Einer meiner ersten Preamps war ein Ampeg SVP Pro. Schnell folgten
die weiteren Ampeg Preamps SVP CL, SVP BSP und
der SVT-IIP. Besonders der zuletzt genannte Preamp wurde schnell mein "Lieblings-Preamp". Simpel aufgebaut,
überschaubarer EQ und mit einem stimmigen Grundsound bietet dieser Preamp den "typischen" Ampeg-Sound.
Interessant fand ich die Vorstellung eines Ampeg-Preamps im Bodentreter-Format,
welcher laut Werbebotschaft "eine große Auswahl an authentischen Ampeg-Klängen vom glatten Portaflex bis hin zum obertonreichen SVT" bieten soll. (Quelle: thomann.de)
Das Gerät ist mit knappen 1,2 kg deutlich schwerer, als die meisten Bodentreter, die
man üblicherweise auf einem Effektboard findet. "Built like a tank" trifft es ganz gut, denn das Gehäuse ist aus dickem Metall gefertigt und mattschwarz lackiert. Die mit angenehmen Widerstand zu
bedienenden Potis sind nicht durch einen Bügel oder ähnliche Schutzvorrichtungen gegen unvorsichtige Fußtritte geschützt, der Abstand zwischen den Fußschaltern und den Bedienelementen ist jedoch
ausreichend weit gewählt.
Zur Stromversorgung können ein optionales Netzteil (9-12 Volt DC) oder ein 9 Volt
Block verwendet werden. Die DI-Box verfügt über keinen von außen separat erreichbaren Batterie-Schacht, zum Einlegen des 9 Volt Blockes muss das Gehäuse geöffnet werden. Dies kann auf einfache
Weise vollzogen werden: Die gummierten Füße auf der Unterseite des Gehäuses dienen gleichzeitig als Schrauben.
So ist die Box schnell geöffnet und bietet folgenden
Anblick:
Die Eingangsempfindlichkeit kann nur mit einem auf der Platine platzierten
Pad-Switch gewählt werden. Bei der Verwendung von Output-starken Bässen kann diese um 15 dB abgesenkt werden. Einfacher wäre es gewesen, einen von außen zugänglichen Schalter anzuordnen. Ich habe
das Pedal mit einem passiven Fender Roscoe
Beck V (sehr schwacher Output) und einem Music Man
Sterling 5HH (sehr hoher Output) getestet. Die Eingangsempfindlichkeit
musste ich zu keiner Zeit anpassen, das Gerät kam mit beiden sehr unterschiedlichen anliegenden Inputs sehr gut zurecht.
Der Bass wird auf der rechten Seite des Pedals angeschlossen. Am
mit Thru betitelten Ausgang liegt ein von der Klanggestaltung unbeeinflusstes Signal an (z.B. für
den Tuner etc.). Externe Quellen, z.B. mp3-Player, können wahlweise per Klinke oder Mini-Klinke angeschlossen werden. Das AUX-Signal wird jedoch nur über den linksseitigen Phone-Out
wiedergegeben. Die Lautstärke des AUX-In kann mit dem AUX
Level Regler eingestellt werden.
Auf der linken Seite befinden sich ein symmetrierter DI-Out inkl. Groundlift (z.B.
zum Anschluss an eine PA), ein Line Out (z.B. zum Anschluss an eine Endstufe) und der o.g. Kopfhörerausgang.
"Kernstück" des SCR-DI Pedals ist der schaltbare Equalizer und der schaltbare
Scrambler "Overdrive". Beides wird ebenfalls in den Ampeg Combos aus der BA-Reihe verwendet.
Volume bestimmt die Gesamtlautstärke des Pedals und wirkt sich auf den XLR-, Line Out und
Kopfhörerausgang aus. Der schaltbare 3-Band EQ (Center-Stellung=flat) bietet mit Bass (±14 dB @ 40 Hz), Mid (+5 / -11 dB @ 500 Hz) und Treble (+16 / -15 dB @ 4 kHz) weite Regelungsmöglichkeiten und Soundvariationen, die durch ein
schaltbares Ultra Lo (+1 dB @ 40 Hz / -10 dB @ 500 Hz) und Ultra Hi (+5 dB @ 8 kHz) Preset maßgeblich verändert werden können.
Mit dem Scrambler bietet die SCR-DI die Möglichkeit, dem cleanen Bass-Sound Overdrive-Sounds
hinzuzufügen.
Der Zerrgrad wird mit Drive geregelt, während mit Blend der Zerrsound dem Cleansound
stufenlos zugemischt werden kann. Die aktivierte Scrambler-Schaltung wird mit einer grünen LED quittiert.
Der Ampeg im Pedal-Format klingt gar nicht mal so übel - war mein erster Gedanke.
Der Equalizer ist geschmackvoll abgestimmt und erlaubt schnelle Anpassungen an den Wunschsound. Lediglich das Höhenband erschien mir manchmal ein wenig zu hoch angesetzt, wirkungsvolle Änderungen
konnte ich damit nicht sooo wirklich erreichen. So richtig in die Ampeg-Ecke geht es nach der Aktivierung der beiden Presets. Besonders das Ultra Lo Preset verleiht dem Sound einen deutlichen
rockigen Charakter. Kein Wunder, die typische "Badewanne" wird hiermit aktiviert. In manchen Situationen erscheint mir jedoch die Absenkung der Mitten ein wenig zu radikal. Der Sound droht
(abhängig von der Raumakustik) schnell dröhnig und somit undefiniert zu werden. Abhilfe schafft hier die gleichzeitige Betonung der Höhen durch den EQ.
Mit der Scrambler Schaltung möchte Ampeg amtlichen SVT-Sound bieten, jene leicht
zittrigen Sounds, die halt typisch für die dicken Vollröhrenschiffe sind. Ich bevorzuge eher Cleansounds und setze nur selten einen Overdrive ein. Die Scrambler-Sounds finde ich (Achtung:
Individuelle Geschmackssache!) ganz gut gelungen. "Brutalo"-Zerrgrade sind jetzt nicht die Stärke des Scramblers, die Sounds bewegen sich eher im "warm-weichen" Bereich. Schwer zu beschreiben,
der Overdrive besitzt nicht diese kratzig-spitzen Hochmitten-/Höhenanteile, wie sie viele andere Overdrive-Pedals bieten. Zwar gehen die "weichen" Overdrive-Sound zu Lasten der
Durchsetzungsfähigkeit und man droht im Bandkontext "unterzugehen", mit der Blend-Funktion kann man diesem Effekt in gewissen Grenzen entgegenwirken.
Sehr gut ist die Wiedergabe des Kopfhörerausgangs. Während viele andere Geräte, die
dieses Feature bieten, an diesem Punkt nur einen recht dünnen Basssound bieten, erscheint der Sound im Kopfhörer deutlich und definiert. Es macht Spaß, den Ampeg SCR-DI als zu-Hause-üben-Werkzeug
zu nutzen.
Ob das Eingangs erwähnte Versprechen, dass mit der SCR-DI "sämtliche" Ampeg-Sounds
möglich sind, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe zwar schon ein paar Ampeg-Amps besessen und einige andere Ampegs angespielt, die Raumsituationen sowie die "Testbedingungen" waren zu
unterschiedlich. Aber: Wie schon erwähnt, erlaubt der EQ des Pedals weite Regelwege und somit viele verschiedene Sounds.
Preamps im Bodentreter-Format sind keine Neuheit. Dieser Idee sind z.B. Hersteller
wie Eden (WTDI),
EBS (Micro Bass
II) oder Hartke (Bass Attack) schon vor längerer Zeit
nachgekommen.
Ampeg ist es m.E. gelungen, mit dem SCR-DI ein Pendant zu den bereits o.g. auf dem
Markt etablierten Pedalen anzubieten. Mit den gebotenen Features kann "lästige" Rackschlepperei bald ein Ende haben.