Ampeg B25B

Das ist ein Amp, den ich schon sehr lange Zeit gesucht habe. Nur durch Zufall bin ich nach laaanger Internet-Recherche auf ein Exemplar gestoßen, welches sich in einem relativ gutem Zustand befand und mit europäischen Netzspannungen klar kommt.
Der Ampeg B25B wurde von 1969 bis 1979 in vergleichsweiser geringer Stückzahl hergestellt. Ampeg hat versucht, den bei Gitarristen und Bassisten gleichermaßen beliebten Fender Bassman-Amps ein Pendant anzubieten. Die Entwickler griffen auf den bewährten Preamp des etablierten B15 zurück und verpassten dem Ganzen eine leistungsstärkere Endstufe. Wirklich erfolgreich auf dem Markt durchsetzen konnten sich diese Ampegs jedoch nicht. Für den europäischen Markt wurden zudem nur recht wenige B25B mit einem schaltbaren 230 Volt Trafo-Abgriff ausgestattet, was diese Amps hierzulande noch seltener macht. Interessant sind sie jedoch...

Übersicht

Bauform: Topteil im Holzgehäuse
Technik: Röhre
Maße: 60 x 25 x 25 (cm BxHxT)
Gewicht: 18,2 kg
Röhrenbestückung: 2 x 7027A, 2 x 12AX7, 1 x 7099, 1 x 5AR4
Klangregelung: Volume, Bass, Treble, Ultra Lo, Ultra Hi
Leistung: 55 Watt (16 oder 8 Ohm)


Konzept

Der oben gezeigte Amp ist Baujahr 1973. Man sieht dem aus dickem Holz gefertigtem Gehäuse deutlich die Spuren des Gebrauchs an. Der Tolex-Bezug ist an einigen Stellen durch unsanfte Stöße eingedrückt, "vergessene" Zigaretten haben ihre Signatur hinterlassen, die Überreste der einen oder anderen Cola (?) kleben am Amp. Die Schrauben und Beschläge haben Flugrost angesetzt. Der Amp funktioniert jedoch einwandfrei. Die Potis kratzen bei Betätigung ganz leicht, das oftmals bei anderen Amps vorhandene laut krachende Geräusch liegt nicht vor. Ebenfalls erfreulich: Nur ein geringes Grundrauschen ist zu vernehmen. Auch kein "Normalfall für einen 42 Jahre alten Amp.
Das aus dickem Metallblech gefertigte Chassis des Amps ist zur Minderung von Stößen und Vibrationen durch Schwingungsdämpfern auf seitliche Halteblechen gelagert, welche mit dem Holzcase verschraubt werden.


Wie bei Röhrenamps üblich, braucht es nicht viel, um zu funktionieren



Der Preamp des B25B ist zweikanalig aufgebaut. Bei der Wahl des Kanals kann jeweils zwischen "Normal" und "Bright" gewählt werden.



Wird "Bright" gewählt, klingt der Amp deutlich HochMitten ... Höhen-lastiger.

Beide Kanäle verfügen über identische 2-Band Equalizer:



Volume bestimmt die Lautstärke, Treble und Bass senken bzw. heben den Höhen- bzw. Bassbereich. Ein per Schaltwippe aktivierbares Ultra Hi und ein Ultra Lo-Preset heben den HochMitten...Höhen bzw. den Bass-Bereich deutlich hervor.

An dieser Stelle unterscheiden sich die ersten B25 von denen der späteren Produktionsjahre:



Ein Power- und Standby-Switch ist an allen B25B-Jahrgängen durchgängig vorhanden, ab 1973 verfügten diese Amps zusätzlich noch über einen Polarity-Switch, welcher bei eventuell auftretenden Brummschleifen Abhilfe schaffen könnte.

Die Rückseite des Amps ist wenig spektakulär:



Der Amp verfügt über einen Ext.-Amp Ausgang, an welchem das Preamp-Signal nach dem Equalizer abgegriffen werden kann. Dieses Signal kann zur Verstärkung durch einen weiteren Amp oder Endstufe genutzt werden, kann aber auch zur Einspeisung in eine PA (via DI-Box) genutzt werden.

Der Amp arbeitet an 8 oder 16 Ohm. Aber Achtung! Die beiden Speaker-Outs sind intern parallel verschaltet. Bei der Verwendung von nur einer Box mit einer Impedanz von 8 Ohm muss diese an den Ext. Speaker-Out angeschlossen werden! Der "normale" Speaker-Out darf dann nicht durch eine weitere Box beansprucht werden, da ansonsten die Ausgangs-Impedanzen unterschritten werden und somit es zu einer Beschädigung des Amps kommen könnte.

Sound


Erstaunlich, wie "amtlich" dieser Leistungszwerg klingt. Es werkeln zwar "nur" 55 Watt, diese entfalten sich an entsprechenden Boxen jedoch in einer recht hohen Lautstärke.
Die meisten Vollröhrenamps neigen in Neutralstellung zu einer gewissen Basslastigkeit. Anders der B25B: In EQ-Neutralstellung und ohne aktivierte Presets klingt der B25B drahtig-knackig mit einem Hang zu überzeichneten Mitten. Wählt man den Bright-Eingang, treten die Mitten sehr deutlich in den Vordergrund, die Höhen werden tlw. ziemlich penetrant. (Ich muss hierzu erwähnen, dass ich den B25B vorzugsweise mit einem Music Man Reflex 5HSS getestet habe, der "von Hause aus" schon sehr knackig-mittig klingt.) Der Equalizer arbeitet über einen angenehm weit gewählten Regelweg, so dass feinfühlig der passende Sound eingestellt werden kann.

"Ein Ampeg ohne Mittenband?" - liest man oft, erklärt sich aber ganz einfach. Dämpft man die Höhen und die Bässe, treten die Mitten in den Vordergrund, betont man die Höhen und die Bässe entsteht die s.g. "Badewanne". Die Mitten rücken klanglich "nach hinten". Diese Klangregelung arbeitet sehr harmonisch und sehr weich, ohne dass der Sound mumpfig oder stumpf wird.

Meine Lieblingseinstellung ist schnell gefunden: Ich nutze den "Normal"-Input, aktiviere das Ultra Lo Preset senke leicht die Höhen und betone leicht die Bässe. Mehr braucht es nicht, um dem B25B einen bulligen Basssound mit seidigen Mitten und leichten Höhen zu entlocken. Interessant ist es auch, dass die beiden Kanäle nicht absolut identisch klingen. Bei gleichem Input und EQ-Neutralstellung klingt Channel 2 etwas Bass-lastiger als Channel 1.

Wie schon erwähnt, kann dieser Amp (mit entsprechenden Boxen) recht laut werden. Bis in sehr hohe Lautstärkebereiche bleibt der Amp erfreulicherweise clean (ich bevorzuge Clean-Sounds). Ab einem gewissen Level beginnen weich und harmonisch klingende Zerrsounds, die jedoch nur in einem recht kleinem Volume-Regelbereich erhalten bleiben. Geht man darüber hinaus (wohlgemerkt, dass wir uns jetzt in einem wirklich lauten Bereich befinden), bricht die harmonisch klingende Zerre zusammen und es entsteht ein recht kratziger Sound. Mein Geschmack ist es nicht, andere könnten es mögen...

Es scheint, als käme der Amp mit Output-stärkeren Bässen besser klar. Mit denen klingt er offen und luftig. Mit meinen beiden passiven Output-schwächeren Bässen (Fender RBV und WW StarBass) klang der Amp nach "Wolldecke", irgendwie glanzlos.

Fazit

Dies ist bisher der älteste Amp, den ich besessen habe. Ich habe schon deutlich jüngere Amps besessen, die trotz pfleglicher Behandlung schäbiger aussahen. Dies scheint wohl für die robuste Konstruktion des Ampeg B25B zu sprechen. Man sieht es meinem Amp an, dass er oft transportiert und eingesetzt wurde. Trotzdem wage ich zu behaupten, klingt und funktioniert er wie am ersten Tag.
Der Grundsound des B25B ähnelt sehr dem Sound des Ampeg Klassikers B-15. Diesen Sound verpackt der B25B aber mit etwas mehr Leistung, die aber in einigen Foren als zu gering für Probenraum bzw. Bühnenmonitoring beschrieben wird. Für meine Einsatzzwecke fand ich die Leistung ausreichend.
Wer einen Klassiker-Sound sucht, aber nicht bereit ist knappe 3.500 Euro für einen neuen Ampeg Heritage B-15 oder weit über 1.000 Euro für einen gebrauchten Ampeg B-15 auszugeben, der sollte sich einen B25B zulegen. Die sind, wenn sie mal erhältlich sind, deutlich günstiger zu haben.