Quilter Interbass

Meine Bandkollegen haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ich alle 2...3 Proben einen anderen Amp mitschleppe, um ihn ausgiebig im Bandkontext zu testen. Oftmals schenken sie meinen neuesten Errungenschaften keine Aufmerksamkeit mehr. Als ich den Quilter Interbass das erste Mal während einer Probe spielte, fielen mir die suchenden Blicke meiner Mitmusiker auf. Nach ein...zwei Songs erkundigten sie sich dann, wo denn mein Verstärker sei. Ich zeigte auf das kleine rote Teil oben auf meiner Boxenkombination und nun zeigten sich erstaunte Gesichter. Warum?

Übersicht

  • Bauform: Mini-Verstärker im Metallgehäuse
  • Technik: Transistor
  • Maße: 125 x 90 x 34 mm (BTH)
  • Gewicht: 0,35 kg
  • Leistung: 45 / 33 / 17 Watt (4/8/16 Ohm)
  • Eingänge: Instrument Klinke
  • Ausgänge: Speaker (Klinke), Balanced Line Out (Klinke), Send/Return (Klinke)
  • Klangregelung: Depth, Woof, Snap, SpeakerSim
  • Sonstiges: externes Netzteil

Ich habe etwas überlegen müssen, unter welcher Rubrik ich dieses Review schreiben soll. Effekt? DI-Box? Ich habe mich dann doch für Amps entschieden, da der Interbass wohl hauptsächlich einen Standalone-Amp darstellen soll.

Die Abmaße sind vergleichsweise mal etwas gaaanz anderes. Quilter hat seinen neuesten Mini-Amp derart geschrumpft, dass er in ein ganz normales BB-Gehäuse passt. Dieses stabile Gehäuse besteht aus Metall und wurde mit einem festen, rot leuchtenden Farblack versehen.

Zur Stromversorgung wird ein externes Netzteil (24 Volt, 3A) mitgeliefert. Dieses ist auch notwendig, denn selbst neueste mir bekannte Board-Netzteile liefern keine ausreichende Stromstärke, um den Interbass versorgen zu können. Eigentlich schade, denn die Abmaße des Kleinen schreien förmlich danach, ihn auf dem Effektboard zu platzieren, wobei dann aber das mitgelieferte Netzteil verwendet werden muss.

So viel Amp in einem so kompakten Gehäuse bekommt man nur mit SMD-Technik untergebracht. Weil nur begrenzt Platz vorhanden ist, hat man anstatt eines XLR-Ausganges eine Klinkenbuchse für das Balanced Line-Out Signal verwendet. Dieser Line Out kann auch als Headphone Out genutzt werden. Die Signalverstärkung kann per Kippschalter aktiviert werden.

Zum üben im stillen Kämmerchen fehlt es m.E. aber über einen AUX-in, der es erlauben würde, eine externe Signalquelle (z.B. einen MP3-Player) einzuspielen.

Für den Anschluss einer Box steht ebenfalls eine Klinkenbuchse zur Verfügung. Richtigerweise wird bei der Beschriftung des Ausganges darauf hingewiesen, dass hier auch nur Boxen angeschlossen werden sollen. Bei der Verwendung des Interbass auf einem Effektboard kann es schnell dazu kommen, dass man diesen einfach in die Effektkette integrieren möchte. Aber dann liegt doch ein etwas höherer Strom am Speaker-Out an, der nicht sooo verträglich für nachfolgende Effekte sein könnte...

Trotz aller Enge verfügt der Quilter sogar über einen Effektweg, der frontseitig angeordnet wurde

Für die Klangformung kann ein 3-Band Equalizer genutzt werden. Bässe können bei 100 Hz, Mitten bei 300 Hz und Höhen bei 1 kHz betont oder gesenkt werden. Auf den ersten Blick mag diese Aufteilung der Frequenzbänder etwas ungewöhnlich erscheinen, jedoch sind mit diesen drei Potis weite Eingriffe im Sound des Interbass möglich.

Mit einem Kippschalter FR / VINT kann bestimmt werden, ob ein Fullrange Signal oder ein Signal mit abgesenkten Höhen an den Ausgängen anliegen soll. Die typische Badewanne wird nicht mit VINT eingestellt, es werden jedoch die Höhen deutlich abgesenkt, was den Sound ein wenig mumpfiger erscheinen lässt. 

Praxis / Sound

Ehrlich gesagt habe ich nicht allzu hohe Erwartungen an den Quilter Interbass gehabt. Ich kenne ein...zwei ähnliche Konzepte, die sich aber eher an Gitarristen richteten. Diese waren m.E. zur Bassverstärkung nicht geeignet, da die minimale Leistung schnell zum limitierenden Faktor bei der Tauglichkeit wurde.

Ich habe den Interbass zuerst zu Hause über eine 410er (8 Ohm) gespielt und war dann doch erstaunt, wie bullig der erste Flat-Sound klang. Ich habe dann den Gain und Master immer weiter aufgedreht, in der Erwartung, dass der Sound jetzt schnell einbrechen wird. Nein, der Sound bliebt clean und definiert. Und das, obwohl der Amp laut Manuel an 8 Ohm noch nicht einmal seine gesamt Leistung entfaltet.

Ich habe mich schon oft vom Sound der Amps täuschen lassen, die zu Hause gut klangen, im Bandkontext dann aber total versagten. Also habe ich den Interbass bei der oben geschilderten Probe an einer 410+115 Boxenkombination gespielt. Hier stand nun an 4 Ohm die angegebene Maximalleistung von 45 Watt zur Verfügung. Wir sind zwar eine diszipliniert aber dennoch laut spielende Band, aber der Interbass ging nicht im Gesamtsound unter. Der Grundsound ist relativ Bass-lastig, so dass ich die Bässe ein wenig absenken und die Mitten betonen musste, damit es nicht zu sehr matschig wird.

Natürlich bemerkt man, dass die Leistungsgrenze erreicht wird. Bei der während der Probe abgeforderten Leistung hört man, dass nicht "mehr drin" ist. Der Sound verlässt den cleanen Bereich und eine leichter Overdrive ist zu hören. Dieser setzt nicht abrupt ein und klingt auch nicht unangenehm kratzig. Aber er führt dazu, dass mit zunehmender Leistungsanforderung die Durchsetzungsfähigkeit im Bandkontext abnimmt.

Trotzdem fand ich es erstaunlich, wie "laut" der Interbass sein kann. Das hätte ich dem Kleinen wirklich nicht zugetraut.