Fender Bassman 135

Die Geschichte der Fender Bassman Amps geht weit zurück bis in die 1950iger Jahre. Diese Amps sind recht einfach aufgebaut und genießen aufgrund ihrer robusten Bauweise, ihrer Zuverlässigkeit und des soliden Tons einen guten Ruf im Bassisten, aber auch im Gitarristenlager.

Mein erster Amp war ein Ampeg SVT CL. Aber nur kurze Zeit später machte ich erste Bekanntschaft mit einem Bassman 100. Der stellte sich schnell als ein Montagsmodell heraus, ständig gab es etwas zu reparieren. Den Ton mochte ich. Wenn der Amp mal funktionierte...

Wie viele Bassisten in ihrer Anfangszeit dachte auch ich, dass man nur gehört wird, wenn man mindestens einen 300 Watt leistenden Amp auf die Bühne stellt. Also musste ein Bassman 300 Pro her. Ein super Amp, er klang jedoch anders als der Bassman 100. Laaange Zeit später wurde mir ein stark restaurationsbedürftiger Super Bassman angeboten. Es handelt sich hierbei nicht um die leistungsgesteigerte Variante des Bassman 100T, sondern um den Vorgänger des allseits bekannten Bassman 100. Fast parallel dazu konnte ich einen Bassman 135 erwerben.

Übersicht

Bauform: Topteil im Holzgehäuse
Technik: Röhre

Leistung: 135 Watt (4 oder 8 Ohm)
Maße: 66 x 22 x 24 (cm BxHxT)
Gewicht: 20,5 kg
Röhrenbestückung: 4 x 6L6, 2 x 7025, 1 x 12AT7
Klangregelung: Volume, Bass, Middle, Treble, Deep, Bright
Leistung: 135 Watt (4 oder 8 Ohm)

Konzept

Der oben gezeigte Amp ist Baujahr 1982. Man findet auf dem aus dickem Holz gefertigtem Gehäuse nur wenige Spuren des Gebrauchs. Der Tolex-Bezug ist an einigen Stellen durch unsanfte Stöße eingedrückt. Die Schrauben und Beschläge haben ein wenig Flugrost angesetzt. Der Amp funktioniert jedoch einwandfrei. Kein Poti kratzt, das oftmals bei anderen Amps älteren Baujahres vorhandene laut krachende Geräusch beim drehen von Potis liegt nicht vor. Ebenfalls erfreulich: Nur ein geringes Grundrauschen ist zu vernehmen. Auch kein "Normalfall" für einen fast 40 Jahre alten Amp.
Das aus dickem Metallblech gefertigte Chassis des Amps beherbergt nur wenige Bauteile:

Durch die außermittige Anordnung der Trafos finde ich den Tragekomfort des Amps ein wenig eingeschränkt. Mit seinen knapp 20 kg gehört der Amp jetzt nicht zu den Schwergewichten unter den Röhrenamps, so dass er recht Transport-freudig erscheint. Aber nutzt man den oberseitig angebrachten Tragegriff, kippt der Amp unweigerlich in eine Richtung und hängt somit schief im Griff...

Wie schon beim Vorgängermodell ist der Preamp des 135 zweikanalig aufgebaut.

Kanal 1 ist mit Bass Instrument betitelt. Zwei Klinkeneingänge stehen zur Verfügung, um einen Bass anzuschließen. Dabei dient Anschluss 2 für Instrumente mit einem höheren Output. Während beim Bassman 100 der Bass-Kanal nur über Zweiband-Klangregelung verfügen, wurde dem Bassman 135 zusätzlich eine Regelung für das m.E. wichtige Mittenband spendiert. Mit einem Schiebeschalter Deep können die Tiefen zusätzlich betont werden.

Der "Normal" Kanal verfügt ebenso über zwei Klinkeneingänge, wobei auch hier der zweite Anschluss für Instrumente mit höherem Output verwendet werden sollte. Wie der Bass-Kanal kann der Sound auch hier mittels eines 3-Band Equalizers eingestellt werden, mit einem Schiebeschalter können die Höhenanteile im Sound in den Vordergrund gerückt werden. Eigentlich sollte der Normal-Kanal zur Verstärkung von Gitarren dienen. Durch das Patchen der Eingänge der Kanäle 1 und 2 kann man etwas weiter in Soundgeschehen eingreifen. Dazu stöpselt man den Bass in einen Kanal direkt ein und die zweite Eingangsbuchse verbindet mit einem kurzen Klinkenkabel mit dem Input des anderen Kanals. Den Anteil der Kanäle kann man durch den jeweiligen Volume-Regler einstellen, die Wiedergabelautstärke ist dann am Master-Volumen-Regler einstellbar.

 

Die Rückseite des Amps bietet folgende Anschlüsse:

Die Boxen können über zwei Klinkenbuchsen angeschlossen werden. Es muss jedoch beachtet werden, dass die minimale angeschlossene Impedanz über 4 Ohm verfügen muss. Anders als bei den meisten Amps sind beide Anschlüsse seriell verschaltet. D.h. wird eine Box mit einer Impedanz von 4 Ohm verwendet, schließt man diese am SPEAKER Ausgang an. Wird eine weitere 4 Ohm Box verwendet, schließt man diese am EXT. SPKR. Ausgang an. Durch einen internen Schalter werden beide Buchsen an den 8 Ohm Abgriff des Ausgangsübertragers gelegt. Möchte man jedoch nur eine 8 Ohm Box anschließen, schließt man diese an einen der beiden Ausgänge an, muss jedoch gleichzeitig einen Dummy-Stecker in die zweite Buchse stecken.

Line / Recording stellt ein Signal des Preamps zur Verfügung, welches direkt an ein Mischpult oder an einen weiteren Verstärker geschickt werden kann.

Ich mag keine rückseitig angebrachten Netzschalter bzw. Standby-Schalter. Leider findet man diese bei vielen Amps älteren Baujahrs auf der Rückseite der Amps. Zur besseren Ertastbarkeit sind die Schalter jedoch unterschiedlich geformt. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass man die Schalter verwechselt. Geschadet hat es bisher nicht...

Etwas kritischer kann es beim Wahlschalter der Netzspannung werden. Der Drehschalter verfügt nur über einen relativ geringen Drehwiderstand und es könnte leicht zu einer Fehleinstellung kommen, die schnell zum Totalschaden des Amps führen könnte. Daher haben viele Bassman-User nach der Wahl der ortsüblichen Netzspannung den ansonsten schönen roten Drehknopf entfernt.

Bei einem Röhrenwechsel müssen keine gematchten Röhren verwendet werden. Liegen die Werte der Röhren jedoch auseinander kann ein unerwünschtes Netzbrummen auftreten. Um dies zu minimieren dienen die Potis OUTPUT TUBE MATCHING und HUM BALANCE. Ich würde trotzdem empfehlen, ein matched Quartett 6L6 zu verwenden. (Ein Quartett guter Röhren kostet ca. 70...90€.) 

Praxis & Sound

In meiner Amp-Sammlung befinden sich u.a. ein Fender Super Bassman (quasi baugleich mit einem Bassman 100), ein Studio Bass sowie ein Bassman 100T. Ich mag den weichen und unaufdringlichen Sound des Super Bassmans. Genau diesen Sound habe ich mir vom Bassman 135 erhofft. Enttäuscht wurde ich zwar nicht, aber der Bassman 135 klingt ´ne Spur anders. Die Familie ist zu hören, jedoch klingt der Bassman 135 deutlich definierter und nicht ganz so "bauchig" wie der Super Bassman. Durch seinen Grundsound sitzt der 135er besser im Gesamtsound.

Ich nutze fast ausschließlich Music Man Bässe, die ohnehin über recht kräftige Mitten verfügen. Der Music Man Sound harmoniert m.E. sehr gut mit den Bassman-Amps. Der Sound wirkt geradlinig, ohne eine Überzeichnung eines Frequenzanteils.

Wie schon beim Super Bassman überzeugt die vergleichsweise geringe Power der Amps. Diese reicht vollkommen aus, um den Sound auch in hohen Lautstärken im Clean-Bereich zu belassen. Man sollte jedoch nicht außer Acht lassen, dass man dazu nicht gerade die kleinsten Boxen anschließen sollte. Richtig laut werden kann der Amp nur bei entsprechender Membranfläche.

Der Equalizer arbeitet recht zahm. Großartige Soundsprünge sind nicht zu erwarten, die Anpassung an die Raumakustik ist jedoch machbar.  

Fazit

Ein Fender Bassman 100 bzw. 135 stellt für mich einen sehr guten Einstieg in die Welt der Röhrenamps dar. Sie werden relativ oft und auch für einen vergleichsweise erschwinglichen Preis auf den Gebrauchtmärkten angeboten. Die Amps sind übersichtlich und robust aufgebaut, so dass eine eventuelle Reparatur auch immer noch möglich ist.

Mit seinen 135 Watt stellt der Bassman 135 ein wenig mehr Leistung als seine langjährig bewährten Kollegen zur Verfügung, die sich aber m.E. nicht so gewaltig auf die zu erwartende Lautstärke auswirkt.