Der italienische Hersteller Markbass steht für leichte aber dennoch leistungsstarke
Bassverstärker im leicht wieder zuerkennenden "Biene Maja"-Look. Bekannt und beliebt ist die Little Mark-Reihe, welche Amps der Leistungsklassen 250-800 Watt beinhaltet.
2015 wurde dieser Reihe mit dem Ninja ein weiterer Amp hinzugefügt, welcher leistungsmäßig
noch ´ne kleine Schippe drauflegt, äußerlich ganz leicht von der bekannten Optik abweicht und das Richard Bona Signature Modell darstellt.
Obwohl recht dickes Metall für das sauber verarbeitete Gehäuse verwendet wurde, gehört der
Ninja mit seinen knappen 3 kg zu den leichteren Micro-Amps. Die Frontblende besteht aus 4mm dickem Plexiglas, welches rückseitig, abweichend von der sonst üblichen Farbgebung, auffallend grün
beschichtet wurde. Die Beschriftung wiederum ist typisch Markbass-gelb.
Das Endstufenmodul des LM Ninja ist eine Eigenentwicklung aus dem Hause Markbass. Dieses
wirkt augenscheinlich schon deutlich größer dimensioniert, als das von vielen anderen Herstellern verwendete B&O ICEpower Modul.
Seitlich des Gehäuses befindet sich die "Einlass-Öffnung" für die nach hinten gerichtete Lüfterkühlung. In vielen anderen Micro-Amps werden Lüfter mit ca. 4 cm Durchmesser verwendet, welche sich gerne mit einem gut hörbaren Rauschen in Szene setzen und tlw. leise Sessions stören können. Markbass setzt hier einen etwas größeren Lüfter (Ø 55 mm) und eine temperaturabhängige Lüftersteuerung ein, so dass beim Einschalten des Amps außer dem Anlaufgeräusch erstmal nichts vom Lüfter zu vernehmen ist. Auch nach längerer Nutzung wird der Amp höchstens handwarm und der Lüfter bleibt kaum wahrnehmbar bis erstaunlich leise.
Der Little Mark Ninja ist wie die anderen Amps der Little Mark Reihe rackfähig (2 HE), die
optional erhältlichen s.g. Rackohren können an dafür vorgesehene Aufnahmen befestigt werden.
Die Front bietet nur wenige Bedienelemente:
Für den Anschluss des Basses steht eine Klinkenbuchse zur Verfügung. Auf eine Unterscheidung
zwischen aktiven und passiven Bässen wird verzichtet. Eine Anpassung der Eingangsempfindlichkeit erfolgt durch Gain. Eine blaue Clip-LED hilft bei der richtigen Aussteuerung des Amps.
Der Equalizer erlaubt folgende Regelmöglichkeiten:
Ebenfalls typisch Markbass: Zwei weitere Potis zur Klangregelung, die
mit VLE (Vintage Loudspeaker Emulator) und VPF (Variable Pre-shape Filter) bezeichnet sind. Mit VLE werden im Prinzip die Höhen über ein weites
Spektrum abgesenkt, der Sound wird bei Betonung dieses Filters "muffiger", die spitzen Höhen verlieren sich gänzlich.
Mit VPF werden die Mitten bei 380 Hz abgesenkt, gleichzeitig werden die Bässe und die Höhen
leicht betont, die klassische EQ-Badewanne halt...
Was hasse ich kleine fummelige Ein/Aus-Schalter auf der Rückseite von Amps! Warum nicht wie
hier einen bequem erreichbaren satt einrastenden Schalter auf der Vorderseite?
Ebenfalls sehr praktisch: Der Ausgangslevel des rückseitigen Line Outs kann
per Line Out geregelt werden.
Auf der Rückseite befinden sich der Boxen-Anschluss, eine stets aktive Tuner-Out Buchse für das Stimmgerät, Effekt-Send und -Return des Effektweges , ein Ground-Lift Schalter und der XLR Line-Out mit der schaltbaren Möglichkeit, das Signal vor oder nach dem EQ abzugreifen.
Wie üblich "starte" ich neue Amps mit einem neutral eingestellten Equalizer. Dazu müssen
beim LM Ninja auch die beiden Filter VLF und VPF in die "off"-Stellung gedreht werden. Den Amp habe ich an zwei von mir sehr geschätzten Hughes & Kettner QS 410 Boxen angeschlossen. Als
nächstes wollte ich die Eingangsaussteuerung per Clip-LED testen und habe Gain dementsprechend hoch gedreht, bis die LED anfing leicht zu leuchten. Mit dieser Gain-Einstellung ist die
Lautstärke-Regelung per Master nahezu unmöglich, weil kleinste Drehbewegungen große Lautstärkeänderungen zur Folge haben.
Der Grundsound des Ninja ist sehr Attack-stark, sehr klar und sehr "präzise". Das Low-End
ist gewaltig jedoch nicht zu vordergründig, die drahtigen Hochmitten/Höhen meiner Music Man Bässe werden absolut detailreich wiedergegeben. Kein Frequenzspektrum drängelt sich in den Vordergrund,
so dass ich den Sound als linear bezeichnen möchte.
Der Equalizer ist m.E. sehr gut abgestimmt und erlaubt somit viele Soundwünsche. Einzig das
Bass-Poti sollte mit Bedacht gewählt werden, da es sonst sehr schnell "dröhnig" werden könnte.
Bei der Verwendung knalliger Bässe wie den Music Mans kann der VLE-Filter eine große Hilfe
sein. aktiviert man diesen leicht, werden die allzu spitzen Höhen gedämpft, der Sound wirkt dadurch ein wenig runder. Dreht man den Filter weiter auf, wird der Sound mumpfig und klingt
zugedeckt.
VPF ist im Prinzip das, was man bei anderen Amps als "Aural Enhancer" (SWR), "Enhancer"
(Eden) oder "Pre-shape" (Trace Elliot) wiederfindet. Beim LM Ninja kann dieser stufenlos wählbare Filter genutzt werden, um dem sehr linearen Sound ein paar Ecken und Kanten zu geben und ihn
somit ein wenig zu verbiegen. Ich bin großer Fan dieser Badewannen-Filter und nutze sie dementsprechend gerne. Hier beim LM Ninja ist diese Lösung zudem sehr gelungen, selbst in der max-Stellung
klingt der Effekt (im Gegensatz zum VLE) nicht übertrieben.
Ich habe zum Testen des Amps zwei 410er Boxen (Gesamtimpedanz 4 Ohm) angeschlossen, um die
volle Leistung des Amps abgreifen zu können. Selbst bei nicht mehr Band-dienlichen Lautstärken konnte ich nicht feststellen, dass der Amp "in die Knie geht". Der Amp gibt eine gewaltige Power an
die Boxen ab, so dass ich mir ein wenig Sorgen um meine recht robusten Boxen gemacht habe.
Viele Class-D werden mit einer hohen Ausgangsleistung beworben, tlw. hat man sich an diese Angaben schon gewöhnt, so dass ich mir keine Gedanken über die 1000 Watt des LM Ninja gemacht habe. Wieviel der Amp wirklich leistet, vermag ich nicht zu sagen, es klingt aber im Vergleich zu einem Genz Benz Streamliner deutlich potenter. Es ist erstaunlich, wieviel "Schub" und Attack der Ninja entwickelt, ohne auch in aberwitzigen Lautstärken irgendeine Spur von Schwäche zu zeigen. Die großmundig versprochene Dynamik und der immense Headroom sind zweifellos vorhanden.