dem Fader Master die Gesamtlautstärke des Outputs eingestellt werden.

 

 

Sound

Wie schon beim X nehme ich das von mir schon längere Zeit genutzte B3K als "Referenz".

Das X7 klingt ebenfalls anders. Während das X-Pedal recht schnell recht fuzzig wird, kann man mit dem X7 durchaus auch sanftere Overdrive Sounds einstellen, ohne homöopatisch minimale Drehbewegungen an den Potis vollziehen zu müssen. Die Overdrive Sounds sind in einem weiteren Spektrum möglich.