Ich wollte schon immer mal einen "Bastelbass" haben. Also einen Bass, der nicht viel
kostet, so dass es nicht schmerzt, wenn der Bohrer oder die Fräse sich zu weit ins Holz arbeiten. Der Bass sollte aber trotzdem qualitativ genügend Reserven besitzen, nach einigen Modifikationen
ein richtig guter Bass zu werden. Als Voraussetzungen galt, dass es ein 5-saitiges Instrument sein muss, ein dunkles Griffbrett sollte er haben und dass mindestens zwei Pickups verbaut sein
müssen.
Mir gefiel schon immer das Design des Fender Telecaster-Basses, also
machte ich vorrangig auf die Suche nach vergleichbaren Modellen anderer Hersteller. Die Auswahl insbesondere vergleichbarer 5-Saitiger Bässe war nicht sonderlich groß. Ich wurde aber recht
schnell auf die Schecter Model T Serie aufmerksam. Und ich fand sogareinen gebrauchten Schecter Diamond Series DeLeo 5 in unmittelbarer Nähe, so dass ich natürlich
zugriff.
Obwohl über Schecter-Instrumente recht viel positive Resonanz im Internet
zu finden ist, erwartete ich in Anbetracht des sehr geringen Preises, den ich für einen gebrauchten DeLeo 5 gezahlt habe, nichts überwältigendes. Hinzu kam, dass der gekaufte Bass ein
Sunburst-Finish besaß. Ich mag kein Sunburst. (Aber wie schon erwähnt, wollte ich den Bass ja eh verbasteln bzw. neu lackieren.)
Erstmals in der Hand gehalten und ausführlichst begutachtet, fiel mir die
sehr gute Verarbeitung des Basses auf. Da können sich deutlich teurere Bässe von renommierten Herstellern ein Beispiel nehmen. Und es beweist: "Günstig" muss nicht zwanghaft schlecht verarbeitet
bedeuten. Dieser Bass ist aus der Schecter Diamond Serie, welche nicht wie die teureren Modelle Made in USA sind, sondern (günstiger) in Korea gefertigt werden. Trotzdem sitzt keine Schraube
schief, steht kein Bundstäbchen über (und der Bass ist Baujahr 1999 und wurde garantiert nicht im Klimaschrank aufbewahrt...) und die Spaltmaße sind auffallend klein. Kurzum: Top
verarbeitet.
Der Bass hängt angenehm ausgewogen im Gurt, eine Kopflastigkeit kann ich
nicht feststellen. Begünstigt wird dies wohl durch die Verwendung von geschlossenen Grover Stimmmechaniken, welche zwar zierlich wirken, dennoch stimmstabil bleiben.
Der Ahornhals ist mit einem s.g. Skunk-Stripe versehen und rückseitig
seiden-matt lackiert. Er liegt gut in der Hand und ist im 12. Bund noch angenehm schmal (ich bevorzuge hier aber eher ein "breites Brett"...).
Einzig die Duncan-designed Pickups (Made i(rge)n(dwo) Asia) machen einen
wackligen Eindruck und passen auch optisch nicht zum ansonsten sauberen Bild, den der Bass macht. Aber sie klingen ganz anständig. Dazu später mehr.
Bei der Brücke handelt es sich um eine massive Gussanfertigung, welche
ein seeehr langes Sustain verspricht und auch hält. Die Saitenreiter können in der Höhe und in der Lage (längsseitig) verändert werden, eine Veränderung des Saitenabstandes ist nicht
möglich.
Eigentlich wollte ich den Bass gar nicht testen, sondern gleich
"ausschlachten". Aber ich habe ihn trotzdem mal an meinen Amp angeschlossen und war überrascht, wie gut er klingt. Der Sound war sehr mittenbetont, was aber auch an den verwendeten Saiten lag.
Ein Versuch mit Flatwounds zeigte, dass der mittenreiche Ton abgemildert werden kann, jedoch nicht ganz "unterbunden" wird.
Ich versuche stets, "meinen" Sound durch Einstellungen am Bass selbst zu
finden. Daher bevorzuge ich Bässe, welche durch die Verwendung von verschiedenen Pickups, Klangvariabilität versprechen. Der DeLeo 5 besitzt einen Split-PU in der Neck-Position und einen J-Style
Pickup in der Bridge-Position. Das hört sich theoretisch gut an, es kann auch ganz gut klingen.
Die Pickups können mit einem 4-Wege Wahlschalter folgendermaßen gewählt
werden:
Der Split-PU liefert erwartungsgemäß einen erdigen Precision-Style Sound, jedoch ohne die
vordergründigen typischen Preci-Höhen, wie man sie von einem Fender Preci kennt. Der JazzBass PU in Brückennähe liefert recht drahtige Sounds, drängt sich aber nicht in Vordergrund wie der Neck
PU. Beide Pickups seriell geschaltet liefern einen "fetten" aber ausgewogenen Basssound, mit großem Bassanteil und deutlichen Mitten. Parallel betrieben verringert sich das "fette" Fundament ein
wenig, der Sound wird "hohler" und tendiert eher noch mehr zu den Mitten mit deutlichen Höhen.
Beim hinteren Poti wird ein Stacked-Poti verwendet. Mit diesem wird die Gesamtlautstärke und
der Tone eingestellt. Die Tone-Blende erlaubt kein großes Regelfeld, so dass keine großartigen Soundveränderungen einzustellen sind.
Der Bass ist ein typischer Rockbass. Er klingt ausgewogen, die H-Saite schlabbert nicht und
er setzt sich sehr gut im Gesamtsound durch. Interessant finde ich den Sound des Split-Pickups. Er weicht zwar deutlich vom "normalen" Fender-Precision Sound ab, ist aber dennoch als Preci-Sound
zu orten. Der JB-PU ist für sich allein gespielt ein wenig "unterbesetzt", da der Sound in der Bridge-PU (only) Position hörbar an Druck verliert. Beide Pickups seriell gewählt, ist der Bass
nahezu für alle Rocksongs einsetzbar.
...des Kurz-Reviews: Ein sehr guter Bass, für (relativ) wenig Geld.
Betrachtet man das, was man (gebraucht) für wenig Geld bekommt, hat man einen sehr guten
Einstiegs- und auch Bühnenbass in der Hand. Wie schon geschrieben, wollte ich den Bass ursprünglich nur für Pickup-Tests und Gestaltungsexperimente nutzen. Zunehmend zögerte ich dieses Vorhaben
hinaus. Einzig das SunBurst-Finish, über welches ich wirklich nicht hinwegsehen kann, ist noch einen Umgestaltungsversuch wert. Und es ist auch der Grund, warum ich den Bass nicht sooo oft spiele
und eher auf meine anderen Bässe zurückgreife. (Daher auch der viele Staub auf den Fotos. Sorry...)