Trace Elliot ELF

Ich bin großer Fan dicker Vollröhren. Seit Jahren setze ich diese im Probenraum und auch live ein. Aber wenn ein stundenlanger Gig mal wieder weit nach Mitternacht endet, wünscht man sich einen Amp, der keine knappe 30 kg wiegt und den man behutsam durch die Nacht zum Auto schleppt. Das sind die Momente, in denen man sich einen Amp wünscht, den man einfach so in die Hosentasche Stecken könnte. Dank der Class D Technik wurden Amps immer kleiner und leichter, mittlerweile können diese Amps dem Blindvergleich mit einem dicken Eisen (Trafo...) sogar standhalten. Aber einen Amp im Hosentaschenformat gab es bisher noch nicht. Einen sehr kompakten Amp hatte SWR mit dem Headlite im Programm. Dieser war klein, leicht und bot trotzdem alles, was man von einem Amp erwartet. Na ja, SWR verschwand von der Bildfläche, der Headlite somit auch.

 

Trace Elliot Amps spiele ich schon seit Jahren, im Prinzip begleiten sie mich schon mein ganzes Bassisten-Dasein. Mein erster Trace Elliot Amp war ein schwerer Transistor-Trümmer, der unermüdlich seinen Dienst verrichtete. Optisch war dieser keine Augenweide, aber der Sound und die Leistung machten dieses Manko wieder wett.

Recht schnell entdeckte ich, dass Trace Elliot auch ein paar Röhrenamps im Programm hatte. Die Amps aus der Valve- sowie aus der V-Type Reihe habe ich schnell lieben gelernt, versprachen die ebenso einen ganz eigenen Sound und eine sehr konservativ ausgelegte Leistungsangabe.

 

Leider hatte die Marke Trace Elliot nicht sooo das glückliche Händchen. Einst im gleichen Atemzug mit den "großen" Herstellern ála Ampeg genannt, verschwand Trace Elliot langsam aber sicher von der Bildfläche. Neuvorstellungen gab es zuletzt gar nicht mehr, irgendwann wurden die letzten Trace Elliot Amps bei den angesagten Musikalienhändlern zu Schleuderpreisen angeboten.

 

Anfang 2017 kündigte sich ein Neubeginn bei Trace Elliot an. Gleich drei neue Geräte wurden der Musikerwelt vorgestellt: Transit-A, ein Akustikgitarren-Preamp, Transit-B, ein vielversprechender Bass-Preamp im Bodentreterformat und der Elf, ein Bassamp im Miniformat. Und siehe da, die ersten Fotos zeigten einen ultra-kompakten Amp, der sogar in eine Hosentasche passen soll...

Übersicht

  • Bauform: Topteil im Metallgehäuse
  • Technik:Transistor
  • Maße: 170 x 40 x 120 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 0,8 kg
  • Leistung: 200 Watt an 4 o. ca. 130 Watt an 8 Ohm
  • Eingänge: Instrument (Klinke)
  • Ausgänge: Speaker (Klinke), Headphone (Klinke), DI-Out (XLR)
  • Klangregelung: Bass, Mitten, Höhen

Konzept

Also wenn ein Amp in eine enge Jeans-Hosentasche passen soll, dann muss er wirklich recht klein sein. Die Originalverpackung des ELF lässt nicht vermuten, wie winzig tatsächlich der Amp ist. Den meisten Platz in der OVP nehmen das mitgelieferte Kaltgerätekabel sowie die Transporttasche ein. Das Gehäuse des Amp besteht aus Blech, die Seiten und die Front sind mit Kunststoffblenden versehen. Nimmt man den Winzling in die Hand ist man dennoch über das Gewicht erstaunt. Dies beträgt zwar nur knappe 800 Gramm, man hätte weniger erwartet.

 

Das Gehäuse des ELF wurde quasi um die ClassD-Endstufe herumgebaut:

Der Preamp findet auf einer winzigen Platine Platz, auf welcher die Potis direkt montiert sind.

Vier großzügig dimensionierte Gummifüße auf der Unterseite des Amps bieten sicheren Stand, so dass man nicht befürchten muss, dass allein das Gewicht des Instrumentenkabels den Amp von der Box ziehen kann. Auf eine ausreichende Standsicherung sollte man dennoch achten...

Fünf große Metallpotis und zwei Klinkenanschlüsse dominieren die Front des Amps. Oha, sieht hakelig aus, jedoch bieten die großen griffigen Potis genügend Fläche, um diese zielsicher bedienen zu können.

 

Von links nach rechts:

Der Bass wird per Klinke Input angeschlossen. Die Eingangsempfindlichkeit wird per Gain eingestellt. Eine grün leuchtende LED zeigt an, dass ein Eingangssignal anliegt. Wechselt diese LED zu rot, ist die Eingangsempfindlichkeit zu hoch gewählt.

Mit Bass (±15 db bei 80 Hz), Mid (±15 dB bei 400 Hz) und Treble (±15 dB bei 4,2 kHz) kann der Wunschsound eingestellt werden. Volume bestimmt die Gesamtlautstärke.

Ein HeadphoneOut kann zum stillen Üben zu Hause genutzt werden.

 

Die Rückseite des Amp ist ähnlich spartanisch:

Lediglich der Netzanschluss, der Ein/Aus-Schalter, ein Speaker-Out (Klinke) und ein DI-Out (XLR) finden Platz. Der DI-Out ist fest post-EQ gewählt.

Praxis / Sound

Die spannende Frage: Wie klingt er denn? Wie ein Trace Elliot? 

Im Innern des Amps sorgt ein permanent laufender Mini-Lüfter für die Kühlung des Power-Moduls. Dieser Lüfter ist noch kleiner als die oftmals in anderen ClassD-Amps verwendeten 4cm Fans. Man hört den Lüfter, als störend empfinde ich ihn nicht. Wie sich der Lüfter nach einigen Betriebsstunden und zunehmender Verstaubung verhält, kann man noch nicht einschätzen.

 

Zum Testen des ELF nutze ich einen Output-starken Music Man Sterling 5HH. Erstaunlich: Erst ab Gain = 12 Uhr springt die grün leuchtende Eingangs-LED um auf rot und markiert somit eine zunehmende Übersteuerung des Preamps. Anders als bei vielen anderen Amps beginnen jetzt keine Zerrsounds, der Sound des Amps klingt jetzt komprimiert und sehr weich.

 

Stellt man alle Regler des EQ auf Mittelstellung, ergibt dies einen recht mittigen Sound mit leichtem Hang in Richtung Tiefmitten. Die Potis des 3-Band Equalizers erlauben weite Regelwege. Um einen Wunschsound einzustellen, muss also weit gedreht werden, da Soundveränderungen nicht bei kleineren Stellungsänderungen stattfinden.

 

Erstaunlich ist die erreichbare Lautstärke, die mit dem ELF möglich sind. Selbst an einer Box mit 8 Ohm bleibt der Amp dann mit einer Leistung von 130 Watt erstaunlich durchsetzungsfähig. Ich habe die Bässe deutlich gepusht, um dem Kleinen Leistungs satt abzuverlangen.  Dass diese deutlich einbricht, konnte ich nicht feststellen. Mit zwei 410ern macht der ELF so richtig Spaß. Der Sound erinnert stark an die V-Types. Bullig, tiefmittig ohne jedoch zu matschen und mit einer wohltuenden Portion Mitten platziert sich der ELF im Soundgefüge der Band. Er klingt nicht ganz so mittig wie die früheren Trace Elliots, die ich immer als recht vordergründig empfand.

Fazit

Wenn der ELF den Wiedereinstieg in die Bassistenwelt darstellen soll, ist es den Leuten bei Trace Elliot m.E. mit diesem Amp gelungen. Aufgrund der minimalistischen Abmaße kann man nun natürlich keinen Amp mit "Vollausstattung" erwarten. So fehlen z.B. ein Effekt-Weg und das Trace Elliot typische PreShape. Aber die Praxistauglichkeit entschädigt dafür: Kleiner und leichter geht wohl (derzeit) kaum...