Forge AXB Bass Tube Preamp

Diesen Preamp besitze ich nun schon ´ne ganze Weile und bin immer noch unschlüssig, was ich von diesem Preamp halten soll. Dazu später mehr.

Ich habe ihn 2009 auf der Frankfurter Musikmesse gekauft, nachdem ich ihn kurz auf dem Messestand des gerade neu gegründeten Herstellers Forge Aktive Bass Amplification getestet habe. Der erste Eindruck war ok, mich lockte trotz völliger Unbekanntheit der niedrige Preis und der Gedanke an SIEBEN (!) Röhren, welche in diesem Preamp arbeiten.

Der Forge AXB Bass Tube Preamp ist Bestandteil aller angebotenen Verstärker des Herstellers. Leider gibt die Homepage keine Auskunft darüber, ob die Produkte noch angeboten bzw. weiterentwickelt werden. Ein regulärer Verkauf der Amps fand bisher noch nicht statt. Daher bitte ich, das folgende Review als Informationsquelle für die hin und wieder in Gebrauchtmärkten angebotenen Preamps zu sehen.

Übersicht

  • Bauform: 19", 2HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: 225 mm
  • Technik: Röhre + Transistor
  • Röhrenbestückung: 4x 12AX7; 3x 12AU7
  • Klangregelung: Low Cut, 5-Band aktive EQ
  • Eingänge: passiv (Klinke), aktiv (Klinke)
  • Ausgänge: Balanced (XLR), UnBalanced (Klinke), Tuner Out (Klinke), Balanced DI-Out (XLR)
  • Sonstiges: Tuner Out (Klinke), Ground Lift, Effekt Send+Return (Klinke)
  • Gewicht: 4,6 kg

Konzept

Das Gehäuse des Preamps ist aus relativ dünnem Stahlblech gefertigt, welches zwar genügend Stabilität bietet, jedoch besser verarbeitet sein könnte. Wie der Blick ins Innere des Amps verrät, ist hier nicht von einem rein analog aufgebauten Gerät auszugehen. Neben sieben Röhren arbeiten auch genügend Halbleiter im Signalweg. Das Innenleben ist sauber aufgebaut, nichts wackelt oder gibt Grund zur Sorge. Die Röhren sind mit Abschirmbechern versehen.

Ein Anschluss für aktive und passive Bässe ist frontseitig vorhanden. Mittels des Input Level-Reglers und einer 12-stelligen LED-Anzeige kann die Signalstärke verzerrungsfrei ausgepegelt werden. Ein Druckschalter bietet die Wahl zwischen einem "Clean Tube"- und einem "Classic Tube"-Modus. Wie es der Name schon verrät, bleibt der Preamp im Clean Tube -Modus stets clean. Hier ist keine Übersteuerung des Preamps möglich. Anders im Classic Tube -Modus. Wird dieser Modus aktiviert, ist auch bei niedrigen Signalstärken ein verzerrter Sound möglich, welcher durch den Input Level -Regler noch verstärkt werden kann. "Hartes Brett" ist jedoch nicht möglich, die Verzerrung bleibt harmonisch klingend. Ein Low Cut In -Druckschalter aktiviert die Low Cut Funktion, mittels des EQ In -Druckschalters kann der aktive Equalizer vollständig umgangen werden.

Der Low Cut -Regler gibt die Frequenz vor, um welche das Eingangssignal beschnitten werden soll. 
Die fünf Frequenzbereiche (Regler untere Reihe) des aktiven Equalizers sind wie folgt belegt:

SUB: 20 Hz - 100 Hz
BASS: 30 Hz - 300 Hz
MID: 200 Hz - 2kHz
TREBLE: 1,5 kHz - 15 kHz
HIGH: 5 kHz - 20 kHz

Die gewählte Frequenz kann jeweils um +/- 15 dB geschnitten bzw. geboostet werden (Regler obere Reihe). Die Überschneidungen der Frequenzbänder sind sinnvoll gewählt, so dass keine "Löcher" entstehen.
Zugegeben: Eine Menge Regler, die jedoch sehr genau arbeiten und somit auch, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, eine sehr genaue Klangregelung nach dem Soundgeschmack des Users ermöglichen. Von anderen Preamps kennt man allerdings 3-bändige Eqs, welche m.E. vollkommen ausreichend sind.

Der Forge AXB Bass Tube Preamp bietet einen seriellen Effektweg. Die Signalstärke des Returns kann per FX Return geregelt werden. Der Effektweg kann per Druckschalter vor oder nach Equalizing gelegt werden oder gar per Druckschalter FX In komplett deaktiviert werden.

Überrascht war ich von der Arbeit des Röhrenkompressors. Der Kompressor kann per Druckschalter aktiviert/deaktiviert werden. Compression regelt den Kompressionsgrad. Die Reduktion des Signals wird per 12-stelliger LED-Leiste angezeigt. Der Kompressor arbeitet wirkungsvoll aber dennoch stets dezent und bietet schnell eine "Set-and-forget"-Einstellung.

Die Master-Lautstärke wird mit Output Level eingestellt und ebenfalls per 12-stelliger LED-Leiste angezeigt. Per Mute - Switch kann der Preamp stumm geschaltet werden. Dies erfolgt jedoch mit einem lauten Knacken.

Es stehen jeweils zwei Balanced und zwei Unbalanced Outputs zum Anschluss des Preamps an eine Endstufe zur Verfügung. Der Abgriff des DI-Outs kann wahlweise vor oder hinter dem Kompressor gelegt werden. Der EQ wird in jedem Fall durchlaufen. Ich hätte mir anstelle des Pre/Post Kompressorabgriffs die Wahlmöglichkeit Pre/Post EQ gewünscht. 
Zum Anschluss eines Tuners ist ein Klinkenausgang vorhanden. Hier liegt stetig ein Signal an. Interessanterweise ein Signal Pre-Eq...

Per Footswitch sollen nach Auskunft des Herstellers die Funktionen MuteComp In und Clean/Classic Tube aktiviert/deaktiviert werden können. Ausprobiert habe ich es nicht, da mir kein Fußschalter zur Verfügung steht.

Der Preamp arbeitet absolut sauber und nebengeräuschfrei. Dies ist mitunter keine Selbstverständlichkeit bei Röhrenpreamps. Durch die zahlreich vorhandenen LED-Indikatoren sind zahlreiche Einstellungshilfen vorhanden, jedoch kann dieses ewige Geblinke auf Dauer nerven. Vielleicht sind jeweils 12 LEDs auch ein wenig zu viel, da dies schnell "billig" wirken kann...

Fazit

Von einem Röhrenpreamp erwartet man ein wenig "Röhrenwärme" oder zumindest einen Sound, der an Röhre(n) im Signalweg erinnert. Von einem Preamp mit ganzen sieben Röhren erwartet man sogar noch mehr Röhrenfeeling. Ich muss gestehen, dass ich genau dieses an diesem Preamp am meisten vermisse. Einzig der zuschaltbare und sehr gut arbeitende Kompressor verleiht dem Sound ein wenig "Röhre". 

Der Sound ist Klasse, auf Wunsch klar und definiert oder gar ein wenig gezerrt, jedoch stets direkt und absolut rauschfrei. Er erinnert eher an Hi-Fi-Sound anstatt "Röhrenlike-Vintage" zu klingen. Aber vielleicht war dies auch nicht das Ziel der Entwickler des Preamps...

Der Preamp stellt angeschlossenen Endstufen einen sehr hohen Output zur Verfügung. Auch nicht gerade selbstverständlich bei Preamps...
Der Equalizer ist gut durchdacht und arbeitet präzise, so dass auch (eine gewisse Eingewöhnungszeit vorausgesetzt) trotz der vielen Regler (10 Stück !) schnell ein gewünschtes Klangergebnis gefunden werden kann.

Bei meinem Forge AXB Preamp handelt es sich um ein Vorserienmodell. Daher ist wohl auch die recht spartanisch wirkende Gehäuseverarbeitung zurückzuführen. Mir ist nicht bekannt, ob dieses Gerät jemals in Serie produziert wurde bzw. noch produziert wird. Die Homepage schweigt sich darüber aus. Ebenso über eine Bezugsquelle bzw. einen Kaufpreis.