Gallien Krueger Fusion 550

Lange Zeit habe ich keinen Grund gefunden, den ersten Gallien-Krueger Amp zu testen, welchem Röhren spendiert wurden. Denn genau diesen leicht komprimierten Sound, den man von Röhrenamps kennt, den bieten die allseits bekannten und mittlerweile als Klassiker bekannten Gallien-Krueger 800RB und 400RB.

Lange Zeit galt bei Gallien-Krueger, dass man Verstärker baut, deren Konzept ganz auf Transistoren setzt. 2009 wurde dann der erste Hybrid-Amp aus dem Hause GK angekündigt. Bis dieser dann endlich in Deutschland erhältlich war, dauerte es noch ein paar Monate. Und es dauerte dann noch ein paar Jahre, bis ich mich entschließen konnte, dem Fusion 550 eine Chance zu geben... 

Übersicht

  • Bauform: 19" Topteil, für Rackmontage geeignet
  • Technik: Hybrid
  • Leistung: 500/350 Watt an 4/8 Ohm, 50 Watt an 8 Ohm
  • Maße: 482 x 144 x 320 mm (BHT)
  • Gewicht: 13 kg
  • Klangregelung: Bass, LoMid, HiMid, Treble, Contour, Bright und Deep Boost
  • Eingänge: Klinke (10dB Absenkung schaltbar)
  • Ausgänge: Input, Speaker Out (Klinke, Speakon), FX, Tuner

Konzept & Bedienung

Der Fusion 550 ist anders als seine Kollegen aus dem Hause GK für eine Montage in einem Rack ausgelegt. Während z.B. einem 400RB-IV die dafür notwendigen Rackohren erst (optional) spendiert werden müssen, ist die Front des Fusion von Hause aus mit einer Rackaufnahme konstruiert worden. Massive Metallgriffe links und rechts der Front schützen einerseits die Potis, sie helfen aber auch dabei, den Amp in einem Rack zu platzieren. Wer auf die Montage in einem Rack verzichtet, der kann die großen Gummi-Füße auf der Unterseite und auf der Rückseite des Amps nutzen, um diesen Gehäuse-schonend abstellen zu können. 

Bisher habe ich Gallien-Krueger Amps immer als leistungsstark und trotzdem leichtgewichtig gesehen. Als der Fusion 550 angeliefert wurde, war ich vom dann doch etwas höherem Gewicht erstaunt. Ganze 13 kg bringt der Amp auf die Waage. Ein Blick ins Innere offenbart:

Einen großen Anteil am Gewicht scheint offensichtlich der großzügig dimensionierte Ringkern-Transformator auszumachen. Hinzu kommen das dickwandige Stahlblechgehäuse sowie die massive Metall-Frontblende.

Beim Poweramp hat man auf ein altbewährtes Design zurückgegriffen und einfach die leistungsstarke Endstufe des GK 1001RB-II verwendet. 

Der Preamp hingegen bedeutete eine Abkehr der bisherigen GK-Philosphie. Es wurden Röhren zur (Vor-)Verstärkung und Klangformung genutzt.

Ganze drei Doppeltrioden des Typs 12AX7, vor externen Einstreuungen durch Metallbecher geschützt, kommen im Preamp des Fusions zum Einsatz. Während bei manchen Hybrid-Amps der Eindruck entstehen kann, dass die Verwendung von Röhren im Preamp rein zu marktstrategischen Zwecken dienen sollen, geht der Fusion tatsächlich einen Schritt weiter: Sämtliche Tube-Stages, immerhin ganze 6,  werden zur Verstärkung oder zur Klangformung genutzt. 

 

Wie bei allen Gallien-Krueger Amps der neueren Generationen ist der Lüfter Temperatur.geregelt. Er springt nur an, wenn der Amp tatsächlich gefordert wird. Und selbst dann ist er nahezu geräuschlos.

 

Die Frontplatte des Amps ist übersichtlich gestaltet und bietet folgende Möglichkeiten:

Für den Anschluss eines Basses steht eine Klinkenbuchse zur Verfügung. Die Eingangsempfindlichkeit des Amps kann per Kippschalter um ± 10dB angepasst werden. Eine weitere Ansteuerung des Preamps erfolgt mit Gain. Auf eine Clip-Anzeige in Form einer LED wurde verzichtet, man muss also genau hinhören...

Der Fusion 550 wird gerne als zweikanalig bezeichnet. Das ist jedoch irreführend. Per Kipp- oder Fußschalter können zwei einstellbare Presets gewählt werden. Hierzu hat man dem Amp motorisierte Potentiometer spendiert, die sich die gewählten Einstellungen "merken". Man kann also zwei verschiedene Einstellungen quasi speichern und zwischen diesen hin- und her schalten. Bis die Potentiometer die abgespeicherten Einstellungen wieder eingestellt haben, kann je nach Einstellungen eine gewisse Zeit vergehen. Also mal eben während eines laufenden Songs zum "Solo"-Preset schalten ist eher nicht sooo die Möglichkeit.

Die mit Shaping bezeichnte Front-Sektion beinhaltet die Gallien-Krueger typische "Contour-Schaltung". Diese fand man bereits bei den alten 800RB und 400RB, jedoch nur in Form eines Presets, welches die  Mittenfrequenzen bei 500Hz um einen festen Wert absenkte. Beim Fusion geht man einen Schritt weiter und verwendet jetzt eine variable, röhrengesteuerte Version ein, bei der die Center-Frequenz bei 500 Hz oder 800 Hz per Kippschalter gewählt werden können. Mit drehen des Contour-Reglers im Uhrzeigersinn werden die gewählte Center-Frequenz und angrenzende Bereiche abgesenkt.

„Deep“ und „Bright“ boosten jeweils den Frequenzbereich um vier Dezibel bei 30Hz und 10kHz.

Die Bänder des Equalizers sind wie folgt aufgeteilt: 

  • Bass ( ±14dB @ 40Hz),
  • LoMid ( +6dB/-9dB @ 250Hz)
  • HiMid ( +5dB/-8dB @ 1 kHz)
  • Treble ( +10/-19dB @ 7 kHz) 

Der Equalizer ist zwar recht einfach aufgebaut, jedoch sollte man im Hinterkopf behalten, wie dieser wirkt. Potis ist Mittelstellung bedeutet hier nicht "flat", sondern hätte einen recht glanzlosen Sound zur Folge. Die EQ-Einstellungen auf dem obigen Bild zeigen eine (annähernd) Flat-Einstellungen.

 

Das Blockdiagramm zum Fusion 550 zeigt, dass fünf der sechs vorhandenen Tube-Stages durch den Equalizer zur Soundformung genutzt werden.

Quelle: Gallien-Krueger

Die Aufteilung der Frequenzbänder des 4-Band Equalizer wurde m.E. geschmackvoll gewählt. Die Regelweite der einzelnen Potis erlauben jetzt nicht unbedingt drastische Soundveränderungen, sie ermöglichen jedoch eine feinfühlige Einstellung des Wunschsounds.

Was dem GK-Kenner auffallen wird: Es fehlt die Gallien-Krueger typische Boost-Regelung. Diese war m.E. in großen Teilen für den markanten Growl zuständig, den viele Rockbands zu schätzen wussten.

 

Was jedoch geblieben ist, ist die ebenfalls Marken-typische Bi-Amp Möglichkeit. Dazu stehen dem Nutzer zwei voneinander getrennte Endstufen zur Verfügung: Der oberhalb einer festen Trennfrequenz von 5 kHz liegende Bereich wird von einer 50 Watt starken Endstufe verstärkt, die Lautstärke kann mit dem Poti Horn Bi-Amp geregelt werden. Der unterhalb der Trennfrequenz liegende Bereich wird durch die oben genannte 500 Watt Endstufe verstärkt.

 

Beim Einschalten des Amps zeigt ein Leuchtring um den Powerschalter den Betriebszustand an: Rot steht für Protect, Blau bedeutet ON und blau (blinkend) zeigt den Mute-Modus an.

 

Die Rückseite bietet folgende Anschlussmöglichkeiten:

Hier finden wir einen Klinkenausgang für den externen Fußschalter-, Tuner- sowie die Buchsen für einen seriellen Effektweg. Der Direct-Out (XLR) kann mit einem Schalter für die Pre/Post-EQ-Abnahme gewählt werden, ein „Ground/Lift“-Schalter kann zur Vermeidung von Brummschleifen aktiviert werden.

Die Speaker-Outputs beinhaltet zwei Klinkenbuchsen für den Fullrangebetrieb, in dem der Horn Bi-Amp nicht zum Einsatz kommt. Außerdem gibt es zwei Speakon-Anschlüsse, die speziell auf den oben beschriebenen Bi-Amp-Betrieb ausgerichtet sind. Wenn keine Bi-Amp-fähigen GK-Lautsprecher eingesetzt werden, können auch (normale) zweipolige Speakonkabel für den Gebrauch mit Lautsprechern anderer Hersteller verwendet werden.

Sound

Wenn man den Amp einschaltet, leuchtet der Lichtring um den Powerschalter zunächst rot und wechselt zu blau, wenn der Amp einsatzbereit ist.

Ein wenig unklar ist die Kanalwahl per Fußschalter, da nicht ersichtlich ist, welche Einstellung aktiv ist: Es gibt nur eine LED-Anzeige für die Kanalwahl und eine weitere für „Tuning Mute“. Leuchtet die Tuning-LED am Fußschalter, ist der Master-und D.I.-Output des Verstärkers, aber nicht der Tuningkanal stummgeschaltet. Der Lichtring blinkt blau. Leuchtet die LED auf dem Fußschalter oberhalb „Channel 1/2“ nicht, fährt der 550 die Einstellungen für „Channel 1“ an. Leuchtet das Lämpchen grün, ist das zweite Soundsetting aktiv ("Channel 2").

Wie schon erwähnt, ist der Amp nicht wirklich zweikanalig konstruiert. Der Amp speichert lediglich die Einstellungen der Potis, welche man in zwei Presets wieder abrufen kann. Die gewählten Einstellungen erfolgen per motorisierten Potis, die bei veränderter Kanalwahl ihre zuvor gespeicherte Postion automatisch wieder einstellen. Je nach Einstellung kann dies jedoch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, so dass eine schnelle und verzögerungsfreie "Kanal-Wahl" mit diesem Feature nicht möglich ist.

 

Im Internet finden sich ein paar Beiträge, die über Fehlfunktionen der motorisierten Potentiometer berichten. Ich habe meinen Fusion 550 schon etliche Male hin- und hergeschaltet, eine Fehlfunktion konnte ich bisher nicht feststellen. 

 

Als langjähriger 400RB und 800RB Spieler musste ich feststellen, dass der Fusion 550 ein wenig "anders" klingt. Beide "Originale" klingen "rockig" und drängen sich förmlich in den Vordergrund. Der Fusion 550 klingt ´ne Spur sanfter, ohne jedoch "schlapp" zu wirken. Ganz im Gegengteil: Er bietet enorme Kraftreserven. Man bekommt nie, auch bei anspruchsvollen Einstellungen, das Gefühl, dass der Amp "gefordert" wird.  

 

Der Equalizer dient m.E. dazu, den gebotenen Sound den Raumbedürfnissen anzupassen. Großartige Soundveränderungen sind nicht möglich.

 

11.2018