Bisher kannte ich nur die BBE B-Max Preamps des amerikanischen Herstellers BBE. Dass es noch einen relativ unbekannten Vorgänger dieser heutigen Preamps gab, wusste
ich nicht.
Der vorliegende Preamp BBE 383 ist ein Mitbringsel aus meinem
letztjährigen Sommerurlaub. Längere Zeit fristete er ein recht unbeachtetes Dasein, ich nutzte ihn lediglich hin und wieder zu Hause als Übungs-Preamp. Dort gefiel er mir durch Einfachheit der
Einstellungsmöglichkeiten und durch seinen "ehrlichen" Klang.
Durch puren Zufall (ich habe vergessen, ihn aus meinem Gig-Rack
auszubauen) war ich jedoch gezwungen, über diesen Preamp während eines Gigs zu spielen. Anfangs etwas zwiegespalten (ich kannte ihn noch nicht sooo gut...), legte sich jedoch bald meine
Skepsis.
Der Preamp besitzt recht kleine Abmessungen. Mit gerade mal knappen 14 cm
Einbautiefe und einem Gewicht von 2 kg hätte ich ihn fast beim Musikalienhändler übersehen. Das Gehäuse besteht aus relativ dünnem Stahlblech. Auf eine extra aufgesetzte Frontblende, wie ich sie
von anderen Preamps kenne, wurde hier verzichtet. Trotzdem macht das Gehäuse einen stabilen Eindruck.
Auf den ersten Blick verwirrt die Front durch die zahlreich vorhanden
Potis. Schnell wird jedoch die sinnvolle Aufteilung in vier Sektionen klar:
Beim Anschluss eines Basses stehen keine in aktiv oder passiv getrennten
Eingänge zur Verfügung. Die Eingangsempfindlichkeit des angeschlossenen Instrumentes wird über Gain stufenlos eingestellt. Eine LED, welche den optimalen Eingangspegel anzeigt,
fehlt hier. So ist man auf die Hilfe seines Gehörs angewiesen...
Als nächstes kann mittels eines Druckschalters ein Punch-Preset aktiviert werden. Diese bewirkt die Anhebung der Bässe und Höhen bei
gleichzeitiger Absenkung der Mitten.
Mit dem sechsbändigen aktiven Equalizer können die Frequenzbereiche 60
Hz, 125 Hz, 250 Hz, 600 Hz, 1.8 kHz und 3.3 kHz beeinflusst werden. Die Neutralstellung (Anzeige '5') besitzt keine Rasterung. Eine Drehung in Richtung '0' bewirkt eine Absenkung um 15dB, eine
Drehung in Richtung '10' bewirkt eine Anhebung um 15dB des jeweiligen Frequenzbandes.
Die Frequenzbänder sind m.E. sinnvoll gewählt, eine Einstellung des
gewünschten Sounds ist schnell gefunden.
Der Preamp besitzt einen built-in One-Knob Kompressor. Dieser kann per
Schalttaste aktiviert/deaktiviert werden. Der Treshold wird per Poti stufenlos eingestellt. Eine LED zeigt das Erreichen der
Einsatzschwelle an, so dass eine Einstellung des Kompressors einfach ist. Der Kompressor arbeitet unauffällig. Auffallend ist jedoch, dass der Pegel bei höheren Treshold Einstellung deutlich
minimiert wird.
Interessant finde ich immer wieder die von BBE entwickelte und bei fast
allen BBE Produkten vorhandene Sonic Maximizer Klangregelung (Hier noch als BBE Process betitelt). Diese kann per Schalttaster aktiviert/deaktiviert werden, was durch
eine LED angezeigt wird. Was genau diese Steuerung bewirkt, kann hier nachgelesen
werden. Kurz beschrieben: Der Sound wird deutlich "klarer", "brillianter" und "druckvoller". Lo Contour regelt die Intensität dieser Klangregelung im Bassbereich,
während Process Auswirkungen auf die eher mittigeren und höheren Frequenzbereiche
hat.
Der BBE 383 ist Bi-Amping fähig. Ich habe die Möglichkeit des Bi-Amping
erstmals beim Alembic F-1X ausprobiert und kam dort zur Erkenntnis, dass sich das gefundene Klangresultat
nicht von dem des Fullrange-Outs unterschied. So auch hier...
Die Trennfrequenz ist mit FREQ stufenlos zwischen 200 Hz und 2 kHz wählbar. Der Pegel der Crossover Ausgänge
ist mit BALANCE regelbar, so dass eventuelle Lautstärkeunterschiede zwischen Low und High
ausgeglichen werden können. I.d.R. empfindet man den Low-Out als ein wenig zu leise. Jedoch Vorsicht! Es erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl die richtige Balance zwischen den beiden Outs zu
finden. Vom Bauchgefühl her möchte man den Low-Out mehr betonen, was jedoch ein ordentliches "wummern" und "dröhnen" und somit ein unbrauchbares Klangresultat zur Folge haben
kann.
Volume regelt die Masterlautstärke des Preamps.
Die Rückseite des BBE 383 ist schnell erklärt. Es stehen ein
Fullrange Unbalanced (Klinke) und Balanced DI (XLR) Out zum Anschluss an eine weitere Verstärkung zur Verfügung. Der Pegel des DI-Out
ist abhängig von der Stellung des vorderseitigen Volume-Potis. Ein Groundlift zur Vermeidung von eventuell auftretenden Brummschleifen kann per Schalttaster aktiviert/deaktivert
werden.
Zum Bi-Amping stehen jeweils ein Crossover High / Out (Klinke) zur Verfügung.
Der Klang des BBE 383 ist mit dem des Hughes & Kettner Fortress vergleichbar. Der Klang
des angeschlossenen Basses wird unverfälscht wiedergegeben, ohne den Grundsound großartig zu verbiegen. Zerrsounds sind nicht möglich, der Sound bleibt auch in extremen Einstellungen
clean.
Der Preamp arbeitet völlig ohne Rauschen oder sonstige Nebengeräusche. Der
Kompressor verrichtet unauffällig seinen Dienst, großartige Einstellungsmöglichkeiten bietet er mangels Regelmöglichkeiten nicht.
Der BBE Process (Sonic Maximizer) ist ein "netter" quasi "immer an" Effekt,
welcher bei erstmaliger Aktivierung und beim ersten Hörerlebnis unweigerlich einen "Aha"-Effekt zur Folge hat. Durch die vorhandenen Regelmöglichkeiten kann das Soundergebnis schnell den eigenen
Soundvorstellungen angepasst werden.
Dieses Review ist schnell geschrieben: Der Preamp ist einfach zu bedienen
und bietet schnell zufriedenstellende Klangergebnisse. Die Fülle der vorhandenen Regelungsmöglichkeiten werden schnell überschaut und eingesetzt.
Der Preamp wurde ursprünglich für den Preamp-Einstiegsbereich
konstruiert. Es wurde auf hochwertige Optik und Potiknöpfe zugunsten des recht günstigen Verkaufspreises von damalig 690 DM verzichtet, was jedoch dem Klangerlebnis keinen Abbruch tut. Einzig den
Abgriff des DI Out hinter dem Master halte ich für kritikwürdig.
Wie schon beschrieben: Wer einen "ehrlichen" Preamp sucht, der nur zur
weiteren Klangformung seines geliebten Basses dienen soll, wird mit dem BBE 383 gut bedient. Doch wie bei fast allen meiner vorgestellten Preamps gilt auch hier: Der BBE 383 wird aktuell nicht
mehr hergestellt und ist nur noch gebraucht erhältlich. Dafür, dass er, obwohl in recht hoher Stückzahl hergestellt und auch verkauft wurde, nur sehr selten auf dem Gebrauchtmarkt anzutreffen
ist, spricht wohl für die Beliebtheit beim jeweiligen Besitzer...