Der Music Man Sterling fristet irgendwie neben seinen "Brüdern" aus der
Stingray-Ecke ein eher unbeachtetes Dasein. Wie schon oft erwähnt, habe ich mit einem Stingray 5 mit dem Bassspiel angefangen. Lange Zeit habe ich keine anderen Bässe beachtet, mir war nicht mal
bewusst, dass es noch andere Musicmänner gab...
Der Sterling fiel mir das erste Mal in einem Showroom auf. Mir gefiel sofort der
im Vergleich zum Stingray eher zierliche Korpus, das "handliche" Halsprofil und das in meinen Augen schönere Pickguard. Der Sound des Sterlings war vergleichsweise viel "fetter", ohne die
Stingray-typischen aufdringlichen harten Mitten.
Trotzdem sollten noch ein paar Jahre vergehen, bis ich mir einen Sterling in
meiner Wunsch-Konfiguration kaufen sollte...
Wie alle Music Man Bässen kommt der Sterling im passenden Kunststoff Hardcase
daher. Der erste Eindruck: "Wie niedlich", der wirkt wirklich zierlich!
Wie nicht anders von einem Music Man zu erwarten, ist der Bass hervorragend
verarbeitet. Nix sitzt schief, keine Tropfnasen im Lack, keine übermäßigen Spaltmaße. Na ja, bei einem Neupreis von ca. 2400 Euro sollte es zumindest so sein. Ich mag die Form des
Sterling-Pickguards, welches die "Toiletten-Sitz"-Form sehr unterstreicht. Im Gegensatz zum m.E. (Achtung: Persönlicher Geschmack!) unbeschreiblich hässlichen Pickguard des Stingray 5 passt diese
Form sehr gut zu den recht schmalen Body-Abmaßen des Sterlings.
Vergleich Fender RBV/MM Sterling 5HH
Im Vergleich zu meinem Musicman Reflex 5HSS oder Musicman SUB5 ist der Sterling mit knappen 4.2 kg sehr leicht. Der Bass hängt leicht im Gurt, neigt jedoch im Gegensatz zu den 4-saitigen Sterlings ein wenig zur Kopflastigleit.
Der abgerundete und und zu den Kanten hin flach auslaufende Body erlaubt
eine bequeme Spielhaltung, ein etwaiger Bauchansatz des Spielers wird (in gewissen Grenzen) durch ein innenseitiges Shaping berücksichtigt.
Der Hals hat ein noch flacheres Profil als der Reflex 5. In tiefen Lagen erinnert es sehr an die Abmaße von 4-Saitern. Im Spielbereich ist die Halsrückseite geölt und gewachst, was eine sehr gute und schnelle
Spielweise erlaubt. Wer jedoch Grobmotoriker-geeignete-Fender-5-Saiter-Hälse gewöhnt ist, muss hier wie schon beim Reflex 5 seine Spielweise ein wenig anpassen: Die
H- und die g-Saite liegen ein wenig näher am Griffbrettrand als bei den oben erwähnten Fender-Hälsen. Hinzu kommt, dass die Bünde vergleichsweise ein wenig stärker abgerundet sind, so dass bei
einer "Hau-Ruck"-Spielweise schnell mal die Saiten abrutschen...
Aufgrund dessen, dass die Kopfplatte nicht nach hinten geneigt ist, wird zum
Erreichen des notwendigen Andruckes der Saiten ein Saitenniederhalter für die D- und A-Saiten verwendet.
Wie bei mittlerweile allen Music Man Bässen wird auch beim Sterling ein s.g. "Compensated Nut" (Saddle) eingesetzt. Dieser erlaubt eine saubere Intonation, was sich insbesondere beim Spiel mit Leersaiten bemerkbar macht.
Ich mag die etwas gestrecktere Head-Form des Sterlings. Im Gegensatz dazu
wirken die Fender- oder Stingray-Heads recht plump dagegen...
Der Sterling ist mit einer 9 Volt Elektronik ausgestattet. Von allen
meinen Bässen (ich spiele fast ausschließlich aktive Bässe...) ist dies der Bass mit dem höchsten Output-Level. Keine Ahnung warum, selbst der Output der recht "starken" 18 Volt Preamps meines
Reflex oder des Bongos verblassen dagegen.
Die Sterlings (5-Saiter) sind in folgenden Konfigurationen erhältlich:
Single Humbucker
Humbucker / Piezo
Humbucker / Humbucker
Humbucker / Single Coil
Der Sterling ist nun der sechste Musicman, den ich besitze/besaß. Angefangen haben ich mit einem (geliehenen) Stingray 5H, der "Urform" eines Stingrays. Später habe ich mir einen Stingray 5HH und einen SUB5 gekauft. Alle drei Bässe klangen mehr oder weniger recht ähnlich. Stingray-typisch dominierten die harten Mitten den Sound, die sich im Bandkontext manchmal etwas zu sehr in den Vordergrund spielten. Die tlw. penetranten Mitten-Lastigkeit trieb mich dazu, zeitweise ins Fender-Lager zu schwenken. So habe ich eine Zeit lang nur Fender Bässe gespielt, da mich der Music Man-Sound nervte.
Der Sterling liegt Sound-mäßig irgendwo zwischen meinem geliebten Fender Roscoe Beck V und dem typischen Stingray Sound. Der Grundsound des Sterlings geht deutlich mehr in die Bass-Ecke, ohne jedoch die Music Man-typischen Mitten außer Acht zu lassen.
Der 5-Wege Schalter lässt folgende Pickup-Schaltungen zu:
Anders als beim Stingray 5HH sind hier die Coils der Humbucker seriell
geschaltet. Dadurch ergibt sich ein insgesamt deutlich Bass-lastigerer Sound. In hinterster Stellung, also Coil 1 und 2 des Bridge-Humbuckers (seriell) liefert der Bass einen fetten Bass-lastigen
Sound, vermengt mit angenehmen Mitten und ein paar Höhen. Den Sound empfinde ich deutlich weicher als den eines Stingrays.
In Schalterstellung 2 (Coil 1 und 4) klingt der Bass sehr Jazz-Bass-mäßig
"kehlig". Ich mag den Sound, er setzt sich im Bandgefüge sehr gut durch und passt in 90% der Fälle sehr gut.
Schalterstellung 3 ergibt einen recht fetten Sound, der manchmal zu bassig
erscheint.
Der 3-Band EQ erlaubt wie bei meinen anderen Music Man-Bässen ebenfalls großen
Einfluss auf den Sound des Basses
Alle drei EQ-Bänder greifen sehr wirkungsvoll ein. Die Centerstellung
wird durch eine Poti-Rasterung markiert. Meistens spiele ich mit Poti-Center-Stellung, denn großartige EQ-Veränderung bedarf es eigentlich nicht.
Der Bass macht Spaß. Er bietet aufgrund seiner Body-Abmaße und seines Halsprofils ein sehr spielfreudiges Handling. Hat man sich erst an die gewisse Kopflastigkeit gewöhnt, liegt er sehr gut in der Hand und spielt sich richtig gut. Der Sound des Sterlings liegt im Bereich zwischen einem "Typisch Stingray" und "anders klingender Bongo".
Man kann nur hoffen, dass der eh schon verhaltene "Ruf" des Sterling nicht durch die Namensgleichheit zu den auf ganz anderem Niveau angesiedelten Sterling by Music Man-Bässen leidet.
12/2014