Ampeg SVP CL

Am Anfang meiner Preamp-Testerei ging es mir eigentlich nur darum, einen möglichst authentischen "Röhrensound" zu erreichen. Ich kaufte mir drei Preamps (Warwick QuadrupletAmpeg SVP Pro und SVP CL), wollte diese gegeneinander testen und einen behalten (und glücklich werden...). In einem meiner ersten Reviews, der Beschreibung des Ampeg SVP Pro, schrieb ich dann auch, dass mich der CL trotz anfänglicher Begeisterung nicht überzeugte und somit als erster Kandidat ausschied. Im Nachhinein muss ich sagen, habe ich mich nicht sooo ausführlich mit diesem Preamp zum damaligen Zeitpunkt beschäftigt. Ich suchte einen ganz bestimmten Sound, dem der Quadruplet am nächsten kam.

Vor kurzem entdeckte ich durch Zufall "meine Ampegs" (insbesondere den SVT-IIP) wieder, die meinen heutigen Soundvorstellungen mal mehr und mal weniger gerecht werden. Der "Vollständigkeit halber" entschloss ich mich, es nochmal mit einem Ampeg SVP CL zu probieren.

Übersicht

  • Bauform: 19", 1 HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: 222 mm
  • Technik: Röhre
  • Röhrenbestückung: 2x 12AX7; 2x 12AU7
  • Eingänge: 1x Klinke
  • Regler: Gain, Master
  • Klangregler: Bass, Mid 1-5, Treble, Ultra Low, Ultra High, Bright
  • Einschleifwege: keine
  • Ausgänge: 2x Preamp Out, Tuner Out, DI Out
  • Gewicht: 4,0 kg

Konzept & Sound

Ich hatte das Glück, einen SVP CL in einem neuwertigen Zustand zu ergattern. Er wurde vom Vorbesitzer gekauft und dann quasi "vergessen". Im Vergleich zum SVT-IIP macht der SVP CL durch die Verwendung eines dickeren Stahlbleches und Poti-Knöpfen aus Metall einen höherwertigeren Eindruck. Die Frontplatte ist in einem schlichten "gehämmerten" grau gehalten.

Die Bedienelemente teilen sich grob in zwei Sektionen auf:

Zum Anschluss eines Basses steht ein Klinkeneingang zur Verfügung. Hohe Eingangspegel, z.B. von Bässen mit aktiver Elektronik, können mit der Schalttaste 'PAD' um 10 dB abgesenkt werden. Die weitere Anpassung des Eingangspegels wird mit 'Gain' und der 'Peak'-LED vollzogen. 
'Ultra Low' bietet die Auswahl zwischen fünf verschiedenen "Bass-Presets": 

Stufe 1: FLAT (keine Veränderung)
Stufe 2: SUB CUT (Frequenzen unter 30 Hz werden um -3dB abgesenkt
Stufe 3: LOW CUT CLASSIC (Frequenzen um 200 Hz werden um -3dB abgesenkt)
Stufe 4: ULTRA LOW CLASSIC (Frequenzen um 600 Hz werden um -20 dB abgesenkt)
Stufe 5: ULTRA LOW MODERN (Frequenzen um 30 Hz werden um 9dB angehoben)

Wie es der Name schon verrät: In Stufe 1 greift die 'Ultra Low' Schaltung nicht in das Soundgeschehen ein. Nur sehr dezent kann man eine Änderung im Klang feststellen, wenn man Stufe 2 wählt. Der Frequenzcut bei 30 Hz stellt eigentlich eine recht sinnvolle Funktion dar, bedeutet doch die "Erzeugung" von sehr tiefen Frequenzen einen hohen Leistungsaufwand für die angeschlossene Endstufe.
Besonders auffällig werden die "Stufen" 3 bis 4 wahrgenommen. Diese Presets stellen den "typischen Ampegsound" dar, während Stufe 5 manchmal ein wenig zu viel des Guten sein kann. Hier werden die Tiefbässe deutlich hervorgehoben, was ohne ein "Gegensteuern" durch Betonung der Mitten und Höhen mir zu heftig erscheint.

Mit 'Ultra High' werden die hohen Frequenzen um 8 kHz um +16dB angehoben. Wurde ein hoher Eingangpegel ('Gain') eingestellt, stellt sich unweigerlich ein (nerviges) Rauschen ein. Sinnvoll und brauchbar ist das Preset 'Bright'. Die Frequenzen um 3 kHz werden um +6dB betont. Besonders gut zu gebrauchen ist dieses Preset bei der Verwendung des 'Ultra Low'-Presets 5, da hierdurch die Präsenz nicht in einem wummern untergeht...

Der Equalizer des Ampeg SVP CLs ist dreibandig ausgelegt, wobei die Mitten quasi semiparametrisch gewählt werden. 'Bass' regelt die Bässe (+17/-13 dB bei 20 Hz) und 'Treble' ist für die Höhen zuständig (+18/-20 dB bei 7 kHz).
Die Center-Frequenz der Mitten wird mit 'Mid Freq.' gewählt. Zur Auswahl stehen die Bereiche:

Schalterstellung 1: 220 Hz
Schalterstellung 2: 450 Hz
Schalterstellung 3: 800 Hz
Schalterstellung 4: 1,6 kHz
Schalterstellung 5: 3,0 kHz

die dann mit 'Mid' um +/- 20 dB angehoben oder abgesenkt werden können. Dies ist eine sehr wirkungsvolle Klangregelung, verschiedenste Soundvariationen sind gerade in Verbindung mit der 'Ultra Low'Regelung möglich.

Was mich auch beim ersten SVP CL Preamp störte, war das deutliche Knackgeräusch beim Zurückschalten in die Schalterstellung 1. Beim ersten SVP CL handelte es sich um ein (wahrscheinlich) oft benutztes Gerät, so dass ich dies damit begründete. Jedoch das jetzige "Exemplar" ist nahezu fabrikneu und absolut unbenutzt. Trotzdem knackt es, was bei einer voll aufgerissenen Endstufe nicht gerade schön klingt...

Die Rückseite des Preamps ist wie die Front schlicht gehalten. Nur wenige Ausstattungsmerkmale sind vorhanden. Es kann ein Fußschalter zum aktivieren der Mute-Funktion angeschlossen werden.
Des Weiteren stehen zwei Ausgänge für den Anschluss z.B. von Endstufen zur Verfügung.
Der trafosymmetrierte DI-Out kann pre/post Equalizer abgegriffen werden. Nützlich: Der vorhandene Groundlift zur Vermeidung von Brummschleifen.
Am Tuner-Out liegt ständig ein Signal zum Anschluss eines Tuners an.


Wer eine "moderne" Ampeg-Preamp-Variante sucht, wird mit dem CL fündig. Im Vergleich zum SVP Pro und zum SVT-IIP klingt dieser Preamp sehr sehr "clean". Man kann diesen Preamp tatsächlich weitestgehend "neutral" einstellen, was mir mit den anderen beiden o.g. Preamps nicht so ohne weiteres gelingen wollte. Besonders erfreulich: Der Preamp ist fast rauschfrei. Momentan bevorzuge ich einen deutlich mittenbetonten Sound und stelle den Preamp auch dementsprechend ein, jedoch hält sich das Rauschen deutlich in Grenzen, was mir besonders beim SVP Pro manchmal sehr auf die Nerven geht.
Der Preamp deckt ein weites Feld typischer Ampeg-Sounds ab. Dank der Ultra Low- und der effektiven Mittenregelung sind "fette" Tiefbasssounds möglich, die aber mit ´ner brauchbaren Portion Mitten und "drahtiger" Höhen sehr präsent bleiben. Während ich bei einigen Preamps ganz bestimmt Bässe aufgrund ihres ganz eigenen Charakters bevorzuge, kann ich beim SVP CL keinen meiner Bässe den Vorzug geben. Der Roscoe Beck klingt "seidig-weich", während der Stingray und der Precision richtig schön "rocken".

Ich bevorzuge die Einstellungen Ultra Low bei Stufe 4 und eine deutliche Betonung der Mitten (Schalterstellung 4). Dabei benutze ich das Bright-Preset und gebe noch ´nen ordentlichen Schuss Höhen bei. Das ist für mich der typische "Ampeg-Sound", wie ich ihn von einem SVT CL kenne.

Fazit

Wie schon geschrieben, habe ich mir den Ampeg SVP CL nur gekauft, weil ich das Gefühl hatte, ihn zum Anfang meiner Preamp Suche viel zu schnell viel zu wenig beachtet und getestet zu haben. Ich war auf der Suche nach einem Preamp, welcher auch diese typische leichte Röhrenzerre beherrscht. Na ja, der SVP CL kann nicht zerren. Auch mit einem aktiven Bass und weit aufgerissenem Gain bleibt dieser Preamp clean. Das war wohl das damalige Ausschlusskriterium. Soundgeschmäcker ändern sich, heute bin ich mehr auf Preamps aus, die sich leicht einstellen lassen und "sauber" klingen. Sie können ruhig (ein wenig!) den angeschlossenen Bass "verbiegen", was Ampeg Preamps i.d.R. recht gut können.
Was mir auch aufgefallen ist, ist der sehr gut klingende DI-Out. Nur selten bekommt man ein DI-Out Signal, welches den Sound, den man sich auf der Bühne eingestellt hat (Achtung! Boxen färben kräftig mit!), so gut wiedergibt.
Da ich selten FX-Loops nutze, wird mir der fehlende Effektweg des SVP CL nicht fehlen. Manchen potentiellen User könnte dies jedoch verschrecken.

Völlig daneben finde ich das beleuchtete Ampeg Logo auf der Frontseite. Es leuchtet nach dem Einschalten des Preamps weiß, wechselt jedoch nach ca. 5 Sekunden zu grün. Dies soll auf die "Bereitschaft" der Röhren deuten... Jedoch leuchtet das Logo dermaßen hell, dass man auf dunklen Bühnen nahezu geblendet wird.

Der Neupreis des Preamps lag bei knappen 830 Euro. Heutige gebrauchte Geräte werden von 300 bis 450 Euro gehandelt.

Wer einen Ampeg Preamp sucht, welcher keinen Overdrive beherrscht (Ampeg SVP Pro) und "modern" ausgestatt ist, der sollte sich nach einem Ampeg SVP CL umschauen.

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