Music Man HD 150 One Fifty

die Marke Music Man zunächst nach der Gründung der Firma durch die Herstellung von Verstärkern bekannt. Erst ein paar Jahre später kam der heute bei Bassisten wohlbekannte Stingray dazu.
Mit dem 1974 vorgestellten Sixty Five ging Music Man zudem einem zu der Zeit zwar nicht neuem, aber eher unüblichen technischem Konzept nach, indem sie die Vorstufe Transistor-basierend konzipierten, welche von einer Röhren-Endstufe verstärkt wird. Man wollte einen möglichst cleanen Sound produzieren und versprach sich durch die Verwendung von Transistoren einen cleanen "ungefärbten" Sound. Leistungsstarke Transistor-Endstufen waren zu der Zeit nicht das Nonplusultra, technisch gesehen wogen sich Vor- und Nachteile gegenüber dem bewährten Röhrenendstufen-Konzept auf.

 

Mit dem HD 75 und insbesondere dem HD150 wurden die Amps auch interessanter für Bassisten. Sie verfügten über zwei unterschiedlich ausgelegte Kanäle (ein Kanal war für die Bass-Klangregelung ausgelegt) und ausreichend Leistung.

Übersicht

  • Bauform: Verstärker im Holzcase
  • Technik: Transistor / Röhre
  • Maße: 570 x 220 x 200 mm (Breite x Höhe x Tiefe)
  • Gewicht: 19 kg
  • Leistung: 75/150 Watt (wählbar) an 4 Ohm oder 8 Ohm
  • Eingänge: Klinke "Normal", Klinke "Bass"
  • Ausgänge: Speaker (Klinke)
  • Klangregelung: je Kanal Bass, Mitten, Höhen, Normal/Bright/Deep Preset schaltbar

Konzept

Für das robuste und Road-taugliche Holzcase wurde 19 mm starkes Schichtholz verwendet, das verwendete Tolex zeigt auch nach knappen 35 Jahren nur wenige Gebrauchsspuren. Lediglich die Metallecken sind mit einer leichten (Rost)-Patina überzogen. Dies scheint bei Music Man Amps aber "normal" zu sein. Bei den fünf mir bekannten Amps waren diese "Altersspuren" vorhanden.

 

Mit knappen 17 kg gehört der 100B nicht zu den schwersten Amps. Ein oberseitig angebrachter Tragegriff erleichtert den Transport des Verstärkers, welcher über vergleichsweise kompakte Abmaße verfügt.
Ebenfalls erstaunlich: Bei allen von mir getesteten Music Man Amps aus den 80ern funktionieren die Potis ohne Krachen/Kratzen, wie man es von so manchen Amp jüngeren Datums gerne kennt.

Für das Chassis wurde stabiles 2 mm starkes und verwindungssteifes Blech verwendet.

 

 

Spätestens ein Blick ins Innere des Amps offenbart...

 

 

...Music Man setze bei der Entwicklung seiner Amps auf Transistoren in der Vorstufe. Lediglich die Endverstärkung setzt auf die Verwendung von Röhren. Um maximal 150 Watt aus vier 6L6 Röhren zu quetschen, arbeiten im Innern des Amps sehr hohe Ströme, die die verwendeten Röhren (fast) an ihre Leistungsgrenzen bringen.

Der Preamp des HD One Fifty ist zweikanalig aufgebaut. Der mit "Normal" bezeichnete Kanal soll bei Verwendung als Gitarrenamp herhalten.

Zur Steuerung der Eingangsempfindlichkeit steht ein Gain-Regler zur Verfügung. Mit Hilfe eines Kippschalters kann ein Bright-Preset aktiviert werden, welches die Hochmitten sowie die Höhen betont, die Bässe ganz leicht absenkt. Zur weiteren Klangformung kann ein 3-Band Equalizer genutzt werden.

 

Der mit "Bass" bezeichnete Kanal richtet sich an die Bassisten:

Die Klangformung ist wie im Normal-Kanal aufgebaut, die einzelnen EQ-Bänder sind ein wenig anders abgestimmt. Hinzu kommt ein schaltbares Deep-Preset. Dieses senkt die Mitten ab und betont gleichzeitig die Bässe und leicht die Höhen.

 

Der Standby-Schalter beinhaltet gleichzeitig die Möglichkeit, die gewünschte Leistung des Amps zu wählen:

In Position "Hi" leistet der Amp 150 Watt, in Stellung "LO" jedoch "nur" 75 Watt. Ein interessantes Feature für diejenigen, die den Amp ein wenig "kitzeln" wollen. Dazu später mehr...

 

Die Rückseite ist nahezu puristisch aufgebaut:

Ein Kippschalter dient als Ein/Aus-Schalter, mit einem zweiten Kippschalter dient zur Anpassung der Impedanzen (4 oder 8 Ohm).

Boxen werden an den beiden vorhandenen Klinkenausgängen angeschlossen.

Achtung! Anders als sonst üblich sind diese beiden Ausgänge seriell verschaltet!

Sound

Ich nutze den HD One Fifty als Bassamp, daher gelten folgende Aussagen nur aus dieser Sicht!

 

Transistoren in der Vorstufe? Das muss doch "kalt" und "steril" klingen! Na ja, mittlerweile haben es ja einige andere Hersteller, welche ebenfalls auf Transistoren basierende Preamps in ihren Amps verwenden, gezeigt, dass dem nicht so sein muss. Der Grundsound des Music Man HD One Fifty ist alles andere als "kalt" und "steril". Er neigt nicht wie viele Vollröhrenamps zu einer Überzeichnung der Bässe. Im Gegenteil, der Amp klingt recht ausgewogen mit einer leichten Betonung der Mitten. Im Vergleich zu einem Fender Bassman 100 klingt der HD 150 deutlich neutraler und dabei deutlich "straffer" und "direkter". Erstaunlich finde ich auch bei diesem Music Man Amp, wie nebengeräuscharm dieser selbst bei aberwitzigen Poti-Stellungen bleibt.


Der 3-Band Equalizer ist völlig ausreichend, wenn es darum geht, den Sound des Amps den räumlichen Gegebenheiten anzupassen. Das Bright-Preset greift für meinen Geschmack ein wenig zu heftig ins Soundgeschehen ein, die Höhen schnellen dadurch zu sehr in den Vordergrund. Ganz hilfreich finde ich dagegen das Deep-Preset. Es entsteht die typische EQ-Badewanne, die den Sound dicker und breiter erscheinen lässt.

Ob man den Amp jetzt mit 75 oder 150 Watt betreibt, kann man anhand der "Lautstärke" nicht auf den ersten Blick unterscheiden. In beiden Leistungsklassen kann sich der Amp (an entsprechenden Boxen) abartig laut im Bandgefüge durchsetzen.

Der Amp klingt irgendwie nie wirklich clean, ein wenig "brizzeln" ist immer vorhanden. Dieses verstärkt sich ein wenig im 75 Watt Modus, wirklich "zerren" kann man dies aber nicht nennen.

Erst bei sehr hohen Lautstärken ist eine deutlichere Zerre zu vernehmen. Und selbst diese "Zerre" klingt ebenfalls nicht "kalt/kratzig/sägend" sondern recht weich/harmonisch.

Fazit

Das damalige "Flaggschiff" der Music Man Amps wurde von 1980 bis 1984 in relativ hoher Stückzahl hergestellt. Als Bassamp konnten sie sich nicht wirklich durchsetzen, bei den Gitarristen waren sie, wie andere Music Man Amps auch, recht beliebt.

Leider fehlen dem Amp ein paar wünschenswerte Features, wie z.B. ein Effektweg oder ein Direct Out, denn klanglich weiß der Amp zu überzeugen.