Ein wenig Geschichte vorweg...

...finde ich hier ganz passend, denn wenn Bassisten den Namen Music Man hören, denken sie wohl in erster Linie an einen Stingray. Bei den Gitarristen sieht es wahrscheinlich ein wenig anders aus. Natürlich gibt es auch beliebte Gitarren im Music Man-Angebot, urprünglich bekannt wurde Music Man jedoch durch ihre Amps/Combos, die gerne von Gitarristen eingesetzt wurden.
Mit dem 1974 vorgestellten HD Sixty Five ging Music Man zudem einem zu der Zeit zwar nicht neuem, aber eher unüblichen technischem Konzept nach, indem sie einen die Vorstufe Transistor-basierend konzipierten, der von einer Röhren-Endstufe verstärkt wurde. Man wollte einen möglichst cleanen Sound produzieren und versprach sich durch die Verwendung von Transistoren einen cleanen "ungefärbten" Sound. Leistungsstarke Transistor-Endstufen waren zu der Zeit nicht das Nonplusultra, technisch gesehen wogen sich Vor- und Nachteile gegenüber dem bewährten Röhrenendstufen-Konzept auf.
Der Amp erfreute sich schnell großer Beliebtheit, die Produktpalette wurde durch weitere Heads und Combos erweitert. Bekannte Größen wie z.B. Eric Clapton, Jeff Beck und Mark Knopfler spielten Music Man Amps, was natürlich zu deren Bekanntheitssteigerung enorm beitrug.
Mit dem HD 75 und insbesondere dem HD150 wurden die Amps auch interessanter für Bassisten. Sie verfügten über zwei unterschiedlich ausgelegte Kanäle (ein Kanal war für die Bass-Klangregelung ausgelegt) und ausreichend Leistung. Die als reine Bass-Amps ausgelegten Amps 100B und 120B blieben jedoch Exoten, da kurz nach deren Markteinführung das Ende der Amp-Produktion bei Music Man durch den Verkauf der Firma an Ernie Ball 1984 eingeläutet wurde.
In der nachfolgenden "Ernie Ball"-Phase versuchte sich Music Man an der Entwicklung und Vorstellung eines neuen Bassamps. Der Music Man HD500 bot auf dem Papier gute Eigenschaften, der Name Music Man wurde jedoch viel zu sehr von den bekannten Gitarren und Bässen geprägt, so dass Ein Music Man Amp viel zu wenig Beachtung fand. So auch der HD500, der nur kurze Zeit in geringer Stückzahl hergestellt wurde.
2014 wurde bekannt, dass Music Man in Zusammenarbeit mit Markbass wieder Amps anbieten wollen. So wurde geplant, u.a. den HD130 (einen beliebter Gitarrenamp/Combo) "originalgetreu" wiederzubeleben. Aber auch die Bassisten sollten nicht leer ausgehen. So wurde u.a. der BH500 vorgestellt, der jedoch so rein gar nichts mehr mit Röhren zu tun hat.

Überblick

  • Bauform: Verstärker im Holzcase
  • Technik: Transistor
  • Maße: 460 x 310 x 305 mm (Breite x Höhe x Tiefe)
  • Gewicht: 6,2 kg
  • Leistung: 500 Watt an 4 Ohm, 300 Watt an 8 Ohm
  • Eingänge: Klinke
  • Ausgänge: Speaker (Speakon/Klinke), FX Send/Return (Klinke), DI-Out (XLR), TunerOut
  • Klangregelung: Bass, Mitten, 5-Band EQ (schaltbar)
  • Effektweg: 1x mono

Konzept

Das Teil sieht aus wie ein Röhrenamp im Handtaschenformat. Mit knappen 6 kg ist der BH500 ein Leichtgewicht. Viel ist ja nicht drin, wenn man mal ein Blick ins geöffnete Case wirft:

Es scheint, als würde der größte Teil des Gewichtes auf das sehr gut und stabil gearbeitete Holzcase entfallen, welches mit einem strapazierfähigen Tolex bezogen ist. Die Ecken sind mit Metallkappen gegen Stöße gesichert. Vier große Gummifüße sorgen für einen sicheren Stand auf einer Box. Der oberseitig angebrachte Kunststoffgriff macht den Transport des Amps kinderleicht.
Die "originalen" Music Man Amps wurden in den USA hergestellt, die jetzigen Amps stammen aus Indonesien.

Das Bedienkonzept des BH500 ist relativ simpel gehalten:

Für den Anschluss des Basses ist eine Klinkenbuchse vorhanden. Die Eingangsempfindlichkeit wird per Gain geregelt. Eine Aussteuerungshilfe in Form einer LED etc., welche ein clippen des Preamps anzeigt, ist nicht vorhanden. Kein Problem, denn ich habe es nicht geschafft, den Amp irgendwie aus den cleanen Bereich zu bekommen.
Eine erste Klangregelung ermöglicht die Einstellung der Höhen (+/- 16dB bei 5 kHz) und der Bässe (+/- 16dB bei 60 Hz). Weiter geht es mit einem per Fußschalter (optional erhältlich) schaltbaren 5-Band Equalizer. Wird kein Fußschalter verwendet, ist dieser EQ immer aktiv.

Die Frequenzaufteilung der Bänder (+/- 16 dB bei 67 Hz, 184 Hz, 510 Hz, 1,4 kHz und 3,8 kHz) erlaubt viele brauchbare Einstellungen. Schlussendlich sind noch ein Masterregler und ein Power-Schalter vorderseitig vorhanden.
Die Rückseite bietet im Vergeich zu den alten Music Man Amps ein paar mehr (zeitgemäße) Anschlüsse:

So sind ein SpeakonCombo und ein dazu parallel geschalteter Klinken-Speaker Out, ein Tuner Out, die Anschlüsse für den Effektweg (welcher pre/post EQ gelegt werden kann) und ein Balanced DI-Out vorhanden. Der Lüfter des Amps läuft stetig, ist in Spielpausen aber kaum zu hören.

Sound

Schnell wird klar, dass der BH500 eindeutig für Freunde des cleanen Bass-Sounds geschaffen wurde. Auch mit voll aufgedrehtem Gain bleibt der Preamp clean. Somit erübrigt sich auch eine Clipping-Warnung...
Die angegebenen 500 Watt (4 Ohm) bringt der Amp locker und glaubhaft rüber. Selbst in lauten Spielsituationen bleibt der Amp durchsetzungsfähig, ohne dass man das Gefühl bekommt, dass er anfängt zu schwächeln.
Die 2-Band "Master"-Klangregelung arbeitet m.E. nicht sooo effektiv. Es reicht zur groben Einstellung des Sounds, ein regelbarer Mittenbereich fehlt mir aber. Aber es gibt ja noch den 5-Band Equalizer, welcher für mein Befinden in sich richtig gut abgestimmt ist und eine sehr gute Grob- aber auch eine Feineinstellung des Sounds ermöglicht. Ein wenig verwirrend mag die Beschriftung der Potis sein, deren Skala von 1 bis 10 reicht, denn Stellung 5 bedeutet hier "neutral". Die Regelwege der Potis sind angenehm weit, so dass schnell der Wunschsound eingestellt werden kann. Der 5-Band Equalizer ist (leider nur) per Fußschalter (nicht im Lieferumfang enthalten) schaltbar. An sich eine nettes Feature, nur finde ich den "Master-2-Band EQ" für meinen Geschmack ein wenig zu spartanisch, da er zu wenig Eingriffe erlaubt. So würde ich im Prinzip immer auch auf den 5-Band EQ zurückgreifen wollen.
Den Grundsound des Amps würde ich als "mittig-straff" bezeichnen. Der Amp bleibt stets sehr vordergründig und direkt.

Vergleich mit einem Music Man 100B

Ich wurde ein paar mal gefragt, wie der "Neue" denn im Vergleich zu den alten Musicmännern klingt:
Ich habe ja ein wenig gehofft, dass Music Man mit seiner Ankündigung, seine Amp-Sparte wieder aufleben lassen zu wollen, auch die im Moment bei Bassisten recht beliebten 100-Watt Röhrenamps berücksichtigt. Eine erfolgreiche Wiederkehr des MM 100B könnte ich mir recht gut vorstellen. Dieser kam seinerzeit zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt auf den Markt: Es wurden immer mehr Transistoramps gefragt und Music Man stellte seine Amp-Produktion ein. Dem 100B lag ein vielversprechendes Konzept zugrunde. Er bot einen DI-Out (welchen seine älteren MM-Kollegen noch nicht besaßen) und einen Equalizer, wie er jetzt auch im BH500 verwendet wird. Nur dass der 5-Band EQ nicht schaltbar war und der Master-EQ noch über eine sehr brauchbare (und für meinen Geschmack sehr wichtigen) semiparam. Mittenregelung verfügte.

Im direkten Vergleich wird schnell klar, dass der 100B und der BH500 doch recht unterschiedlich klingen. Während der BH500 sehr straff und direkt klingt, hinkt der 100B gefühlt hinterher, was seinen Sound aber ein wenig "wohliger" macht. Der 100B verfügt eindeutig über die bessere Klangregelung, kommt aber im Vergleich zum recht potent wirkenden BH500 schnell an seine "cleanen" Grenzen. Wie ich schon an meinem HD150 und erst recht an meinem HD65 erkennen konnte, klingt auch der 100B nie wirklich wirklich clean. Irgendwie klingen die Amps immer ein wenig verzerrt, halt aber nur seeehr subtil, was aber im Vergleich zu dem sehr cleanen BH500 dann doch deutlich auffällt.

Fazit

Kurz gesagt: Modern klingender Kraftzwerg im Vintage-Look. 
Ich finde es mal ganz erfrischend, dass man ein größeres Gehäuse gewählt hat, anstatt den Amp in einer viel zu kleinen Kisten zu verpacken. Die Anzahl der Potis hätte es eh schwierig gemacht, diese auf kleinerem Raum benutzerfreundlich unterzubringen. Also voilà, warum nicht gleich einen Vintage-Look wählen?